Der von Frauke Beeck gestaltete Wümmekalender 2023 ist der letzte in einer langen Reihe - VON PETRA HOLTHUSEN

650 Fluss-Betrachtungen in 50 Jahren

Künstlerin Frauke Beeck hat den 50. und letzten Wümmekalender gestaltet. Auf dem Wohnzimmerparkett in Beecks Elternhaus ausgelegt, ergeben die Motive auf fast fünf Metern Länge ein Endlosbild der Wümmelandschaft im Lauf der Jahreszeiten.
 ©Holthusen

Ottersberg – Jedes Jahr im Herbst kehrte die in Berlin lebende freischaffende Künstlerin Frauke Beeck für sechs Wochen in ihr Ottersberger Elternhaus zurück. Nicht für eine Auszeit, sondern um zu arbeiten, und das „Tag und Nacht“. Die letzten 40 Jahre hat sie immer neue Bilder für den künstlerisch gestalteten Wümmekalender geschaffen, den das Ottersberger Druckhaus Froben insgesamt über ein halbes Jahrhundert herausgebracht hat. „Als ersten Heimatkalender überhaupt“, später vielfach kopiert, hatte Frauke Beecks Vater Heinz Froben das Projekt initiiert: „Das war sein Kind und die Visitenkarte des Unternehmens.“ Die Ausgabe des hochwertig gefertigten Bildkalenders für 2023 ist die 50. und zugleich die letzte: „50 Jahre, das reicht jetzt einfach mal“, sagt Frauke Beeck.

Den Abschied vom Wümmekalender hat sie für sich zelebriert: „Die letzte Ausgabe ist ein Geschenk an mich selbst“, sagt Beeck lächelnd. Mit dem Fahrrad folgte sie dem Lauf der Wümme von Ottersberg nach Borgfeld, skizzierte und fotografierte unterwegs Motive, die sie im Atelier mit Lackspray auf Papier zauberte. In der Chronologie des Kalenders folgen auch die Bilder dem Flusslauf und ergeben, im Original einzeln nebeneinander gelegt, als laufende Reihe ein Endlosbild der Wümmelandschaft mit fließenden Übergängen und in jahreszeitlicher Abfolge. Das Titelblatt ziert diesmal ein üppiger Blumenstrauß: „Als Glückwunsch zum Jubiläum“, sagt Beeck.

Nur beim April-Motiv hat die Künstlerin „ein bisschen geschummelt“: Das Kalenderblatt zeigt nämlich abseits der Wümme den blühenden Tulpenbaum auf dem Firmengelände von Froben – eine kleine Hommage an den elterlichen Betrieb, der mit dem Kunstkalender so vielen Menschen über so viele Jahre eine Freude gemacht hat.

In 50 Jahren Wümmekalender haben sich neben der Drucktechnik „auch der Blick auf die Dinge und die künstlerischen Techniken verändert“, blickt Beeck zurück. „Aufgabe war es immer, die Wümmeregion neu zu betrachten“, und so boten insgesamt 650 Kalenderbilder Jahr für Jahr einen anderen Blick auf den Fluss und seine Landschaft. Die Editionen der letzten 40 Jahre stellte Frauke Beeck stets thematisch zusammen: „Bäume sprechen für sich“, hieß es 2010, „Über den Wolken fliegen“ 2012, „Schöne Grüße aus der Provinz“ 2014. Mal bildete die Künstlerin altes Gewerbe in der Wümmelandschaft ab, mal die Spuren des Mittelalters. 2022 war der Kalender betitelt mit „Der Wald lebt“. Zum Ende nun also „50 Jahre entlang der Wümme“. Viele der Originalbilder aus all den Jahren sind ab Sonntag in Würdigung von Beecks Kalender-Kunst in einer Ausstellung im Bremer Overbeck-Museum zu sehen.

Seit einigen Jahren konzentriert sich die technisch vielseitige Kunstschaffende zunehmend auf das Sprayen. Alle Motive für den Wümmekalender 2023 hat sie mit Farbe auf Papier gesprüht. Wie sich mit Spraydosen statt Pinseln so fein und federleicht malen lässt? „Ich bin eben sehr gut“, sagt Beeck selbstbewusst. Ihre erfolgreiche Ausstellungs- und Auftragstätigkeit im In- und Ausland bestätigen das ebenso wie ein Blick in den Kalender. Der wurde in 600er-Auflage gedruckt und geht wie immer vornehmlich als Geschenk an Kunden und Freunde hinaus in die Welt. „Mit etwas Glück“, meint Beeck, lasse sich aber noch ein Exemplar zum Preis von 25 Euro in der Buchhandlung Froben ergattern.

Sie selber ist bei ihren Besuchen in Ottersberg stets erstaunt, „wie präsent der Kalender hier ist“. Gerade in den öffentlichen Gebäuden stoße sie immer wieder auf gerahmte Kalenderblätter – „das macht einen als Künstlerin natürlich glücklich“. Fans des Kalenders hätten ihr zudem Fotos davon geschickt, was sie aus den Blättern sonst noch Schönes fabriziert haben – folierte Tischsets und gefaltete Geschenktüten.

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