Das Integrierte Klimaschutzkonzept (IKSK) der Samtgemeinde Bothel ist einen wichtigen Schritt nach vorne gekommen. Der Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Planung hat das Konzept mit seinen rund 150 Seiten Umfang einstimmig empfohlen. Der finale Beschluss, der aus dem Papier einen Leitfaden mit Projekten zur Klimaneutralität für die Samtgemeinde macht, wird im Samtgemeinderat fallen. Dass Klimaschutz eine Notwendigkeit und kein Luxus ist, ist unumstritten. In der Politik gab es am Dienstagabend nur wenige Nachfragen, dafür aber viel Lob für die Arbeit von Klimaschutzmanager Benjamin Hufeland.
Seit 2023 wird am Klimaschutzkonzept für die Samtgemeinde gearbeitet. Hufeland ist sozusagen auf einen fahrenden Zug aufgesprungen, denn er hat die Stelle erst im Frühjahr nach dem Weggang seiner Vorgängerin übernommen und das IKSK in wenigen Monaten auf die Zielgerade gebracht und dabei unter anderem das vorangetrieben, was für ihn ein zentrales Element ist: die Bürgerbeteiligung. Ohne Bürgerinnen und Bürger aber auch ohne Wirtschaft und Unternehmen würde die Samtgemeinde ihr Ziel der Klimaneutralität bis 2045 niemals erreichen, so Hufeland. Auch dann nicht, wenn Politik und Verwaltung mit gutem Beispiel vorangehen und jedes öffentliche Gebäude energetisch auf Vordermann bringen. „Das Engagement der Bürgerinnen und Bürger ist der entscheidende Hebel“, sagte der Klimaschutzmanager.
Zu Beginn der Beratungen nannte er die Zahlen, die zurzeit Bestand haben: In der Samtgemeinde werden pro Jahr 249 Megawattstunden Energie verbraucht. Der Kohlendioxidausstoß liegt bei rund 86 900 Tonnen im Jahr. „Wenn wir nichts tun, werden wir das Ziel der Klimaneutralität also nie erreichen“, so Hufeland. Wo können wir ansetzen, wo sind effektive Maßnahmen möglich?, sei eine der Kernfragen im IKSK. Die Dämmung von Gebäuden sei das eine, doch genauso wichtig seien Projekte zum ÖPNV, zur Schaffung von mehr Ladeeinrichtungen für E-Fahrzeuge und – das betont der Klimaschutzmanager immer wieder – die Einbindung der Öffentlichkeit und Bildungsarbeit. Benjamin Hufeland ist trotz der gigantischen Aufgabe der Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 optimistisch: „Wenn wir alles so umsetzen wie geplant, dann werden wir mit einer 98-prozentigen Wahrscheinlichkeit unsere Ziele erreichen. Es wartet aber noch viel Arbeit auf uns“, betonte der Klimaexperte. Weil im Vorfeld des Konzepts viel Kontakt zu den Menschen bestanden habe, würden die Maßnahmen von Klimafolgeanpassung bis hin zu E-Mobilität ausreichend Rückhalt bei den Menschen in der Samtgemeinde finden, ist der Eindruck des Klimaschutzmanagers. „Die Beteiligung wächst“, sagte er. Und einiges, wie etwa die Umrüstung der Beleuchtung auf LED oder auch die Fertigstellung des Fidi-Boohn-Wechs sei schon geschafft. Dass es Handlungsfelder, Maßnahmen und Ziele gibt, ist das eine. Doch Bestandteil des Klimaschutzkonzeptes für die Samtgemeinde Bothel ist auch das Controlling. Wie viel Energie wird eingespart, wie viel Kohlendioxid wird weniger ausgestoßen? Darauf müsse es fortlaufend Antworten geben. Im Blick müsse aber auch beim Controlling bleiben, wie die Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern läuft. Infoveranstaltungen solle es weiterhin geben. Die würden auch dabei helfen, das notwendige Vertrauen aufzubauen und Hürden im Gegenzug abzubauen. Das Klimaschutzkonzept wird nach der nächsten Ratssitzung fertig sein und muss dann dem Fördermittelgeber in Berlin vorgelegt werden. Dort muss das Papier aus der Samtgemeinde bis spätestens am 31. Dezember vorliegen. Das wird klappen, ist Benjamin Hufeland überzeugt. Dass er erst im Frühjahr die Arbeit übernommen habe und das IKSK jetzt fertig ist, wurde ausdrücklich gelobt. Über Langeweile konnte sich der Klimaschutzmanager wahrlich nicht beklagen. „Auf halber Strecke übernommen und rechtzeitig fertiggestellt, großartig“, sagte etwa Samtgemeindebürgermeister Dirk Eberle. Eine nur kurze Diskussion im Ausschuss zeigte, dass es nicht bei einem Papier bleiben kann – das wäre ein Papiertiger. Sabine Holsten (GRÜNE/BLM/FDP) brachte die Frage auf, wie es in Zukunft eigentlich mit neuen Baugebieten und -projekten aussehe. „Einfamilienhäuser sind schließlich klimaschädlich.“ Auch Bauleitplanung sei wichtig für den Klimaschutz, so Benjamin Hufeland. Wobei, darauf wies Volker Behr als Leiter der Bauverwaltung hin, erstelle die Samtgemeinde nur die Flächennutzungspläne. Was konkret gebaut werden könne, werde in den Bebauungsplänen auf Ebene der Gemeinden entschieden. „Die können festlegen, wenn sie nur Mehrfamilienhäuser in einem neuen Baugebiet wollen“, so Behr. Und Gabriele Hornhardt (GRÜNE/BLM/FDP) wünscht sich, dass bei der Fortschreibung des IKSK, die notwendig sein wird, zukünftig die Landwirtschaft als eigener Bereich erfasst wird. TOM KREIB