Eine Umfrage soll klären, wie groß das Interesse ist - VON JUDITH TAUSENDFREUND

Ein Mini-Supermarkt für Helvesiek

Viele Helvesieker wünschen sich eine bessere Nahversorgung. Kann ein Bremer Startup helfen? ©dpa

Helvesiek – 837 Menschen leben, zumindest laut einem Wikipedia-Eintrag von 2021, in der kleinen Gemeinde Helvesiek. Bekannt ist der Ort für die Speisepilzzucht, die hier betrieben wird, auch die Entsorgungsanlage ist landkreisweit bekannt. Der Ort verfügt über eine Feuerwehr und über ein Dorfgemeinschaftshaus. Doch in Sachen Infrastruktur sieht die Lage vor Ort überschaubar aus. Ein Kindergarten wird betrieben, die Schulkinder müssen in die Nachbarorte fahren. Diese müssen ebenfalls angefahren werden, wenn es um die Versorgung mit Nahrungsmitteln geht – denn eine klassische Einkaufsmöglichkeit fehlt.

Daher müssen die Anwohner zum Beispiel nach Lauenbrück fahren, dort gibt es einen Edeka-Laden. Alternativ kann auch Scheeßel angesteuert werden, hier sind direkt mehrere Supermärkte, aber auch Bäckereien und Fleischereien, in denen eingekauft werden kann. Auch Sittensen ist nicht weit – doch für alle diese Wege muss das Auto bemüht werden.

In Helvesiek war lange Zeit die örtliche Bäckerei Brunnen-Müller der „Hotspot“ in Sachen Nahversorgung. Doch im vergangenen Jahr wurde der Betrieb eingestellt. „Der ehemalige Bäcker hat keine Nachfolger gefunden, auch der Personalmangel ist ein großes Problem“, weiß Helvesieks Bürgermeister Merten Lüdemann. Er erinnert sich auch, dass es vor etwa zehn Jahren noch ein kleines Lädchen im Ort gab. Aktuell gibt es einige Landwirte, die ihre Waren mit einem kleinem Hinweisschild anbieten. Kartoffeln, Zwiebeln, Eier oder Marmelade, das sind die Lebensmittel, die man hier zu Fuß einkaufen kann – mehr allerdings nicht.

Offensichtlich gibt es jedoch einige Bürger, die genau diese Situation angehen wollen. Alexander Quast, stellvertretender Bürgermeister im Ort, ist in jüngster Vergangenheit mehrfach auf das Thema angesprochen worden. Im Zusammenhang mit der Nachnutzung des alten Feuerwehrhaus stand ebenfalls die Überlegung im Raum, dort einen Supermarkt anzusiedeln. Diese Idee wurde inzwischen verworfen, der Wunsch nach einem Supermarkt ist allerdings noch da.

„Es geht um die Frage, ob wir im Kernort eine Nahversorgung aufbauen können“, so Quast. Ein möglicher Anbieter für die Installation eines Mini-Supermarkts wäre die Bremer „myEnso Supermarkt GmbH“. Das Unternehmen ist als Online-Supermarkt im Netz zu finden, bietet aber auch ein Konzept für „Tante Enso Mini-Supermärkte“ auf dem Land an. „Zunächst hatten wir uns ähnliche Anbieter aus Nordrhein-Westfalen und der Pfalz angesehen, dann aber überlegt, dass wir gerne mit einem Unternehmen, welches hier in regionaler Nähe ansässig ist, kooperieren würden.“ Das Konzept von „myEnso“ richtet sich explizit an Kommunen, in denen weniger als 5 000 Einwohner leben. An diesen Standorten siedeln sich keine großen Lebensmittelketten an, da es einfach zu wenig Käufer gibt – was auch in Helvesiek so ist.

Das Startup-Unternehmen ist genossenschaftlich organisiert, potenzielle Interessenten können Teilhaber des Unternehmens werden. Damit das Konzept, welches bis zu 3 000 Artikel vor Ort und das als 24/7-Sofortkaufangebot verspricht, funktioniert, müssen allerdings mindestens 300 Genossenschaftsanteile in Höhe von je 100 Euro verkauft werden. In Helvesiek müssten sich demnach etwa ein Drittel der Bevölkerung für ein solches Konzept entscheiden, damit die Idee funktioniert.

„Wir möchten dann auch prüfen, ob die Landwirte, die bisher im Ort ihre Produkte verkaufen, diese dann über den neuen Supermarkt verkaufen können“, so Quast weiter. Die jetzt im Dorf verstreuten Angebote würden dann gebündelt an einem Ort zur Verfügung stehen. Grundsätzlich ist das mit dem Konzept von „myEnso“ kombinierbar, allerdings müssen die Landwirte dauerhaft liefern können. „Diese Details können wir erst klären, wenn wir wissen, ob wir die Grundidee weiter verfolgen“, ergänzt Quast. Um das zu klären, entwirft er einen Umfrageflyer und stellt diesen dem Rat vor. Wenn das Gremium mit dem Entwurf einverstanden ist, wird der Flyer an die Bürger verteilt. Diese können dann angeben, ob eine Nahversorgung wünschen. Auch wird gefragt, ob Interesse an einer Mitgestaltung vorliegt und nicht zuletzt geht es um die Frage, ob die Bürger ein solches Projekt mit je mindestens 100 Euro, etwa als Genossenschaftsanteil, unterstützen. „Die Angaben sind natürlich freiwillig“, betont Quast. Auf das Ergebnis der Umfrage können die Bürger jetzt schon gespannt sein – schließlich wäre ein Mini-Supermarkt sicherlich eine echte Bereicherung für den Ort.