Mit Musiker und Musiklehrer Benjamin Faber im Tonstudio - VON NINA BAUCKE

Lebenshilfe und Magie

Christian Mayntz (l.) und Benjamin Faber am Mischpult: Mit verschiedenen Ensembles hat der Musiker schon in dem Ottersberger Tonstudio am Mikrofon gestanden. ©Baucke

Sottrum/Ottersberg – Die Schritte auf dem hellen Fußboden hallen nicht den Bruchteil einer Sekunde nach, sofort schlucken Akustikplatten an den Wänden und an den hohen, spitz zulaufenden Decken jeglichen Schall. „Ich mag diesen Raum“, sagt Benjamin Faber mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck. Man merkt: Es ist ein Ort, an dem er sich wohlfühlt – und an dem wir uns an diesem Tag mit ihm einmal umsehen. Für unsere Stippvisite öffnet uns Christian Mayntz die Türen zum Studio Hire, seinem Tonstudio in Ottersberg.

„Es gibt ja Studios, wo man in einem engen, dunklen Kabuff sitzt. Hier ist der Raum hell und weit“, erklärt Faber. Seit mehreren Jahren ist er immer mal wieder für Projekte hier. Angefangen mit „Widerklang“. Das Trio, dem er als Gitarrist angehört, nimmt in Ottersberg CDs mit Traditionals und Folkmusik auf – also eher die zarte Gangart. „Und natürlich mit dem ,Wilden Blech‘“, sagt Faber und lacht. Die Blechbläserformation aus Sottrum ist für Aufnahmen ebenfalls von Zeit zu Zeit im Studio. „Dieser Sprung von Folk zu Blech war nicht unbedingt zu erwarten“, erklärt Mayntz. „Aber vor so etwas schrecke ich nicht zurück.“

Musik spielt eine große Rolle in Fabers Leben. „Ein Leben ohne, das wäre für mich so wie für Harry Potter, wenn er in den Ferien immer wieder nach Little Whinging geschickt wird“, sagt er. „Ohne Musik – das würde alle Magie und alles Besondere aus meinem Leben nehmen.“ In der Musikschule Sottrum unterrichtet der 45-Jährige Gitarre, er leitet den Chor des Sottrumer Gymnasiums und den Kinderchor der Sottrumer Kirchengemeinde, ehrenamtlich steht er als Dirigent vor dem „Wilden Blech“, dort ist er auch der Kopf hinter dem Projekt, was die Arrangements der Stücke angeht, und dann ist er auch noch als Hobbymusiker und Solist unterwegs. „Als eher schüchterner und ängstlicher Jugendlicher war Musik eine große Unterstützung für mehr Selbstbewusstsein. Inzwischen versuche ich, anderen zu vermitteln, was ich damals durch die Musik erfahren habe, in der Musik etwas zu finden, was ihnen hilft, ihr Leben zu meistern“, so Faber.

Für ihn gehört immer wieder dazu, sich mit seiner Musik der Öffentlichkeit zu stellen – und im Aufnahmeraum vor das Mikrofon. „Ich weiß inzwischen, was Christian für eine Klangästhetik hat und am Ende bei einer Aufnahme herauskommt“, sagt er mit Blick auf die andere Seite der Glasscheibe, wo bei Aufnahmen Mayntz an dem großflächigen Mischpult sitzt und an den unzähligen Reglern dreht und schiebt.

Hat der Aufnahmesaal mit dem schwarzen Flügel in der Mitte eine gewisse Weite, wird es in der „Schaltzentrale“ eher gemütlich, mit den Gitarren an der Wand und dem Ledersofa in der Ecke. „Vertrauen ist hier unglaublich wichtig“, ist Faber überzeugt. „Jemand muss dir dann auch mal sagen können, wenn etwas nicht gut war oder die Gitarre nicht gestimmt ist – und dich fragen können: Willst du das wirklich so machen?“

Diese Frage beschäftigt ihn auch bei der Berufswahl: „Ich habe lange damit gehadert, eine Zeit lang hatte ich die Idee, Chemie zu studieren. Aber mein Vater hat mich dann auf Musik gebracht“, sagt Faber. Am Ende wird es die Konzertgitarre, und dennoch bleibt er offen für anderes: „Wenn ich den ganzen Tag Gitarrenunterricht gegeben habe, gehe ich nicht nach Hause und spiele da Gitarre“, erklärt er. Stattdessen entdeckt er die Ukulele. „Das ist was anderes und trotzdem noch nah genug an der Gitarre dran.“ Ihm gefällt das Zarte der Zupfinstrumente, „aber ich bin in der Rockmusik zu Hause. Ich liebe diese Power, und genau das machen die Blechbläser – ohne Verstärker“, sagt er mit einem Lachen. Die Ideen für das Ensemble, aber auch für die Ukulele kommen ihm allerdings eher in der Ruhe – beim Fahrradfahren: „Das setzt meinen Kopf frei – und plötzlich fällt mir melodisches Motiv ein, dann muss ich das erst mal in mein Smartphone singen, damit ich das nicht vergesse. Zu Hause probiere ich dann mit der Gitarre aus, ob sich daraus etwas machen lässt. Aber nach einem guten Einfall richtig suchen – das geht nicht.“ Pause hat dagegen gerade der Neuzugang in seiner Instrumentensammlung, das Schlagzeug. „Das wird gerade eher abgestaubt, als dass es gespielt wird“, sagt Faber. Cello – das wäre für ihn noch mal eine Idee. „Wenn ich Zeit hätte“, fügt er hinzu.

Wir verlassen den Aufnahmesaal, hinter uns schließt Mayntz die Tür, an dem kleinen Raum mit Mischpult und dem Ledersofa in der Ecke vorbei geht es zum Ausgang. Aber wer weiß schon, mit welcher Besetzung oder welchem Instrument Faber das nächste Mal hierherkommt.