In konfettigeschwängerter Luft testet Tonbandgerät die ersten Songs des neuen Albums vor dem Hurricane-Publikum. Und wie sieht es mit der Festivaltauglichkeit in punkto Flunkyball aus? Rundschau-Mitarbeiterin Janila Dierks fragte bei Ole Specht, Isa Poppensieker und Jakob Sudau nach.
Herzlichen Glückwunsch zu eurem gelungen Konzert!
alle: Dankeschön! Ole: Ja, mega gute Stimmung hier. Jakob: Hat Spaß gemacht. Zum wievielten Mal seid ihr hier? Isa: Zum dritten Mal. Ist das jetzt dann noch das gleiche Gefühl wie am Anfang? Ole: Es waren drei komplett unterschiedliche Konzerte. Das erste Konzert, da waren wir alle so unsagbar nervös, weil das hier ja unser Jugendfestival ist - und dann selbst auf der Bühne zu stehen, etwas Besonderes. Wir haben damals eine halbe Stunde gespielt, als Opener auf der Green Stage und sind von der Bühne gegangen und niemand wusste so wirklich, was passiert ist, weil alle so high waren (Isa lacht). Beim zweiten Mal konnte man es irgendwie so ein bisschen mehr genießen. Jakob: Es ist jetzt ja auch schon wieder ein bisschen her. 2015 war das letzte Mal, das wir hier waren. Das sind jetzt auch ein paar Jahre, deswegen war es wieder super aufregend, zu sehen, was da denn diesmal für Leute sind und so. Das war echt cool. Ole, du hast mehrmals auf der Bühne gelobt, wie textsicher die Fans waren. Hat dich das überrascht? Ole: Wir haben jetzt länger nicht mehr gespielt. Dass wieder so viel mitgesungen wird, ist immer das Schönste. Vor allem weil wir heute vier neue Songs gespielt haben, und auch die wurden schon so krass mitgesungen. Ihr habt auf dem Southside auch noch eine Akustik-Session gespielt. Ist das was anders, so ein kleines Konzert zwischen zwei viel größeren? Ole: Ja komplett anders. Ich weiß auch nicht, aber ich finde, das ist eher so wie früher, wenn man so mit seinen Freunden in der Küche mal so die Gitarre ausgepackt hat. Das klingt voll doof, ne? Aber man ist halt so den Zuhörern viel näher. Vielleicht auch entspannter. Was ist der coolste Unterschied, jetzt als Künstler auf dem Hurricane zu spielen, statt einfach als Gast beim Festival zu sein? Isa: Ich war immer riesiger NOFX-Fan, und die spielen jetzt hier und ich sehe die beim Catering, ich sitze neben denen und esse mit denen. Das ist schon cool. Ole: Machst du dann später eigentlich noch mal ein Foto mit ihnen? (lachen) Jakob: Klar, man hat natürlich auch irgendwie seine Bands, die man früher echt abgefeiert hat und seine Vorbilder, Idole. Das ist natürlich super, wenn man die auch mal treffen kann. Ole: Und das Schöne ist natürlich, wir sind jetzt auch seit elf Jahren eine Band und seit fünf Jahren sind wir wirklich auch viel unterwegs in Deutschland, spielen auf vielen Festivals und es ist einfach mega cool, dass es so eine Klassenfahrt ist. Auf den Festivals trifft man sich ja immer wieder. Das ist einfach mega schön. Was ist eure coolste Festival-Erinnerung als Gäste? Wenn ihr ans Hurricane denkt, was war da das Erlebnis? Isa: Es war einfach super schön, auf dem Campingplatz zu sein, mit Freunden da und dann die Bands hören. Das ganze Festival an sich mag ich total gerne. Ich war mit 15 zum ersten Mal da, und das war damals ganz schön aufregend. Ole: Einer meiner Lieblings-Hurricane-Erlebnisse war mein erstes Mal Hurricane. Das war auch das erste Mal, dass ich auf einem Festival überhaupt war. Ich war erst mal überfordert, weil alles so riesig ist. Man muss sich erst mal zurechtfinden. Mein allererstes Konzert war Turbostart und ich weiß noch, dass es mich so umgehauen hat, weil ich die Band nicht kannte, und ich stand da so mit offenem Mund und es war so geil. Und jetzt schließt sich dieser Kreis, Jan von Turbostart hat jetzt ein Feature auf unserem neuen Album. Ihr habt das neue Album mit im Gepäck, zwei Singles sind auch schon draußen. Diese Titel klingen sehr nach Unterwegs-Sein, Reisen und viel Bewegung. War das eine eurer Erfahrungen oder etwas, dass ihr explizit aufgreifen wolltet? Ole: Der Prozess jetzt zwischen dem zweiten und dem dritten Album