Vier Austauschschülerinnen aus Asunción berichten über Heimat

"Hier essen wir viel Schokolade"

(tm). "Sehr kalt ist es hier." Wie aus einem Mund antworten die vier 12jährigen Mädchen, meinen damit aber nur die winterlichen Temperaturen. Kein Wunder, das den Austauschsschülern aus Paraguay spontan das Wetter in den Sinn kommt, wenn sie nach Unterschieden zwischen ihrer Heimat und Deutschland gefragt werden.

Doch von Minusgraden lassen sich Teresa, Lourdes, Carina, Belen und die anderen 16 Schüler des Colegio de Goethe aus Asunción die Stimmung nicht vermiesen. Deutsch lernen und Deutschland kennenlernen, das wollen die Paraguayos in Scheeßel. Deutsch können die Austauschschüler schon fast perfekt. Kein Wunder, denn seit Kindergarten-Tagen lernen sie diese Sprache, erzählt Teresa. Warum sie gerade auf dem Colegio der Goethe sind? Tradition, so scheint´s, ist der Grund. Die Eltern aller vier Mädchen waren bereits an dieser Schule. Zuhause, erzählt Lourdes, läuft der Unterricht jetzt weiter. "Ein bißchen verpassen wir schon." Aber dafür haben die Austauschschüler im Gegenzug sehr viel zu erzählen, wenn sie wieder in ihren Klassen sitzen. Zum Beispiel war die Gruppe schon in Hamburg und alle vier Mädchen sind von der Elbe begeistert. Der breite Strom, die Schiffe und Enten - das hat den Paraguayos gefallen. Zwei andere tolle Touren liegen noch vor den Schülern: Nach Berlin und in den Harz werden sie noch fahren. Scheeßel haben die 20 Gäste aus Südamerika natürlich schon erkundet. Das sie aus der Hauptstadt Paraguays kommen und jetzt in einer kleinen überschaubaren Gemeinde gelandet sind, finden die vier Mädchen gar nicht verkehrt: "Wir können unsere Freunde hier mit dem Rad oder zu Fuß besuchen", erzählt Carina. In Asuncion müssen immer die Eltern fahren -auch zur Schule. Vieles, erzählen Lourdes, Belen, Carina und Teresa, ist in Paraguay anders. In der Schule zum Beispiel tragen sie einen fest vorgeschriebenen Dress: Blauer Rock, weißes Hemd, weiße Socken und schwarze Schuhe. Doch wer glaubt, das die vier Mädchen lieber mit Jeans und Sweatshirt zur Schule gehen wollen, liegt falsch. "In den Schuluniformen sieht es einfach ordentlicher aus", sagt Carina. Das mag manch deutschen Schülern erstaunen und auch beim Thema Musik werden Unterschiede deutlich. "Wir hören lieber langsame Musik", sagt Carina. Mit harten Tekkno-Rhythmen sind die vier also nicht vom Hocker zu reißen. Ansonsten natürlich viel gemeinsames mit ihren deutschen Gastgeschwistern: Sport steht als Hobby beispielsweise ganz obenan. Einige Wochen werden die Austauschsschüler aus Paraguay noch in der Beekegemeinde zu Gast sein Eins haben sich die vier Mädchen schon fest vorgenommen: Eine ganz bestimmte Schultasche wollen sie kaufen, die ist hier nämlich viel billiger als Zuhause. Und Schokolade, erzählen sie, gibt´s hier auch für viel weniger Geld. "Daher essen wir hier mehr Schokolade als in zuhause in Paraguay", sagt Lourdes zum Schluß schmunzelnd.