Bürgerinitiative „No Moor Gas“ unterstützt Widerstand gegen Industrie

Lernen von den Holländern?

Im Sommer forderten Achim Bauer (von links), Erich von Hofe, Anja Büssenschütt und Jörn Schumm, Mitglieder des Kernteams der Bürgerinitiative 'No Moor Gas', dass endlich Schluss sein muss mit Erdgasförderungen in dicht besiedelten Gebieten. Das Erdbeben im Landkreis Verden, verursacht durch Bohrungen des Unternehmens Wintershall Dea vergangenen Woche, ist Wasser auf ihre Mühlen. Foto: Tobias Woelki ©

Ottersberg (r/bb). Die Bürgerinitiative „No Moor Gas“ appelliert nach dem Erdbeben im Landkreis Verden an die niedersächsische Landesregierung, den Ausstieg aus der Erdgas- und Erdölförderung einzuleiten.

„Erneute Ursache für die Beben in unserem dicht besiedelten Landkreis, ist die Erdgasförderung. Das Unternehmen Wintershall Dea hat sich durch ihren Pressesprecher schon öffentlich als Verursacher bekannt und für die .Unannehmlichkeiten’ entschuldigt. Diese ,Unannehmlichkeiten’ sind: Die Menschen in den betroffenen Gebieten sind erschrocken und verängstigt. Über Gebäudeschäden gibt es noch keine abschließenden Berichte. Die Wertminderung ihrer Gebäude und Grundstücke in einem Erdbebengebiet entsteht jedoch schon ohne sichtbare Risse. Weitere Erdbeben entstehen unter Umständen erst viele Jahre oder Jahrzehnte nach Beginn der Erdgasförderung“, zählt Erich von Hofe, Mitbegründer von „No Moor Gas“ in einer Pressemeldung auf.

Darin schaut er auch über den Tellerrand beziehungsweise die Landesgrenzen: „Die Erdbebenschäden in ähnlich besiedelten Gebieten der Niederlande haben bereits zu einem Ausstiegsfahrplan geführt. Die Erdgasförderung in den Niederlanden wird bis 2022 komplett eingestellt. Erdbeben führen aktuell auch in England zum Frackingstopp“, weiß er zu berichten.

Er klagt weiterhin an: „Ebenfalls verursacht durch das Unternehmen Wintershall Dea, sind bei der Erdölförderung in Emlichheim, Grafschaft Bentheim, zwischen 2014 und 2018 bis zu 220.000 Kubikmeter toxisches Lagerstättenwasser unbemerkt ins Erdreich gelangt. Der vermeintlich größte Umweltschaden, der in Deutschland durch die Erdölförderung infolge von Spaltkorrosionen entstanden ist.“

„No Moor Gas“ verweist auf eine Anfrage der Grünen im Landtag, mit der vom Wirtschaftsministerium eine Schadensliste der Öl- und Gasförderung in Niedersachsen angefordert wurde. Jene Liste liege nun vor und nenne 149 Schadensfälle der Öl- und Gasförderung in den vergangenen zehn Jahren. Dazu die umweltpolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, Imke Byl in einer Pressemeldung: „Die von uns eingeforderte Liste der Störfälle bei Gas- und Ölbohrungen steht im krassen Gegensatz zur Risikoeinschätzung der Landesregierung: Leckagen sind eben keine Einzelfälle. Jetzt müssen SPD und CDU endlich den Weg dafür freimachen, dass in Wasserschutzgebieten künftig weder Öl noch Gas gefördert werden. Für alle aktuellen Förderstellen brauchen wir endlich die Pflicht zur Umweltverträglichkeitsprüfung. In der Verantwortung der Groko liegt es, den Schutz von Mensch und Umwelt über die Förderinteressen der Industrie zu stellen. Die Energiewende erfordert den Ausstieg aus der Förderung von Öl- und Gas und nicht, dass eine Landesregierung ständig neue Förderanlagen zulässt.“

„Wie sicher ist die Trinkwasserversorgung im Landkreis Verden und großen Teilen Bremens durch die Rotenburger Rinne und das Wasserwerk am Panzenberg in Scharnhorst? Wer haftet für entstehende Ewigkeitskosten und Ewigkeitslasten?“, sind Fragen, die sich die Aktivisten von „No Moor Gas“ stellen.

Mehr noch: „Ist die Öl- und Gasindustrie wirtschaftlich in Niedersachsen wirklich noch so wichtig, dass man der Bevölkerung dafür derartige Risiken zumutet?“

„No Moor Gas“ unterstütze den Widerstand gegen eine Industrie, die lange hätte durch klima-, menschen- und umweltfreundlichere Energiegewinnung abgelöst werden sollen, so von Hofe. Er ergänzt: „Wir fordern einen Ausstiegsplan aus der Erdgas- und Erdölförderung, keine neuen Genehmigungen für Bohrungen oder seismische Messungen. Ein Stopp von Subventionen für fossile Brennstoffe, stattdessen längst fällige Investitionen in erneuerbare Energien.“