Fintel/Scheeßel. Nach ihrer Kritik am Kreissprecher der Grünen, Hans-Jürgen Schnellrieder, sind Arthur Lempert und Birgit Brennecke vor Kurzem von ihren Posten als Ortsverbandsvorsitzende in Scheeßel und Bothel zurückgetreten. Die Rundschau sprach daraufhin mit Schnellrieder über Vorwürfe und Mitgliederzahlen.
Hat Sie die Kritik an Ihrer Person hart getroffen?
Hans-Jürgen Schnellrieder: Nein, denn nichts davon trifft zu. Die Charaktereigenschaften dieses Personenkreises sind über Jahre hinreichend bekannt. Diese Reaktion überraschte uns nicht.Wie viele Mitglieder haben die Grünen aus der Ortsgruppe Scheeßel verlassen und gab es Neueintritte?
Schnellrieder: Von 16 Mitgliedern sind sieben Mitglieder, die nicht alle in der Einheitsgemeinde wohnten, ausgetreten und es gab elf Neueintritte. Somit hat der Ortsverband Scheeßel heute 20 Mitglieder, die alle ihren Lebensmittelpunkt in der Einheitsgemeinde haben. Den neuen Antragstellern war die grüne Politik wichtig, sie wurden aber von dem alten Vorstand nicht aufgenommen. Im Kreisverband haben acht Ortsverbände von zehn diese Blockade von neuen Mitgliedern missbilligt.
Worauf ist jetzt der starke Mitgliederzuwachs zurückzuführen?
Schnellrieder: Der Zuwachs ist kreisweit. In den vergangenen zwei Jahren haben wir über 100 Mitglieder dazu gewonnen. Das ist auf mehrere Punkte zurückzuführen. Zum einen geben unsere Bundesvorsitzenden ein gutes Beispiel ab, die Partei attraktiv zu machen, sie sind sehr dynamisch und teamorientiert. Zum anderen weil wir uns im Kreisverbandsvorstand auch komplett neu aufgestellt haben und „Mitmachpolitik“ anbieten. Dadurch können wir uns über viele neue Mitglieder freuen. So ist auch der Altersdurchschnitt unserer Mitglieder signifikant von knapp 65 Jahre auf 52 Jahre gesunken. Im Bereich des Kreisverbandes wurde die Grüne Jugend mit 30 Mitgliedern unter 25 Jahren etabliert.
Die Vorwürfe sprechen von einer feindlichen Übernahme und einem ausgeprägten Machtbewusstsein. Was ist daran wahr?
Schnellrieder: Darüber muss ich lachen. Feindliche Übernahmen, wie soll das gehen? Die Ortsverbände sind alle autonom und jeder Ortsverband entwickelt sich vollkommen in Eigeninitiative. Als Kreisverbandsprecher sind wir im gesamten Kreisgebiet, also auch in Scheeßel unterwegs, um Mitglieder für die grüne Politik zu werben. Wenn das als Macht empfunden wird, dann fehlen mir dafür die Worte.
Auch sollen Sie die Arbeit der Ortsverbände behindert haben?
Schnellrieder: Politik und politische Meinungsbildung zu gewährleisten ist die Aufgabe des Kreisverbandes wie auch die Aufgabe des Landes- und des Bundesverbandes. Wo ist da die Behinderung? Die Umsetzung und die lokalen spezifischen Anforderungen macht jeder Ortsverband für sich selbst.
Es gibt Gerüchte, dass die Wahl des Vorstandes unter Leitung von Arthur Lempert, Ortsverband Scheeßel, vor drei Wochen nicht vom Landesverband anerkannt wurde. Wissen Sie warum?
Schnellrieder: Dass ist kein Gerücht, das ist Fakt. Bei der Wahl wurden bewusst wichtige Beschlüsse der Grünen nicht beachtet – zum Beispiel das Einhalten des Frauenstatuts –, und deshalb wurde diese Wahl vom Landesverband nicht anerkannt.
Der Streit zwischen den zwei Ortsverbänden und dem Kreisverband läuft schon seit mehreren Jahren. Seit wann gibt es Unstimmigkeiten?
Schnellrieder: Das fing schon lange vor meiner und Sabine Holstens Wahl zu Kreissprechern an. Diese Unstimmigkeiten laufen bereits seit 2015/2016, als sich der Scheeßeler Ortsverband gespalten hatte. Daraufhin haben sich damals die Unabhängigen Grünen in Scheeßel
Sollte der Ortsverband Scheeßel –wie Lempert behauptet – plattgemacht werden?
Schnellrieder: Das würde komplett gegen die Regeln der Grünen verstoßen. Im Gegenteil: Wir wollen starke Ortsverbände haben, die lokale Politik machen und die Grünen stark vertreten.
Waren Sie durch die Rücktritte der beiden Vorstände erleichtert?
Schnellrieder: Man kann feststellen, dass es den gesamten Kreisverband entlastet hat.
Wann kommen die Grünen im Landkreis zur Ruhe und können sich wieder auf ihre politische Arbeit konzentrieren?
Schnellrieder: Wir können heute sagen, dass die Mitglieder des Kreisverbandes sehr in sich ruhen. Das hat auch der Missbilligungsantrag schon bestätigt. Wir schauen nicht mehr zurück, sondern in die Zukunft, die jetzt wichtiger ist. Die Kommunal-, und Bundestagswahlen stehen an, ebenso wie die Landratswahl, und im nächsten Jahr sind Landtagswahlen, da gibt es viel zu tun.