Rehkitzrettung Fischerhude setzt auf Drohnen und sucht Sponsoren - Von Björn Blaak

Fischerhawk

Wollen mithilfe einer Drohne mit Wärmebildfunktion Rehkitze vor den Mähmaschinen retten (von links): Bernd Heitmann sowie Thorsten und Sarah Meyer. Foto: Björn Blaak ©

Fischerhude. Ein ungleiches Duell: auf der einen Seite zarte zehn Kilo Lebendgewicht, auf der anderen zehn Tonnen Hochleistungsmaschine. Es bedarf keiner großen Fantasie, um sich vorzustellen, was passiert, wenn das Zehn-Kilo-Rehkitz und der Zehn-Tonnen-Mähdrescher aneinandergeraten. Die Rehkitzrettung Fischerhude will das nicht länger geschehen lassen.

Thorsten und Sarah Meyer, Landwirte aus Fischerhude, haben mit eigenen Augen ansehen müssen, in welchem Zustand das Kitz zurückbleibt. „Man kann den Fahrern keinen Vorwurf machen“, sagt Thorsten Meyer. Auch er fährt die großen Maschinen, mäht zweimal im Jahr die Felder ab, und konnte es ebenfalls nicht verhindern, dass es zu einem „Anmähen“ des Rehnachwuchses kommt. „Auch wenn ich mich die ganze Fahrt über aus der Kabine beuge und schaue, übersiehst du die Tiere.“ Das ist ihm passiert, das soll ihm aber nicht wieder passieren, auch anderen, die als Landwirte oder Angestellte von Lohnunternehmen die Felder bestellen, nicht.

Bisher sind die Meyers die Felder, bevor gemäht wurde, abgegangen, haben versucht, Kitze ausfindig zu machen, die sich im hüfthohen Gras sicher fühlen und zusammenrollen. „Manchmal sind sie nicht größer als ein Maulwurfshügel“, sagt Thorsten Meyer. Aber selbst wenn er und seine Frau noch so konzentriert über die Felder schreiten, geschieht es doch immer wieder, dass sie den Rehnachwuchs schlichtweg übersehen, so unscheinbar und gut getarnt liegt er im satten Grün. „Ich bin bei der Suche sogar schon auf eines draufgetreten, so spät sieht man sie“, erinnert sich Thorsten Meyer.

Doch Rehkitze auf diese Art und Weise ausfindig zu machen, ist kaum mehr möglich, zu groß sind die Flächen geworden und der Zeitdruck ebenfalls. Zwischen April und Juni ist die gefährlichste Zeit, denn da haben nicht nur die Ricken Nachwuchs, sondern es ist auch die Zeit für die erste Mahd. Und die erfolgt auf alle Fälle, ob mit Rehkitzen im Gras oder ohne.

„Wir schaffen es einfach nicht mehr, die Felder komplett abzulaufen“, sagt Sarah Meyer, Gründerin der Rehkitzrettung Fischerhude. Erst im Mai haben ihr Mann und sie zwei Rehkitze entdeckt, während der Mäher bereits auf der Wiese unterwegs war. Glück gehabt. Doch auf dieses Glück alleine wollen sie sich in Zukunft nicht mehr verlassen.

Und hier kommt Bernd Heitmann ins Spiel. Der Otterstedter ist frisch gebackener Ruheständler, Freund der Familie Meyer – und ein großer Fan von Drohnen. „Ich liebe diese Dinger“, sagte er. „Mit diesem Gerät schaffen wir es, zehn Hektar in einer Stunde abzusuchen“, erzählt Heitmann. Eine Fläche, für die man zu Fuß nahezu einen ganzen Tag brauchen würde. Heitmann hat den Tierschüzern seine Hilfe zugesagt, gemeinsam mit ihnen die Felder abzusuchen.

