Siegmund und Gisela Stephan feierten Diamantene Hochzeit

Wie im Flug vergangen

60 Jahre verheiratet: Gisela und Siegmund Stephan möchten jeden Tag genießen, den sie zusammen haben.
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Helvesiek. 1959 – ein Jahr voller Umwälzungen und Erneuerungen. Der kubanische Diktator Batista flieht ins Exil und überlässt die Insel der Bewegung des 26. Juli, die Volksrepublik China annektiert Tibet und in Léopoldville brechen Unruhen aus, die ein Land in jahrzehntelange Konflikte stürzen. Gleichzeitig sitzt in Oldenburg ein Unteroffizier der damals noch jungen Bundeswehr mit einigen Kameraden zusammen und sieht sich Fotos von deren ehemaligen Freundinnnen an.

Eine von ihnen hat es ihm besonders angetan, also schreibt er ihr eine Karte. „Und dann, ein paar Tage später, kam tatsächlich eine Antwort“, erinnert sich Siegmund Stephan auch 60 Jahre später noch an den Augenblick, als er die ersten Zeilen seiner späteren Frau las. Also habe er dem Fräulein Gisela Waßmann, damals Fotolaboratin bei den Phönix-Werken, geantwortet und gefragt, ob er sie einmal besuchen kommen dürfe.

Auf der nächsten Dienstfahrt nach Hamburg wurde dieses Versprechen eingelöst, und trotz anfänglicher Orientierungsprobleme („Ich bin eine Station zu früh ausgestiegen, weil ich dachte, dass kann doch eigentlich nicht so lange dauern“) erreichte Siegmund sein Ziel. Gisela hatte die ganze Zeit unten vor der Tür gewartet. „Anders ging es nicht, ich konnte ja keinen fremden Mann einfach mit ins Haus nehmen“, erinnert sich die heute 81-jährige. So ist es dann Siegmund, der als erster die Schwelle überschreite, als ihm die Schwester seiner Liebsten später die Tür öffnet. Das Gezeter der Schwiegermutter ignorierend, sehen sich beide zum ersten Mal im Flur ihres Elternhauses. „Und da wusste ich es – die eine oder keine“, meint Siegmund Stephan und muss noch heute bei der Erinnerung lächeln. Giesela Waßmann verliebte sich ebenfalls sofort in den jungen Mann vor ihr. Auch der Schwiegervater war von dem gelernten Zimmermann aus Berlin angetan. „Er hat mir damals beim ersten Treffen gleich eine seiner Zigaretten angeboten. Und die bekam man ja nur als Tagesration zu vier Stück“, sagt Stephan. Da aber die Schwiegermutter zunächst Probleme mit dem jungen Mann hatte, der einfach so in ihr Haus spaziert gekommen war, traf man sich anfangs bei der Schwester in Harburg, sodass dieser Ort zum Lebensmittelpunkt des jungen Paares wurde. „Wir haben dann bei der Schwägerin gewohnt und sind abends immer in Harburg durch die Clubs und um die Häuser gezogen“, erinnert sich Siegmund.

Ein konfessionelles Problem stand damals aber noch zwischen dem Paar und einer möglichen Eheschließung. Er war protestantisch getauft, ihre Familie neuapostolisch. Da sich Siegmund aber bis heute nicht allzuviel aus theologischen Feinheiten macht, konnte auch für dieses Dilemma eine Lösung gefunden werden. Siegmund trat zum neuapostolischen Glauben über, damit alle Hindernisse aus dem Weg geräumt waren, und so konnte bereits im selben Jahr geheiratet werde. Auch die ersten Kinder ließen nicht lange auf sich warten, Percy (*1961) und Gunnar (*1962) sorgten dafür, dass die junge Familie nun das elterliche Haus verlassen und in eine eigene Wohnung ziehen konnte.

Leicht war es für alle damals nicht, aber man habe sich das Leben eben so angenehm wie möglich gemacht. Urlaub war durchaus auch möglich, wenngleich es zumeist Campen ging. Nach Dänemark, erinnern sich beide. Bei einem solchen Urlaub wurde ihnen das ganze Kinderzelt mitsamt der Ausrüstung darin geklaut. Die Jungs waren todunglückklich, und die Familie beschloss fortan lieber im Hotel zu übernachten. Dadurch verkürzte sich natürlich die mögliche Dauer der Fahrten, was Gisela Stephan sehr entgegenkam. „Meine Frau hat meist nach drei Tagen genug und will nach Hause“, sagt Siegmund und sie ergänzt: „Als Mutter mag man halt nicht von daheim weg. Da war immer mein Platz, da fühlte ich mich wohl. Erst waren es die Kinder, dann meine Mutter, um die ich mich gekümmert habe. Und nun sind es die Enkel und Urenkel für die ich da bin.“ Bis heute hat sich am rasch einsetzenden Heimweh nichts geändert, nur bei Bootstouren auf der Müritz sowie in Irland auf dem Shannon sei es auch mal länger gewesen, dass beide zusammen von zuhause weg konnten. „Da waren wir durch mal acht, neun Tage auf dem Boot unterwegs. Siegmund hat das Boot über das offene Wasser gesteuert, während ich lieber an Land gegangen wäre“, erinnert sich Gisela an eine Fahrt bei stürmischen Bedinungen auf der Seenplatte entlang der Müritz.

Beruflich schloss ich bei Siegmund Stephan an die Bundeswehr eine lange Zeit bei der Firma Fluck Tiefbau in Hambugr an, ehe er zusammen mit seinem Sohn 1981 einen Laden für Militaria aufmachte, der auch heute noch erfolgreich in Familienhänden betriebn wird. Es schlossen sich Reisen in die USA zu verschiedenen Militaria-Börsen an, die für ihn durchaus auch abenteuerliche Erlebnisse mit sich brachten. So musste er einmal eine Nacht in amerikanischem Gewahrsam verbringen, weil die Behörden zunächst nicht glauben wollten, dass es sich um entschärfte und aufgeschnittene Sprengkörper handelte.

Feiern wollten sie die 60 Jahre eigentlich nicht. „Ich stehe so ungern im Mittelpunkt“, meint Gisela. Aber die Kinder haben es sich nicht nehmen lassen und eine Überraschungsfeier ausgerichtet.

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