Initiative will natur- und sozialverträgliche Alternative zu Plänen aufzeigen - VON PETRA HOLTHUSEN

Vision vom Bürgerzentrum

Lebensraum schützen, Menschen unterstützen u2013 für ihre Ziele hat die Otterstedter Seegemeinschaft um die designierten Vorsitzenden Holger Kerl (4.v.r.) und Inga Schröder (4.v.l.) vielfältige ökologische und soziale Projekte ins Auge gefasst. Die größte Vision ist eine Nutzung des Gasthauses am See als "Bürgerzentrum Otterstedter See". Foto: Holthusen
 ©Holthusen

Otterstedt – Natur bewahren, Lebensraum schützen, Bildung fördern, Menschen unterstützen, Gemeinschaft stärken, soziale Nachbarschaft leben – das sind kurz gesagt die Ziele des in Gründung befindlichen Vereins „Otterstedter Seegemeinschaft“, der seine Visionen unter das Motto „NATURlich menschlich“ stellt. Die größte Vision sind Umgestaltung und Nutzung des Gasthauses am See als „Bürgerzentrum Otterstedter See“.

Über ihr Wunschprojekt ist die Seegemeinschaft nach eigenen Angaben mit Immobilieneigentümer Arnd Brüning im Gespräch, der dort andere Pläne hat und zur Finanzierung der Gaststättensanierung neuen Wohnraum im und am „Haus am See“ bauen will. Das Bauen außerhalb des Gebäudebestands hofft der neue Verein abwenden zu können. Auch er hat Interesse am Erhalt des Lokals: Aber die Frage sei, ob man die Sanierung statt mit Wohnungsbau auch mit Fördermitteln für ein Bürgerzentrum finanzieren könne, sagt Sprecher Holger Kerl.

Mehr als 30 See-Anwohner haben sich um die Gründungsvorsitzenden Holger Kerl und Inga Schröder zu der Seegemeinschaft zusammengeschlossen. Und es sollen stetig mehr werden, hoffen die Initiatoren.

Die „Frauen und Männer der ersten Stunde“, so Kerl, kommen großteils aus der Bürgerinitiative „Idylle statt Investor“ (ISI), der sie jedoch den Rücken gekehrt hätten. ISIs Darstellung von Unternehmer Brüning als feindlichen gefräßigen Immobilienhai, persönliche Angriffe und grenzwertige Protestaktionen seien ihnen zu weit gegangen, sagen sie.

„Wir suchen das Gespräch, um verhärtete Fronten aufzuweichen. Der Verein hat keinen Gegner, sondern ein Ziel“, betont Inga Schröder. Konflikte sollen durch Kommunikation und Konzepte statt Krawall gelöst werden: „Wir wollen Vorschläge machen, wie man etwas anders machen könnte.“ Denn die Seegemeinschaft ist davon überzeugt, dass eine weitere Wohnbebauung am See, wie Brüning sie plant und die Gemeinde sie befürwortet, „erhebliche negative Auswirkungen auf Mensch und Natur haben wird“.

Der Verein will nach eigenen Worten „den ursprünglichen Charakter des Seegebietes beibehalten und verdeutlichen, dass es Alternativen zu dem Bauprojekt gibt“. Im „Haus am See“ schweben den Akteuren Räume für Begegnung und soziale Initiativen vor, etwa eine Anlaufstelle mit Hilfs-, Beratungs- und Vermittlungsfunktionen. Gemeinschaft soll zudem durch gelebte Nachbarschaftshilfe in Haushalt und Pflege für bedürftige Menschen gefördert werden. Praktischer Natur- und Umweltschutz mithilfe ökologischer Projekte sowie Bildung durch Naturerlebnisangebote (Stichwort Sinnesgarten) und Informationsveranstaltungen stehen ebenso auf dem Vereinsprogramm.

Oberstes Ziel ist demnach die Sicherung und Verbesserung der Lebensqualität von Menschen, Tieren und Pflanzen am See. Dafür hat die Anwohner-Initiative ein breites Feld der Möglichkeiten ausgerollt. Was sich davon verwirklichen lässt, hängt neben dem aufzubringenden ehrenamtlichen Einsatz und der noch auszulotenden Bereitschaft des Immobilieneigentümers maßgeblich von der Finanzierung ab, für die es bislang nur erste Ideen gibt. „Herr Brüning soll durch unsere Initiative nicht mehr Arbeit und Kosten haben“, stellt Inga Schröder klar. Als mögliches Vorbild sieht Holger Kerl das genossenschaftliche Otterstedter Dorfladen-Projekt mit mehr als 300 Teilhabern: „Warum soll so etwas nicht auch für das ,Haus am See’ funktionieren?“, sagt er. Zumal der Verein nach Anerkennung der Gemeinnützigkeit Fördermittel und Zuschüsse beantragen könne.

Um das Traditionsgasthaus als Bürgerzentrum zu gestalten und das Umfeld vor Neubebauung und damit weiteren Baumfällungen zu bewahren, würde die Seegemeinschaft am liebsten das „Haus am See“ kaufen oder pachten – inklusive Park-, Strand-, Spiel- und Grünflächen für eine ökologische Gestaltung. Restaurant und Nebenräume sollten renoviert, die alte Kegelbahn abgerissen werden: An deren Stelle könnten laut Verein Tiny-Häuser für Radtouristen oder Platz für Wohnmobile geschaffen werden. Im Bürgerzentrum stellt sich die Initiative gesundheitliche und soziale Beratungsangebote für die See-Anwohner vor, eine Zweigstelle der Tafel und eine Suppenküche sowie ein Biolebensmittelangebot, Gemeinschaftsräume und einen Mietraum für Seminare. Derzeit streckt der Verein seine Fühler nach möglichen Kooperationspartnern aus.

Veränderungen seien notwendig, sagt Inga Schröder, aber es müssten „alle Menschen am See integriert werden“. Hochpreisige Neubauten lockten ein neues Klientel und könnten bisher günstigen Mietwohnraum verdrängen – zu Lasten der Menschen, die darauf angewiesen seien. Am See mit seinen ringsum fast 400 Haushalten wachse „das soziale Ungleichgewicht“, schildert Schröder. Kerl spricht von verdeckter (Alters-)Armut und „vielen Bedürftigen, die gar nicht hier wegkönnen“.

Kontakt

Als Ansprechpartner der Otterstedter Seegemeinschaft stehen die Vorsitzenden Holger Kerl und Inga Schröder telefonisch unter 0160/3460428 und 0176/51854777 und per E-Mail an o-seegemeinschaft@mail.de zur Verfügung. Die beiden würden sich auch über Beiträge von Otterstedtern freuen, was sie mit der mutmaßlich über 150 Jahre alten Rotbuche auf dem Parkplatz am „Haus am See“ verbinden, die der Verein als Naturdenkmal unter Schutz stellen lassen will.

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