war dieses Mal sehr anders. Die ersten beiden Alben haben irgendwie organisch funktioniert. Da kommen Songs, die arbeitet man aus, dann geht man ins Studio, veröffentlicht das, spielt Konzerte und dann geht das Ganze von vorne los. So war das bei den ersten beiden Platten. Jetzt beim Dritten war es so, dass wir wieder super viele Demos gemacht haben, wir haben ganz viel geschrieben und dann hat die Plattenfirma zum ersten Mal gesagt: Wir fühlen es nicht, wir hören es nicht. Schreibt mal mehr. Und das war krass für uns, das erste Mal so ein (klatscht) ... Isa: … krasser Dämpfer. Ole: Und dann sind wir irgendwann mit der Plattenfirma an so einen Punkt gekommen, wo es nicht mehr weiter ging. Und dann habt ihr das Label gewechselt? Ole: Genau. Und „Zwischen all dem Lärm“ beschreibt halt ziemlich gut diesen Zustand zwischen jetzt diesem zweiten und dritten Album. Das ist ganz schön, weil das gar nicht so als Konzept-Album geplant war, aber irgendwie ist es das jetzt doch zumindest ein bisschen geworden. Das Erste, was ich im Live-Konzert gedacht habe, dass eure Themen in den neuen Songs nicht nur auf euch passen, sondern generell eine Stimmung einfangen, die sehr präsent ist momentan: Keiner legt sich mehr gern fest, es ist so viel los und dann ist auch schon wieder alles vorbei. Jakob: Ich glaube, viele von den Themen, die wir zum einen bei uns oder in unserem Umfeld erlebt haben, sehen wir natürlich aber auch bei unseren Freunden oder bei unseren Bekannten – und dann natürlich weitergehend auch bei unseren Fans. Die merken dann wahrscheinlich auch, dass das Themen sind, mit denen sie sich identifizieren können oder die sie auch kennen. Ich glaube, das verbindet auf jeden Fall. Fällt es euch schwer, solche Gefühle auf den Punkt oder besser gesagt auf die Liedzeile zu bringen? Ole: Ja, auf jeden Fall. Aber manche Sachen sind dann da einfach. Du meinst wahrscheinlich gerade „Mein Herz ist ein Tourist“. Das ist auf jeden Fall was, wo wir jetzt auch gemerkt haben, dass viele Leute uns auch geschrieben haben: Oh Mann, ich bin auch so, ihr habt das irgendwie gut eingefangen. Ihr geht demnächst dann auch auf Tour ... Jakob: Ja stimmt genau. Das neue Album kommt ja Anfang September raus ,und da sind wir auf jeden Fall schon super gespannt drauf. Wir freuen uns mega, gerade nach so langer Zeit, in der wir daran gearbeitet haben, dass es dann endlich so weit ist. Und danach gehen wir dann auch direkt auf Tour, im Oktober und November in ganz Deutschland. Freut ihr euch auf irgendeine Stadt am meisten? Ole: Ich glaube, das darf man ja immer nicht so sagen. Isa: Es ist halt alles super gut, aber der Tourabschluss in Hamburg ist natürlich immer ein Highlight. Ole: Da haben wir Heimspiel, da sind unsere Freunde, unsere Familien. Das ist immer sehr besonders. Ist euer Frauen-Männer-Gleichgewicht in der Bandbesetzung etwas Besonderes in der deutschen Musiklandschaft? Isa: Leider ja. Es gibt tatsächlich nicht so viele weibliche Instrumentalistinnen. Also, es gibt natürlich Sängerinnen, aber an der Gitarre oder am Bass ist es tatsächlich selten. Es wäre schön, wenn sich das mal ändert, aber aktuell ist das noch so. Ist das etwas, was eure Musik beeinflusst? Isa: Ne, ich denke nicht. Das ist für uns normal. Das ist schon seit Jahren so, und wir haben da auch gar nicht so drüber nachgedacht, ob wir jetzt soundsoviel Jungs oder Mädchen in der Band haben. Das ist einfach so passiert. Man kriegt das natürlich mit. Wenn wir auf Festivals fahren, dann begegnet man nicht so vielen Frauen. Das ist schade. Ich hoffe, dass das sich mal ändert. Ihr habt euch während des Konzerts mit Fans zum Flucky Ball spielen auf dem Campingplatz verabredet. Habt ihr da wirklich eine Chance zu gewinnen? Ole: Ich glaube, wir gewinnen. Ich möchte jetzt so selbstbewusst sein und sagen wir holen das. Jakob: Ja, in der 95. Minute oder was? Isa: Wir sind ja auch noch nüchtern. Ole: Das weiß ich nicht, ob das ein Vorteil ist. Isa: Wir können die Flasche besser treffen. Ole und Jacob: Ja, das stimmt.