Spannender Vortrag von Cornelius Kopf-Finke im „Kaff“

Eine Reise nach Russland

Cornelius Kopf-Finke entführte mit seinem Vortrag zu einer spannenden Reise in die Zeit des Kalten Krieges in Russland. Foto: Elke Keppler-Rosenau
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Fischerhude. Der Bremer Rezitator und Vorleser Cornelius Kopf-Finke erinnerte kürzlich im Fischerhuder KaFF (Kunst am Fluss Fischerhude), dem Museum, das dem Maler Werner Zöhl gewidmet ist, mit einem umfangreichen Vortrag an eine außergewöhnliche Russlandreise der beiden befreundeten Künstler Werner Zöhl und Erhard Mitzlaff.

Man stelle sich vor seinem geistigen Auge das Jahr 1958 vor. Der Zweite Weltkrieg und seine fatalen Folgen waren überall gegenwärtig. Es herrschte ein politisches Klima, das immer noch Angst in der Bevölkerung verursachte. Der „Kalte Krieg“ wurde von den Siegermächten befeuert und Russland kam dabei eine ganz besondere Rolle zu. Die damalige Sowjetunion schottete sich ab gegen den Westen, baute Drohgebärden auf. Aufrüstung war in allen Ländern angesagt, wohin dieser Weg führen sollte, wusste niemand. In diesem Klima kam der in Fischerhude lebende Bauingenieur Professor Hermann Craemer auf die seinerzeit absurde Idee, russische Ikonen an ihren Originalschauplätzen zu studieren. Er schrieb an den damaligen Präsidenten Russlands, Bulganin, um sein Anliegen vorzutragen. Keine Antwort. Dann, als Chrustschow an die Macht kam und vorsichtiges politisches Tauwetter einsetzte, meldete sich der Kulturattaché der Sowjetunion aus Bonn bei Craemer, kündigte seinen Besuch an, um Reiseeinzelheiten zu besprechen.

Große Aufregung und am Freundeskreis von Craemer sprangen sogleich zahlreiche Interessenten als Reisebegleiter auf den Zug auf. Schriftsteller, Architekten, Künstler, Anthroposophen, darunter die befreundeten Maler Erhard Mitzlaff und Werner Zöhl aus Quelkhorn und der Literat Conrad Ordemann. Sie stellten als Delegation ein Besuchsprogramm aus Kunst, Architektur und Kultur zusammen und beantragten Visa. Lange passierte nichts, sogar der amerikanische Geheimdienst interessierte sich, aber durch Fürsprache von Gustav Heinemann, damaliger Bundestagsabgeordneter und Bekannter von Conrad Ordemann, wurden die Visa erteilt, zunächst für alle, aber nicht für Werner Zöhl. Heinemann sorgte jedoch dafür, dass auch Zöhl mitreisen durfte.

Dieses Ereignis, das in Fischerhude und bundesweit bis nach Amerika hinaus große Wellen schlug, war noch geprägt von den Eindrücken und Folgen des Zweiten Weltkrieges. Daher war es nicht ungewöhnlich, dass der Reisedelegation auch im Maler- und Bauerndorf an der Wümme Kommunismus vorgeworfen wurde. Es machte sich laut Kopf-Finke sogar eine feindselige Atmosphäre breit. Aber die Delegation blieb unbeirrt und reiste per Zug trotz zahlreicher Schwierigkeiten durch die damalige DDR und Polen, um schließlich in Russland die größten Überraschungen zu erleben.

Von Dolmetschern betreut ging es nach Moskau, Sagorsk, Kolomenskoje, Susdal mit seinen 20 Kirchen, nach Georgien, ans Schwarze Meer sowie Petersburg und Kiew. Die Reisegruppe sah Theater, Kinos, Zirkusse, Schulen Universitäten und Museen, lernten einen Staatsmaler in Kiew kennen und nahm an einem Kolchosenfest teil. Die Delegation wohnte in großen Hotels, in denen Menschen aus der ganzen Welt verkehrten. Die Menschen kamen ihnen mit großem Interesse, unerwarteter Freundlichkeit, Großzügigkeit und Toleranz entgegen. Kopf-Finke bezog sich in seinem mit vielen Details ausgeschmückten und überaus lebendigen Vortrag auf ein kleines Buch des Fischerhuder Autors Wolf-Dietmar Stock, das die Russlandreise behandelt, das aber nicht mehr verfügbar ist.

Diese Reise zu der Zeit ein eigentlich unmögliches Unterfangen, rückte die Sowjetunion in ein gewollt freundliches, weltoffenes Licht – ganz anders, als das Land mit seinem totalitären Regime im Westen wahrgenommen wurde.

Die Aufzeichnungen von Zöhl, der Tagebuch schrieb, die Kopf-Finke zur Grundlage seines Vortrages genommen hatte, zeichneten das Bild eines Landes, das bei der Delegation mit Staunen wahrgenommen wurde, weil überall Gastfreundschaft und echte Menschlichkeit herrschte. Bei der Besichtigung einer Schule wurden in den Regalen sogar Bücher deutscher Schriftsteller wie Lessing, Goethe und Gebrüder Grimm in russischer Sprache entdeckt.

Kopf-Finke las auch aus Briefen vor, die Mitzlaff an seine Frau und seinen Sohn von der Reise schrieb und flocht dessen Eindrücke anschaulich in seinen Vortrag ein.

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