Fischerhude (kr). Als der Maler Christian Modersohn 2009 im hohen Alter von 93 Jahren an seinem Lebensort Fischerhude starb, verlor der Künstlerort einen Universalisten mit vielen Talenten und einer beeindruckenden Persönlichkeit. In einer Sonderausstellung erinnert das Modersohn-Museum in Fischerhude nun an jenen Künstler.
Jeder kannte ihn, durch seine Präsenz im Dorf, durch das Museum, das er mit seiner Familie für das Werk seines Vaters, Otto Modersohn, aufgebaut und kontinuierlich erweitert hat und auch von Begegnungen in der Natur. Oft saß er mit seinen Malutensilien auf einem Hocker an der Wümme, die Schlägermütze auf dem Kopf und stets zu einem kleinen Gespräch bereit. Er besaß einen liebenswürdigen Charme und wenn er erzählte, konnte man viel über das Leben seinem Vaters Otto, über seinen, im zweiten Weltkrieg gefallenen, Bruder Ulrich, der auch Maler war, und über seine eigenen künstlerischen Neigungen erfahren.
Christian Modersohn galt als angesehener Aquarellist, aber sein Werk umfasst auch Zeichnung und Ölmalerei. Darüber hinaus liebte er die Musik. Gerne erfreute er Gäste auch zu vorgerückter Stunde noch mit einem Nocturne von Chopin und zeigte sich dabei virtuos am Klavier. Am 13. Oktober wäre der Maler 100 Jahre alt geworden. 1916 in Bremen geboren, war er der jüngste Sohn von Otto Modersohn und Louise Breling. Seine Kindheit verbrachte er in Fischerhude unter dem prägenden Eindruck des Spätwerkes seines Vaters und im Allgäu, wo seine Mutter auf dem Gailenberg bei Hindelang einen alten Bauernhof als Zweitwohnsitz bewirtschaftete. Inspiriert durch das Werk seines Vaters, widmete auch er sein Leben der Kunst und studierte an der Nordischen Kunstschule in Bremen sowie an der Kunstakademie in München. Das Jahr 1943 wurde für ihn zum Schicksalsjahr. Im März starb sein Vater, im Juli fiel sein Bruder an der Front in Russland und im August wurde seine Cousine Cato Bontjes van Beek von den Nazis in Berlin hingerichtet. 1946 zog der junge Maler zu seiner Mutter ins Allgäu, lernte dort seine Frau Anna Lipp kennen und richtete in der Diele des Bauernhofes eine erste Familiengalerie ein. Die Bergbilder von Otto Modersohn fanden schnell ein Forum, aber auch das westfälische Frühwerk, die Worpsweder Bilder und das Fischerhuder Spätwerk wurden in diesen Ausstellungen thematisiert. 1957 erfolgte der Abschied vom Allgäu. Das Haus wurde verkauft und in Fischerhude entstand am Ende der Bredenau auf einer Eichenwiese ein neues Domizil. Wie schon sein Vater Otto Modersohn und sein Großvater, Heinrich Breling, der erste, in Fischerhude ansässige Maler, fand Christian zwischen den Wasserläufen an der Wümme eine künstlerische und persönliche Heimat. Wohnung und Atelier, direkt an der Wümme gelegen, und damit diese einzigartige Flusslandschaft vor Augen, inspirierten ihn zu unzähligen Bildern. Mehr als 70 Jahre bildete die reizvolle, flache und wiesenreiche Landschaft den Mittelpunkt seiner künstlerischen Arbeit, obwohl er auch viele Studienreisen nach Frankreich und Italien unternahm. Die Weite der Landschaft, der stetig wechselnde Himmel und das alte Dorf vermittelte ihm bei aller Grenzenlosigkeit ein Gefühl von Geborgenheit, die er mit Pinsel und Palette umsetzte. Auch wenn er oft am gleichen Standort malte, gleich kein Bild dem anderen. Die wechselnden Jahreszeiten, die beinahe stündliche Änderung des Lichts, besonders in den Wintermonaten ließen Arbeiten entstehen, die heute ein beeindruckendes Gesamtwerk ausmachen. Das Modersohn Museum gedenkt seiner mit einer umfangreichen Ausstellung vom Sonntag 16. Oktober bis zum 8. Januar 2017, die täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet ist. Geschlossen bleibt die Bilderschau am 24., 25. und 31. Dezember.