5-G-Strahlung: Bürgergruppe kritisiert „Verharmlosung“ der Risiken - Von Björn Blaak

„Guter Draht“ ist böse

Gegen das, wofür dieser Mast in Ottersberg steht, macht eine Bürgergruppe mobil. Foto: Björn Blaak
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Ottersberg. Die Bürgerinnen- und Bürgergruppe „Aktion Guter Draht Ottersberg“ gründete sich bereits im Frühjahr 2020. Den Ausschlag gab der Bau eines neuen Mobilfunkmastes durch EWE-Netze im Gemeindegebiet. Nun hat sich die Initiative einer bundesweiten Bewegung angeschlossen.

„Guter Draht“-Gründerin Elisabeth Jeß-Knecht, die über viele Jahre Erfahrung aus dem Arbeitskreis Elektrosmog beim BUND-Bremen verfügt, berichtet gegenüber der Rundschau: „Genau wie viele Bürgerinnen und Bürger wurden auch Mitglieder des Ottersberger Gemeinderates im vergangenen Jahr mit dem neuen Mobilfunk-Turm vor vollendete Tatsachen gestellt.“ Auf Anfrage der Initiative habe EWE mitgeteilt, dass der Turm an der Straße „Am Damm“ dem zukünftigen Auslesen von Smart-Metern, einem neuen „intelligenten“ Verbrauchszähler sowie der Netzsteuerung diene. „Hierzu werden Frequenzen um 450 MHz verwendet, einer relativ niedrigen Funkfrequenz, die sehr gut Gebäude durchdringt. Damit bekommen wir dann eine weitere flächendeckende Durchstrahlung, die im Gegensatz zu den momentan überwiegend genutzten Frequenzen UMTS und LTE auch in tiefgelegene Keller leicht eindringt. Das wollen wir nicht einfach so hinnehmen“, sagt Jeß-Knecht und mit ihr die Biologin Mareike Janssen, die dem Ausbau der neusten Mobilfunkgeneration 5 G ebenfalls mit Skepsis begegnet. „Wir sind keine Technikfeinde und wollen nicht zurück in das 19. Jahrhundert. Jedoch sind die derzeit forcierten Funktechnologien auf Basis gepulster, nicht-natürlicher, elektromagnetischer Felder alles andere als unbedenklich für Mensch und Natur“, so Jeß-Knecht. Die Bürgergruppe bemängelt, dass es von Seiten der Mobilfunk-Industrie und Bundesbehörden stets heiße, dass der derzeitige Mobilfunk unbedenklich sei, da die Grenzwerte die Bevölkerung schützen würden und biologische Auswirkungen bisher nicht nachgewiesen werden konnten. Die Initiative, die sich mit der Studienlage befasste, sieht das anders.

„Viele seriöse medizinische und biologische Untersuchungen zeigen sehr wohl negative Auswirkungen weit unterhalb der Grenzwerte. Diese Werte schützen also keineswegs, da sie die jahrelange Dauer-Bestrahlung, den Frequenzen-Mix und empfindlichere Personengruppen nicht ausreichend berücksichtigen. Und über die Auswirkungen auf Ökosysteme ist immer noch viel zu wenig bekannt“, sagt Biologin Janssen.

Aufklärung von Bevölkerung, Lokalpolitikerinnen und -politikern sowie Verwaltungen zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Mobilfunk und Elektrosmog, Vernetzung mit anderen Bürgerinitiativen – regional und bundesweit – hat sich die junge Gruppe „Aktion Guter Draht“ vorgenommen. „Wir haben bereits eine Unterschriftenaktion durchgeführt und erste wichtige Kontakte zu anderen Umwelt- und Klimainitiativen, zu Ottersberger Ratsmitgliedern und dem neuen Bürgermeister geknüpft sowie zum örtlichen Telefon- und Stromversorger“.

Und das nicht nur sie das Thema umtreibt, ist daran zu erkennen, dass sich kürzlich das „Bündnis Verantwortungsvoller Mobilfunk“ (BVMDE) gründete, dem auch die Ottersberger Gruppe beigetreten ist. Ausschlaggebend dafür sei die Kampagne der Bundesregierung mit dem Titel „Deutschland spricht über 5 G“ gewesen.

Das bundesweite Bündnis von mobilfunkkritischen Bürgerinitiativen hat sich im Januar sogar mit einem Offenen Brief (siehe www.bvmde.org)) an Bundespräsidenten, Bundeskanzlerin, das Bundesamt für Strahlenschutz, an die Strahlenschutzkommission und an die Öffentlichkeit gewandt. Darin werden die „verharmlosenden Aussagen“ über die gesundheitlichen Risiken durch Mobilfunk kritisiert und nicht weniger als 17 Forderungen gestellt.

Darunter „industrieunabhängige, wahre und sachliche Aufklärung der Bevölkerung über die Risiken aller Mobilfunktechnologien, Neu-Definition der Grenzwerte für elektromagnetische Felder von 1998, rascher Ausbau des Glasfasernetzes zu allen Haushalten, Unternehmen, Schulen und öffentlichen Einrichtungen, Schaffung von W-lan-freien Zonen in Kliniken, Altersheimen, Behinderteneinrichtungen und öffentlichen Verkehrsmitteln“.

Mitglieder des Bündnisses bezeichnen das Vorgehen der Bundesregierung beim Mobilfunk als inakzeptabel: „Mit der Dialoginitiative verkauft die Bundesregierung 5 G als attraktiv, ohne die Bevölkerung über die Risiken zu informieren. Vor den Gesundheitsgefahren warnen selbst wissenschaftliche Dienste der EU.“

Des Weiteren bemängelt das Bündnis, dass seitens der Bundesregierung auch der explodierende Energiebedarf verschwiegen werde, der die Umweltkrise beschleunigen werde. „Über die Möglichkeit der totalen Überwachung mit 5 G und Big Data, dem Sammeln von Massendaten, schweigt sich das Dialogbüro der Bundesregierung gänzlich aus. Mit Textbausteinen aus den PR-Abteilungen der Mobilfunkindustrie versucht die Bundesregierung, kritische Kommentare auf ihrer Dialogwebseite abzuspeisen“, so das Bündnis.

184 Bürgerinitiativen hätten den Offenen Brief inzwischen unterschrieben. Ihr Fazit: Warnende wissenschaftliche Erkenntnisse und die gesundheitlichen Beschwerden der Betroffenen müssen endlich ernst genommen werden. Außerdem müsse das in der EU und Deutschland geltende Vorsorgeprinzip sofort und konsequent angewendet werden.

Nach der Unterzeichnung des bundesweiten Offenen Briefes will sich die Ottersberger Gruppe „Aktion Guter Draht“ nun weiter auf der kommunalen politischen und gesellschaftlichen Ebene für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Mobilfunk und dem Netzausbau einsetzen.

Dass sich nun auch Fraktionen des Ottersberger Gemeinderats für Mobilfunk-Vorsorge im Flecken Ottersberg einsetzen wollen, wertet die Gruppe als ersten Erfolg.

• Für weitere Aktivitäten, darunter Infoveranstaltungen, Website- und Netzwerkaufbau sind zusätzliche Engagierte willkommen. Wer sich einbringen möchte, bringt sich per E-Mail an aktionguterdraht@posteo.de oder unter Telefon 04205/7915 559 ins Gespräch.

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