Nach Abschluss des Mammutprojekts steht Modellbauanlage zum Verkauf - VON PETRA HOLTHUSEN

Bahn braucht Betreiber

Gerhard Karmann, Wolf Tödter und Klaus Rippe (v.l.) haben ungezählte Stunden an der Modelleisenbahnlandschaft gebastelt, gebaut, geschraubt, gewerkelt u2013 und viel Spaß daran gehabt.
 ©Holthusen

Jahrelang wurde sie erbaut und soll nun einen neuen Besitzer finden.

Posthausen – Über Jahre haben sie jeden Dienstagabend zusammen auf dem Dachboden von Modelleisenbahner Klaus Rippe in Posthausen gewerkelt und eine gigantische Landschaft mit rund 250 Metern Gleisstrecke, zwei Kilometern Kabelage, 70 Loks und Hunderten Waggons, mit Dörfern, Bahnhöfen, Industrieanlagen und sogar einem Kirmesplatz geschaffen. Seit Längerem schon ist das Werk vollendet und die Energie der Modellbauer aufgebraucht. Jetzt hat sich Klaus Rippe entschlossen, die riesige Anlage zu verkaufen.

„Wolf war immer der, der unter den Tisch musste – die elektrischen Verbindungen stecken“, erzählt Gerhard Karmann. Fast entschuldigend sieht er zu Wolf Tödter hinüber. Wer mal kurz den Kopf unter die ausladenden Holzplatten steckt und das Gewirr aus feinen Drähten und Steckern sieht, erahnt die Leiden des Elektrikchefs. Karmann hat derweil „Gleise verlegt und viel Landschaftsbau gemacht“. Ihm war beim Basteln und Bemalen immer wichtig, dass die Landschaftsteile echt wirken – „dass die Felsen wie Stein aussehen und nicht wie Pappe“. Spaß an den technischen Finessen und den vielen liebevoll gestalteten Details der Landschaft, durch die auf verschiedenen Ebenen acht Züge gleichzeitig fahren können, haben die Modelleisenbahner im Rentenalter immer noch. In einer Ecke drehen sich Windräder, an einem Drehkreuz springen Weichen um, und bei einem brennenden Haus, in dem es lodert und ganz real qualmt, läuft gerade ein Feuerwehreinsatz. Dass sich an dem einen von zwei an der Strecke gelandeten Hubschraubern die Rotorblätter gerade nicht bewegen, fuchst die Profis. Zwischenzeitlich waren sie mal zu fünft am Werk. Zusammengefunden hatten sie sich, als Klaus Rippe vor siebeneinhalb Jahren in einem Aufruf nach Mitstreitern gesucht hatte. Allein mit seinem Freund Wolf Tödter hätte er sein Vorhaben nicht bewältigen können. Denn seine vierte Modelleisenbahnanlage sollte auch die mit Abstand umfangreichste werden. Drei weitere Gleichgesinnte meldeten sich nach dem Aufruf – allesamt, so wie Rippe selbst, mit dem Faible für Spur N, die mit einer Spurweite von nur wenigen Millimetern zu den filigranen Baugrößen bei Modelleisenbahnen gehört. Der Posthausener hat immer nur die kleine Spur N verbaut, die etwa halb so groß ist wie die landläufige Nenngröße H0. Für das Mammutprojekt bereitete Rippe den Dachboden über seinem Partyraum vor, montierte selbst gebaute Tischplatten entlang der Wände und in der Raummitte. Und er stellte seinen Fundus bereit: 70 Diesel- und Dampflokomotiven – winzige originalgetreue Modelle von echten Stahlrössern, die früher durch die Lande gedampft sind –, dazu Hunderte Waggons und ungezählte Schienen, Gebäude, Brücken, Türme, Bäume, Bahnhöfe ... „Den ganzen Strom zu verlegen, wird das Schlimmste“ – zu Rippes damaliger Vermutung kann sein Freund Wolf Tödter heute durchaus nicken. „Spaß an der Sache und die Freude zu helfen“ bewogen damals den Achimer Gerhard Karmann, sich dem Bauvorhaben in Posthausen anzuschließen. „Mich hat das einfach gereizt, ich hatte selbst mal eine kleine Anlage. Und man lernt ja immer was dazu“, ergänzt er. Jeden Dienstagabend also war Treffen auf dem Dachboden. Stück für Stück nahm die Modelleisenbahnlandschaft Gestalt an. Abschnittsweise wurde die Anlage fertiggebaut und ausprobiert. „Manchmal fuhr ein Zug nicht und wir wussten nicht warum“ – dann wurden so lange „Kontakte geputzt und Weichen verstellt“, bis die Bahn planmäßig ratterte. „Dann waren alle glücklich“, erzählen die drei verbliebenen Modellbauer lachend. Mit dem Bauen sind sie fertig, jetzt treffen sie sich dienstags nur noch so. Auf ein Bierchen und zum Schnacken in Rippes Partyraum. Die über Jahre gewachsene Freundschaft geben sie nicht auf – die Modelleisenbahn schon. Die will Klaus Rippe nun verkaufen. „Ich hab’ das 40 Jahre gemacht, irgendwann ist Schluss. Jetzt ist es soweit“, sagt der 67-Jährige. Leicht fällt ihm das nicht. Deshalb wird die Anlage, in der laut Rippe rund 30 000 Euro an Sachwerten stecken, auch nicht auseinandergefleddert: „Sie soll im Ganzen weggehen – und nur in gute Hände.“ Der Rest ist Verhandlungssache. Wer Interesse hat, erreicht Rippe unter Telefon 0172/4157848.

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