Das Problem sei allerdings, dass seine aktuelle Drohne für abgemähte Wiesen eine Wucht ist, über hüfthohen Gras jedoch hätte sie keine Chance, Tiere zu entdecken. „Das Gras schließt sich oberhalb der Tiere wieder zu einer Einheit“, weiß Thorsten Meyer aus Erfahrung. Eine herkömmliche Drohne kann da nicht helfen.

Deshalb muss eine andere Drohne her. „Eine mit Wärmebildkamera“, weiß Heitmann. Mit ihr lässt sich aus ein paar Metern Höhe jedes wärmeabgebende Tier ausfindig machen, auch wenn es noch so gut versteckt liegt. Nur, jene Drohne kostet eine ganze Menge Geld. Geld, dass den Landwirten am hintersten Ende der Bredenau nicht zur Verfügung steht. „Rund 3.000 Euro würde uns das Gerät kosten“, erklärt Sarah Meyer. „hinzukommen noch die Akkus“, fügt Heitmann an. Und davon bedarf es mehrere, denn bereits nach einer halben Stunde seien sie leergeflogen.

Doch den Kopf deshalb in den Sand zu stecken, fällt den Rehkitzrettern nicht ein, im Gegenteil: Sie bringen ihre Idee, Rehkitze mithilfe einer Wärmebildkamera ausfindig zu machen, unter die Leute, sprechen Landwirte an, Lohnunternehmer und Tierfreunde. Sie erzählen von ihrer Vision und sie sammelns Spenden, damit sich die Rettungsaktionen aus der Luft in die Tat umsetzen lassen.

Ein Problem ist allerdings, dass die „Rehkitzrettung Fischerhude“ kein eingetragener Verein ist, und somit keine Spendenquittung ausstellen darf. „Wer für uns spendet, muss das aus Überzeugung tun“, sagt Sarah Meyer und verspricht, dass jeder Cent, der eingenommen wird, in die Anschaffung der Drohne fließt. Sollte mehr Geld eingenommen werden, als benötigt, wird jene Summe entweder an die Deutsche Wildtierhilfe gespendet, oder in eine weitere Drohne investiert, damit die vielen Hektar noch schneller abgesucht und noch mehr Unfälle vermieden werden können.

„Ein Lohnunternehmer aus Quelkhorn hat uns bereits mit einer größeren Summe unterstützt“, freut sich Sarah Meyer, die selbst auch dazu beiträgt, dass Geld in die Drohnen-Kasse kommt: Sie hat in der Bredenau einen Verkaufsstand eingerichtet, mittels dem sie Dünger für Blumenbeete verkauft. So können Spaziergänger oder Besucher des Otto-Modersohn-Museums, das unweit entfernt ist, 1,50 Euro in einen Eimer voller Pferdeäpfel investieren. „An manchen Tagen kann ich den Stand gar nicht schnell genug wieder nachfüllen“, freut sich die Landwirtin über die überraschend große Nachfrage. Neulich habe ihr sogar jemand zwei der Eimer gereinigt wiedergebracht.

Und wer, wie Familie Meyer, einen Lipizzaner, einen Friesen und ein Mini-Shetty auf dem Hof stehen hat, muss sich um Nachschub für den Dünger „Made in Fischerhude“ keine Sorgen machen.

Und so hoffen die Tierschützer, bereits im kommenden Jahr mit einer Wärmebildkamera über die Felder zu surren, um Rehkitze vor deren sicheren Tod zu bewahren.

Den aktuellen Spendenstand (1.000 Euro sind bereits erreicht) und weitere Informationen zu der Initiative gibt es auf www.rehkitzrettung-fischerhude.jimdosite.com und auf Facebook unter Rehkitzrettung Fischerhude.

• Wer die Tierschützer unterstützen möchte, spendet auf folgendes Konto: Sarah Meyer, Verwendungszweck: Rehkitzrettung Fischerhude, Kreissparkasse Verden, IBAN: DE56 2915 2670 0020 3556 24

Die Spender mögen außerdem einen Vermerk „öffentlich“ oder „nicht öffentlich“ eintragen, damit anonyme Spender nicht im Spendenbuch genannt werden.