Buthmanns Hof: Ahmad Tavakkoli zeigt persische Kalligrafie

Zwischen Orient und Okzident

Der Wahl-Fischerhuder Ahmad Tavakkoli stellt derzeit persische Kalligrafie in ausgewählter Form in den Räumen des Kunstvereins im Buthmanns Hof aus. Foto: Elke Keppler-Rosenau
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Fischerhude. „Herrlich ist der Orient übers Mittelmeer gedrungen. Nur wer Hafis liebt und kennt, weiß was Calderon gesungen. Wer sich selbst und andere kennt, wird auch hier erkennen: Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen“, zitiert Ahmad Tavakkoli Goethe aus seinem west-östlichen Diwan. Im Rahmen der Ausstellung „Natur als Sinnbild des Lebens“ vom Fischerhuder Kunstverein im Buthmanns Hof zeigt er noch bis zum 27. Mai persische Kalligrafie.

Er hinterfragt mit seiner Kunst, ob diese Worte des größten deutschen Dichterfürsten angesichts des menschlichen Elends, das nach Europa drängt, noch immer bestand habe, oder es sich um eine fremd bestimmende, zynisch klingende Anmaßung handelt, angesichts der Gräuel, die täglich aus den Nachrichten zu erleben sei? Die Vertreibung ganzer Bevölkerungen, Verbrennung ganzer Landstriche angesichts einer beispiellosen Barbarei, wie sie seit dem Zweiten Weltkrieg die Welt nicht mehr gesehen habe? Ausführlich beleuchtet der in Fischerhude ansässige Künstler die Auswirkungen von Kriegen und lässt dabei die Erfahrungen Goethes damit nicht außen vor. Schließlich belagerten Napoleons Truppen Weimar und weite Teile Europas im Jahre 1806. Sie raubten, mordeten, brandschatzten und plünderten.

Tavakkoli schlägt einen Bogen von Goethe, dem er sehr zugetan ist, dem seinerzeit schon die Völker verbindende Kraft der Kunst wichtig war zu seinen Keramiken. „Ich lasse mich begeistern von der tiefsinnigen Lyrik Hafis, der in nahezu orgiastischer Weise das Leben und die Liebe feiert“, erklärt er sein Werk. Mohammed Schemsed-din Hafis (1315 bis 1390) war einer der bekanntesten Dichter und Mystiker des alten Persien. Der größte Lyriker persischer Sprache. Er kannte schon als achtjähriger Knabe den Koran auswendig. Seine Schriften gelten bis heute als großes Kulturerbe. „Im Grunde ist es eine Art von Malerei“ umschreibt Ahmad Tavakkoli seine Kalligrafie, die in seinem Heimatland, er stammt aus Teheran, eine überlieferte künstlerische Tradition darstellt und die schon Generationen von Kunstschaffenden vor ihm perfektioniert haben.

Wenn von Kunsthistorikern postuliert werden würde, dass die Kultur des Westens die des Bildes sei, so sei die Kultur des Ostens die des Wortes, heißt es weiter. Allerdings könne das geschriebene Wort des Ostens nicht einfach nur in irgendwelchen Lettern ausgedrückt werden. Also wurde die Kalligrafie, als sinnliche Erfahrung, als künstlerisch, nonverbales Gewand gewählt, um es angemessen darzustellen.

Seine Keramiken sind im Rakubrand-Verfahren erstellt. Dabei entsteht ein Temperatursturz, der Rakles, Risse auf der Oberfläche, verursacht. Die bemalten Kacheln werden dem Ofen entnommen und mit Holzspänen und Papier zusammengebracht. Sie kommen in einen abgeschlossenen Raum, das Holz verbrennt und entzieht der Glasur den Sauerstoff, wodurch die gewollten Risse entstehen. Der Rauch dringt in die Oberfläche, die Glasur, schließt sich wieder. Dabei entstehen Linien unter der Glasur, die der Betrachter mit dem Inhalt der Schriften zusammendenken kann. Die blumigen Texte der alten Perser handeln von Liebe, der Verehrung des Schönen, von Mitleid und Barmherzigkeit. Tavakkolis Bilder sollen zum Ursprung der Buchstaben und der Sprache zurückführen, weg von dem, was die Menschen daraus gemacht haben. Seine Faszination für die Lyrik berühmter Philosophen seiner Heimat, die nicht nur die persische Literatur geprägt hat, spricht aus jeder der Keramiktafeln.

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