Bayern ohne die Amper – unvorstellbar. Für den Weltkonzern Google scheint das nicht zu gelten. Auf Google Maps wurde der Fluss kurzerhand umbenannt. In allen vier betroffenen Landkreisen.
- Millionen Deutsche verlassen sich auf den Google-Kartendienst Maps.
- Ein Beispiel aus Fürstenfeldbruck zeigt aber, dass auch in den Karten von Google Fehler stecken können.
- Ein Fluss wurde umbenannt.
Update vom 21. November, 11.30 Uhr: Auf einmal ist sie da, die Amper - da wo sie hingehört. Wer nun auf Google Maps nach dem Fluss sucht, wird seit Donnerstag (21. November) auch fündig. Statt des fälschlich eingezeichneten Langenbachs, der bislang auf Google Maps vom Ammersee bis zur Mündung in die Isar floss, ist nun der richtige Fluss verzeichnet: die Amper. Zu der Korrektur hat Google keine Stellungnahme abgegeben - doch die Richtigstellung der Karte ist wohl Statement genug.
Internet-Gigant Google gibt Fluss in Fürstenfeldbruck einfach anderen Namen
Fürstenfeldbruck – Die Amperoase, die Amperperchten, das Amperstadion oder das Amper-Einkaufszentrum (AEZ): Geht es nach Google, sind ihre Namen obsolet. Denn für den Internet-Giganten existiert die Amper nicht mehr. Die gesamten 190 Kilometern, die der Fluss von seinem Ursprung am Ammersee bis zur Mündung in die Isar zurücklegt, sind auf Google Maps als Langenbach verzeichnet. Dies betrifft also insgesamt vier oberbayerische Landkreise, nämlich Starnberg, wo die Amper den Ammersee verlässt, Fürstenfeldbruck, Dachau und schließlich Freising, wo schließlich auch der Langenbach zufließt.
Google-Maps-Nutzer fällt der Fehler auf - Bayerischer Fluss wurde umbenannt
Aufgefallen ist das dem Emmeringer Michael Grätz. „Ich habe mir zuerst nichts dabei gedacht“, sagt der Ingenieur. Aber der Langenbach wollte einfach nicht wieder zur Amper werden. Wie der falsche Name zustande gekommen ist, kann sich der 48-Jährige nicht erklären. Offenbar würden aber die wenigsten die Angaben des Internet-Riesen hinterfragen. Warum sonst sollte die Umbenennung eines großen Flusses in einen Mini-Bach niemandem auffallen?
Fehler bei Google Maps: Der Langenbach fließt tatsächlich in die Amper
Die Neubenennung ist nämlich in etwa so, als würde man einen Trampelpfad zur Autobahn erklären. Denn der echte Langenbach ist ein Rinnsal, dass sich auf gerade einmal 4,4 Kilometern durch den Landkreis Freising windet. Bewohnt wird er unter anderem von einem Biber, der das bisschen Wasser gleich an mehreren Stellen aufstaut. An seinen Ufern gibt es auch eine 5000-Seelen-Ortschaft namens Langenbach. Sein Wasser ergießt sich – Überraschung – in die Amper. Also jetzt in den Langenbach.
Langenbach nur ein Rinnsal im Landkreis Freising - Google Maps macht es zum Fluss
Das Rinnsal, das bei Maps nun über mehrere Landkreise hinweg Karriere als Fluss erster Ordnung gemacht hat, ist gar nicht so leicht zu finden. Wer nicht ortskundig ist, hat etwa keine Chance, den Einmündungsbereich zur Amper zu entdecken, weil man zunächst von der alten Straße in Richtung Inkofen nach links auf einen Waldweg fahren muss. Dort auf dem Holzbrückerl, worunter sich der Bach etwa 60 Meter in Richtung Amper schlängelt, muss man nämlich – am besten mit festem Schuhwerk oder Gummistiefeln – seinem Verlauf zu Fuß folgen. Der Weg führt weiter durch vertrocknetes Schilf. Dort lässt es sich im etwas matschigen und mit zahllosen Blättern bedeckten Bachbett wandern, ohne dass jemand nasse Füße bekommt. Erst kurz bevor der Langenbach durch einen Betondurchlass in die Amper mündet, wird das Rinnsal immerhin zum Tümpel.
Für Peter Kiessling, Bauamtsleiter der Gemeinde Langenbach, war die „Umbenennung total neu“. Auf die Geschichte angesprochen, muss er lachen. Er habe bessere Karten und wisse, wo Langenbach und Amper fließen. „Dazu brauche ich Google Maps nicht.“
Patzer bei Maps: Google gibt sich wortkarg auf Nachfrage
Doch wie kam es zu dem offensichtlichen Fehler? Google – diesmal keine Überraschung – gibt sich wortkarg. Über eine PR-Agentur erklärt der Konzern auf Nachfrage, dass die Daten in den Karten aus „einer Vielzahl von Quellen“ stammt – so wie das Wasser in der Amper. Pardon – dem Langenbach. Außerdem sei man bemüht, Google Maps so aktuell und genau wie möglich zu halten.
Service: So nutzen Sie Google Maps als Navi
Streut Google sogar absichtlich kleine Fehler in Karten?
Daran haben allerdings Computer-Experten so ihre Zweifel. So berichtet etwa die Fachzeitschrift Chip, dass das US-Unternehmen mit voller Absicht Fehler in seine Karten streut. Die bewusste Platzierung falscher Angaben stelle einen einfachen wie effektiven Trick dar, um die Kartendaten zu schützen. Das Einfügen solcher Fehler habe einen auf den ersten Blick skurrilen, aber doch logischen Grund: Die Firma nutze die erfundenen Namen als eine Art Kopierschutz. Würde ein anderer Kartendienst Teile der Karten übernehmen und dabei die gefälschten Bezeichnungen nutzen, könnte Google problemlos nachweisen, dass der Dienst unerlaubt kopiert hat.
Lapsus oder Absicht: Auch Frankreichs größten Fluss hat es schon erwischt. Lange schob sich die Rhone bei Google als „Rotten“ durch das Land der „Grande Nation“. So heißt der Fluss aber nur auf seinem Oberlauf im Wallis, wo er ein kleines Rinnsal ist – wie der Langenbach.
Autofahrer bleiben stecken, Fehler führen zu diplomatischen Spannungen und sogar für Insolvenzen war Google Maps bereits verantwortlich. Teilweise aber auch mit einem Augenzwinkern. https://t.co/7uiQAGVhib pic.twitter.com/xEpf4Px3le
— GoogleWatchBlog (@googlewatchblog) July 13, 2019
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