(vg). Das Freizeitangebot in Scheeßel stellt sich durchaus umfangreich dar. Zumindest für Kinder bestehen vielerlei Möglichkeiten, sich zu beschäftigen. Anders hingegen sieht das für Jugendliche aus. Und zwar vor allem für diejenigen, die sich nicht an Vereine binden wollen. Sie werden hin- und hergeschickt, sollen weder hier noch dort sitzen, erleben sogar als Störfaktor im Ortsbild empfunden zu werden. Diese Erkenntnis ist ein Fazit, das Carolin Meyer (19), Petra Rathjen (21) und Teresa Kazienko (20) bei einem gemeinsamen Projekt gezogen haben.
Bereits vor den Herbstferien haben die Schülerinnen der Fachschule Sozialpädagogik der BBS Rotenburg damit begonnen, sich intensiv dem Thema Kinder- und Jugendarbeit in Scheeßel zu widmen. Aspekten also, die für die angehenden Erzieherinnen Inhalte sind, die zur beruflichen Ausbildung gehören. Mit Petra Rathjen, die aus Bartelsdorf stammt, gehört lediglich eine Teilnehmerin zur Gruppe, die sich bereits vor Beginn der Recherchen in im Beekeort auskannte. Für Carolin Meyer und Teresa Kazienko jedoch kein Grund, nicht motiviert an das Thema heranzugehen: "Wir sind da einfach ersteinmal hingefahren, um zu sehen, was da überhaupt los ist", sagt Carolin Meyer. Vorgegangen wurde dann aber doch sehr strukturiert. Zunächst besuchte das Trio die pädagogischen Einrichtungen für die Jüngsten und damit konkret den Waldorfkindergarten und den Kindergarten am Beekstieg. Interviews zu den inhaltlichen Konzepten und Besonderheiten führten die Schülerinnen dort ebenso wie später an der Eichen- und an der Beekeschule. Noch intensiver widmeten sich die angehenden Erzieherinnen dem Bereich Orientierungsstufe. Die Mädchen und Jungen, der Jahrgänge fünf und sechs gaben ihnen in Fragebogen und Gesprächen darüber Auskunft, wie sie ihre Freizeit gestalten und welche der bestehenden Angebote sie nutzen. Als Wünsche, die bei den Schülern sehr präsent sind, haben sich bei der Erhebung eine Skateranlage, ein Kino und ein Internet-Caf' herauskristallisiert. Zahlreiche Fragen hatten die BBS-Schülerinnen auch an die Gemeindeverwaltung. Dort sei ihnen zum einen berichtet worden, dass eine Skater-Anlage in Planung sei. Aber: "Man weiß nicht, wohin die soll", sagt Carolin Meyer. Zum anderen erfuhren sie, dass die Vereinsangebote den Schwerpunkt der organisierten Freizeit in der Gemeinde bilden. Von der vorhandenen Vielfalt überzeugten sich Carolin Meyer, Petra Rathjen und Teresa Kazienko bei Besuchen. Besonders überrascht zeigten sie sich bei einem Übungsabend der Beekscheepers. Carolin Meyer: "Wir dachten, dass sich vielleicht 20 Jugendliche für die Aktivitäten einer Trachtengruppe interessieren. Und dann war die ganze Halle gefüllt." Großes Interesse an einem Jugendzentrum zeigten Zwölf- bis 18-Jährige, die von den angehenden Erzieherinnen angesprochen wurden, weil sie die Bänke vor dem Rathaus und die Parkplätze vor Geschäften im Ortskern als Treffpunkte und oft "einfach zum Abhängen" nutzen. "Die werden immer wieder verjagt und wissen nicht, wo sie hin sollen, um sich zu treffen", sagen die Schülerinnen. Petra Rathjen fügt noch hinzu: "Sie sind in einem Alter, in dem viele einfach keinen Bock haben auf einen Verein." Die angehenden Pädagoginnen halten eine offene und betreute Jugendzentrum-Einrichtung für sinnvoll und haben mit dieser Vorstellung auch das Sozialamt konfrontiert. Allerdings verließen sie die Behörde enttäuscht. Der Grund: "Uns wurde gesagt, dass vor 20 Jahren schon mal ein Treff existiert habe und damals schon nicht funktionierte. Für eine pädagogische Kraft fehlen nach Aussagen der Verwaltung außerdem die nötigen Mittel", sagt Carolin Meyer. Die Ergebnisse ihres Projekts haben die Schülerinnen in einer Ausstellung dokumentiert. Die ist ab Freitag, 8. Dezember, zu den Öffnungszeiten im Hause der Sparkasse Scheeßel zu sehen. Am Montag, 11. Dezember, sind Carolin Meyer, Petra Rathjen und Teresa Kazienko bei der Schau anwesend, um Fragen zu beantworten.