Finteler Verkehrsverein wünscht sich Kompromiss mit Brüssel - Von Jens Loës

Zugang für alle

Heino Peters möchte den Schulwald für die Öffentlichkeit erhalten. Foto: Jens Lou00ebs ©

Fintel. Taufgottesdienste, Kindergarten- und Schulprojekte – der Schulwald bei Fintel ist fester Bestandteil des kulturellen Lebens vor Ort. Allerdings könnten weitere Veranstaltungen künftig schwierig werden, denn dieses Gebiet soll Teil des neuen Flora-Fauna-Habitats (FFH) Wümmeniederung werden. Das will der Verkehrsverein Fintel mit seinem Vorsitzenden Heino Peters nicht so einfach hinnehmen.

„Beim Tauffest sind hier 150 bis 200 Personen versammelt, die Pastoren stehen im Wasser und taufen die Menschen ganz nach urchristlichem Brauch im Fluss“, berichtet Peters. Die Stelle an der Wümmebiegung im Wald sei besonders gut geeignet, weil der Boden zum Fluss hin so sanft abfällt, dass auch ungeschickte Menschen leichten Fußes an und in das Wasser gelangen könnten. „Außerdem kommen die Kinder hierher, aus Schule und Kindergarten. Die nehmen dann ein Waldbad“, fährt Peters fort. Dann basteln die Kleinen Waldhütten und lernen unter Anleitung der Lehrkräfte die Bäume und Pflanzen des Waldes kennen. „Außerdem stellt der Hegering jedes Jahr einmal für die Schüler ein kleines Diorama aus den verschiedenen Bewohnern des heimischen Waldes genau an dieser Stelle zusammen“, so Peters weiter. „Wenn es aber nach den Richtlinien aus Brüssel geht, müssten alle diese Leute – der Hegering, die Kirche sowie Schule und Kindergarten – für jede dieser Veranstaltungen eine eigene Genehmigung beantragen, um in den Wald hinein zu kommen.“ Peters schlägt daher vor, eine einmalige unbegrenzt gültige Genehmigung zu erteilen, damit der bürokratische Aufwand für alle nicht zu groß werde und diese Veranstaltungen auch in Zukunft in Lauenbrück stattfinden können. Denn der Schulwald ist ein Teil des Wanderwegekonzepts der Samtgemeinde und dient im Zusammenhang mit dem historisch-ökologischen Lehrpfad „Rund um Lauenbrück“ sowohl der Erholung von Einheimischen und Gästen, als auch der Information aller über die einmalige Flora und Fauna des Ortes. „Nirgendwo im Landkreis findet sich eine solche Vielfalt verschiedener Biosphären auf einem so kleinen Raum“, so Peters.

Durch die im Rahmen der Ausschreibung des Gebietes entlang der Wümme als FFH entstehenden Regularien befürchtet Peters einen nur beschränkten Zugang aller zum Gebiet entlang der Flussufer. „Ich verstehe die Bedenken des Naturschutzes sehr gut, wenn es um den Erhalt der heimischen Flora und Fauna geht“, meint Peters. „Aber bei allem Naturschutz, darf man auch die von Menschenhand geschaffenen Kulturlandschaften nicht vergessen, die die Umgebung Lauenbrücks schon seit Jahrhunderten prägen.“ Diese sollten auch weiterhin erkenntlich sein.

Peters befürchtet neben dem beschränkten Zugang ebenso eine Verwilderung dieser bestehenden Naturlandschaften im Gemeindegebiet. „In Zusammenarbeit mit Schule und Gemeinde haben wir hier eine Apfelbaumwiese geschaffen, die jährlich um ein paar Bäume ergänzt wird.“ Zu Beginn des Schuljahres gebe die Schule an alle Erstklässler Apfelbäume zum Einpflanzen im eigenen Garten heraus. Der Katalog der ausgeteilten Bäume würde dabei in enger Zusammenarbeit mit dem Pomologen Eckart Brandt aus dem Alten Land erstellt. Wer nun aber nicht über einen eigenen Garten zum Einpflanzen verfüge, könne auf einem Grundstück, das der Verkehrsverein von der Gemeinde zur Pflege zur Verfügung gestellt bekommen habe, seinen Baum einpflanzen. Dieses Projekt bestünde nun seit sieben Jahren und gelte als eines der Aushängeschilder der Finteler Grundschule.

Zudem würde eine „Verwilderung“ der Wümmeufer zum Verlust des Dorfcharakters insofern führen, als dadurch der Blick von der Wümmebrücke in Richtung Martin-Luther-Kirche verdeckt würde, wie es inzwischen zu großen Teilen bereits geschehen ist. Peters setzt sich dafür ein, den bestehenden Baumbestand an diesem Ort soweit es geht zurückzuschneiden und die verwilderte Brache dahinter wieder zu pflegen und als Weidefläche zu nutzen. „Natürlich müssen die großen Bäume stehen bleiben, aber die kleinen Bäume und Gebüsche sollten entfernt werden, damit der ursprüngliche Charakter und das Bild Lauenbrücks erhalten bleibt“, meint Peters und hält dabei eine Fotografie in den Händen, die den freien Blick auf Schule und Kirche über die durch die Weideniederung mäandernde Wümme zeigt.

Es müsse in Abstimmung zwischen Naturschutz, Landwirten, Jägerschaft und den Bürgern der Gemeinde zu einer Lösung gefunden werden, mit der alle leben können. „Ich wünsche, beziehungsweise fordere im Namen des Verkehrsvereins einen machbaren Kompromiss. Es gilt, im Gespräch gemeinsam Maß und Mitte nicht aus den Augen zu verlieren“, so Peters.