Ortsrat Ottersberg gegen Sanierung und für Abriss von Fußgängerholzbrücke - VON PETRA HOLTHUSEN

„Finanziell nicht machbar“

Eine Sanierung der nicht mehr nutzbaren Fußgängerholzbrücke über die Eisenbahnlinie in den Ottersberger Wümmewiesen würde nach gutachterlicher Schätzung 590u200a000 Euro kosten u2013 der Abriss 137u200a000 Euro. Auf Grundlage dieser Zahlen sprach sich jetzt der Ottersberger Ortsrat gegen den Erhalt und für den Abriss der Brücke aus.
 ©Ute Fetkenhauer

Das Schickal der  Fußgängerholzbrücke 

Ottersberg – Der Blick auf die Kostenschätzungen gab den Ausschlag: „Finanziell nicht machbar“, lautete das fast einstimmige Urteil des Ottersberger Ortsrates, der als erstes politisches Gremium über eine mögliche Sanierung der maroden Fußgängerholzbrücke über die Bahnlinie Bremen-Hamburg in den Wümmewiesen zu befinden hatte. Mit den Stimmen von SPD, CDU und BSW – bei Stimmenthaltung des Grünen-Vertreters – sprach sich der Ortsrat in einer der vergangenen Sitzungen im Rathaussaal für den Abriss der 40 Jahre alten Brücke aus.

Er folgte damit der Empfehlung der Gemeindeverwaltung, sich unter Kostengesichtspunkten endgültig von der seit Längerem nicht mehr nutzbaren Brücke zu verabschieden. Eine technische Überprüfung der Bongossibrücke durch einen Sachverständigen im April hatte ergeben, dass die Statik noch intakt sei, eine Sanierung mit rund 590 000 Euro aber mehr als viermal so teuer käme wie ein Abriss (wir berichteten). Hinzu kämen die Kosten für eine mindestens jährlich zu wiederholende Sicherheitsprüfung in Höhe von jeweils 30 000 bis 40 000 Euro, wie Bauamtsleiter Ralf Schack in der Sitzung ausführte. Die Kosten für den Abriss der Brücke hatte der Gutachter auf 137 000 Euro beziffert. Seiner Einschätzung, aus wirtschaftlichen Gründen von einer Instandsetzung abzusehen, schlossen sich Bürgermeister Tim Willy Weber und Bauamtschef Schack an. Zumal die Brücke keine verkehrliche Bedeutung habe und keine notwendige Verbindung sei, so Schack. Dem widersprach Micha Recklies (Bündnis 90/Die Grünen): Die Brücke sei wichtig, weil sie den Kernort und den Ortsteil Bahnhof verbinde. Fußgänger und Radfahrer, die statt der Brücke die Unterführung am Bahnhof oder den Radweg entlang der Landesstraße nutzten, müssten mehrere Kilometer Umweg in Kauf nehmen. „Wir wollen Tourismus, wir wollen Radverkehr – die Brücke muss erhalten werden“, appellierte Recklies. Er forderte weitergehend einen quasi barrierefreien Neubau mit serpentinenartigem Aufstieg. Verwaltungschef Weber nannte diese Forderung „absurd“ und wies auch die Behauptung zurück, die extrem steile Brücke habe eine Bedeutung für den Fahrradverkehr: „Nur ganz Sportliche haben ihr Rad da hochgeschoben. Einen Wert hat die Brücke nur für Fußgänger.“ „Für mich kommt nur ein Abriss infrage“, sagte Werner Bahrenburg (CDU). So viel Geld in den Erhalt der Brücke zu stecken, „das kann man keinem vermitteln“. Gabriele Könnecke (SPD) sah das genauso: „Für das Wandervolk ist die Brücke eine schöne Sache, aber aufgrund der Kosten ist ein Erhalt nicht zu verantworten.“ Susanne Baumgartner (für Die Linke in den Ortsrat gewählt und jetzt im Ratsinformationssystem unter BSW, Bündnis Sahra Wagenknecht, geführt) schloss sich an: Sie sei auch ein bisschen traurig, aber eine teure Sanierung „käme nur wenigen Leute zugute“. Baumgartner sprach von einem „Luxusproblem“: Man käme wunderbar mit dem Rad durch den Tunnel beim Bahnhof. Klaus Rebentisch (CDU) brachte noch eine theoretische Förderkulisse über ein Dorfentwicklungsprogramm ins Spiel, räumte aber ein: „Rein aus finanzieller Sicht ist ein Abbruch zielführend.“ Ortsbürgermeister André Herzog (SPD) gab abschließend zu bedenken: „Wir haben für alle Ottersberger Bürgerinnen und Bürger abzuwägen – und 590 000 Euro sind kein Pappenstiel.“ Aufgrund von Brand- und Vandalismusschäden gesperrt war die Brücke schon seit Jahren. Gebaut worden war sie Anfang der 80er-Jahre als Ersatz für den von der Bahn geschlossenen Bimmelbedarfsübergang. Das endgültige Aus der Brücke läutete ein Vorfall im vorigen Dezember ein: Ein Bauteil stürzte auf die Oberleitung, löste einen Kurzschluss aus und legte den Bahnverkehr über Stunden lahm. Der kommunale Bauhof demontierte postwendend weitere möglicherweise absturzgefährdete Holzbauteile sowie die unteren Trittstufen. Damit flammte die öffentliche Diskussion über Erhalt oder Abriss wieder auf. Zu der Sitzung des Ortsrates erschienen jetzt jedoch nur zwei Bürgerinnen, um ihr Interesse an Erhalt und Sanierung der Brücke zu bekunden. Das letzte Wort in der Sache hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am 13. Juni. Alles andere als der Beschluss, die Brücke abzureißen, wäre jedoch eine Überraschung.

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