Hospizhilfe Ottersberg feiert 15-jähriges Bestehen

Begleiten und auffangen

Ehemalige und aktive Mitglieder der Ottersberger Hospizgruppe: Rose-Marie Dzubiella, Angelika Pohlmann, Renate Rosenthal, Rita Kamprad-Strotthoff, Marianne Uphues, Sieglinde Martin, Sabine Bartram, Marlies Frerks, Silke Hinze, Monika Wagner-Rieger und Hermann Bass. Foto: Bianca Otten ©

Ottersberg. „In Frieden sterben können, aber auch bis zuletzt leben“, lautet die Maxime, nach der die Ottersberger Hospizhilfe seit nunmehr 15 Jahren arbeitet. Am 21. Oktober wird dieses Jubiläum ab 19 Uhr mit einem Fest im Ottersberger Gemeindesaal gefeiert.

2001 rief die Ottersbergerin Rose-Maria Dzubiella die Gruppe durch ein erstes Treffen ins Leben. 2002 erfolgte die Vereinsgründung. Sechs Mitglieder erhielten 2003 ihr Zertifikat als ehrenamtliche Hospizhelferinnen und 2005 entstand das Blaue Café im Rektorhaus, das jeden dritten Sonntag im Monat von 11 bis 13 Uhr geöffnet hat.

Unter der Leitung von Angelika Pohlmann eröffnete 2006 in Ottersberg die eigene Geschäftsstelle, die 2009 nach Quelkhorn verlegt wurde.

Heute zählt der Verein 39 Mitglieder, davon zehn aktive, wobei acht eine abgeschlossene Hospizausbildung besitzen und zwei sich in Ausbildung befinden. Marianne Uphues hat den Vorsitz des Vereins inne, Renate Rosenthal ist seit 2015 ihre Vertreterin und Tanja Güßmann kümmert sich um das Schriftliche.

„Wir können personelle Verstärkung gebrauchen,“ sagt Uphues, die die Hospizarbeit als sehr wertvoll und bereichernd beschreibt: „Man begreift, wie kostbar die eigene Lebenszeit ist.“

Der Verein agiert nach den Richtlinien der englischen Krankenschwester und Ärztin Cicely Saunders, die 1967 in London mit dem „St. Christopher“ das erste Hospiz unter dem Leitspruch „Sie sind wichtig, weil Sie eben Sie sind. Sie sind bis zum letzten Augenblick ihres Lebens wichtig und wir werden alles tun, damit Sie in Frieden sterben, aber auch bis zuletzt leben können.“

Die ambulante Hospizhilfe Ottersberg geht im Sinne dieses Leitspruchs einen Teil des letzten Weges mit den sterbenden Menschen und seinen Angehörigen gemeinsam und hilft, die Angst vor Vereinsamung, Entmündigung oder Manipulation zu bewältigen. Keine leichte Aufgabe wie die Frauen der Hospizhilfe einräumen und oft genug wird ihnen die Frage gestellt, ob diese ehrenamtliche Tätigkeit nicht „runterzieht?“ Das verneinen alle einmütig.

Im Gegenteil, den Menschen Beistand zu leisten, mache sie stärker. Sie agieren dabei nach den Richtlinien der Hospizidee, die von einem ganzheitlichen Menschenbild getragen wird, unabhängig von Religion und Weltanschauung.

Die Helferinnen begleiten zu Hause, gehen aber auch in Alten- und Pflegeheime sowie Krankenhäuser, um Beistand zu leisten. Persönliche Wünsche und Bedürfnisse der Sterbenden haben oberste Priorität. Der Beistand ist kostenlos und absolute Schweigepflicht ist garantiert.

Die Ottersberger Hospizhilfe ist Mitglied im Hospiz- und Palliativverband Niedersachsen. Ihr Aktionsradius geht über den Wümmeort hinaus bis Sagehorn, Oyten und Sottrum und schließt die Außendörfer mit ein.

Die Sterbebegleitung ist ein Teil der Hospizhilfe, ein anderer ist die Trauerbegleitung, die mit dem Blauen Café im Rektorhaus Hinterbliebenen ein Forum bietet. „Trauernde sind in der Gesellschaft isoliert. Jeder Hinterbliebene trauert anders und jeder braucht seine Zeit, egal wie lange es dauert“, sagt Uphues.

Sie wünscht sich, dass Sterben mehr ins Leben eingebunden wird, dass Sterben und Trauern zugelassen und nicht tabuisiert wird. Die Gesellschaft müsse am Thema Sterben, Tod und Trauer noch arbeiten. Es sei zu beobachten, dass soziale Netze, die Trauernde auffingen, als es noch große Familien gab, enger waren. Auch auf dem Land würden diese Netze mehr und mehr brüchig.

Eine Arbeitsgruppe innerhalb der Hospizgruppe beschäftigt sich derzeit intensiv mit einem besonderen Projekt, das „Sterbehaus“ betitelt wird. Anders als in einem stationären Hospiz, wo die Verweildauer begrenzt ist, können sterbende Menschen und auch deren Angehörige längerfristig begleitet werden.

Für die Geburtstagsfeier ist, neben Ansprachen, ein besonderer Programmpunkt geplant: Pantomime Christoph Gilsbach will dem Publikum das Thema Sterben auf eine sanfte Weise nahebringen.