Quelkhorn (kr). Das Sommerfest im Gemeinschaftsgarten unterhalb des Quelkhorner Berges am Wilstedter Kirchweg wurde in diesem Jahr durch ein besonderes Ereignis bereichert. Zum einen weil ein zwanzigminütiger Wolkenbruch die Aufführung unterbracht, die Zuschauer in ihre Autos hasteten, zum anderen, weil diese Unterbrechung weder dem Ensemble, noch dem Publikum dadurch der Theatergenuss verdorben wurde.
Das Impro-Theater Wildwux, das unter dem Dach des Pfadfinderverbandes jeden Sommer mit einer Tournee durch das Elbe-Weser-Dreieck tourt, feierte die Premiere des Stücks „Die kleinen Leute von Swabedoo“ diesmal zwischen Gurken und Tomaten. Das überlieferte irische Märchen, dass sich um Rückraterweichung bei Menschen dreht, wurde mit einem Ensemble von sieben Laienschauspielern auf die Bühne gebracht. Mit dabei war eine sechsköpfige Band, die den musikalischen Rahmen bot. Die künstlerische Leitung oblag Lionel Tomm und Konrad Rohde.
Die Inhalte des Stücks richten den Focus auf eine Welt, die ohne Geld und Besitz besser und menschlicher wäre. Die kleinen Leute von Swabedoo sind ein freundliches Völkchen. Immer wenn sie sich sehen, schenken sie sich aus lauter Zuneigung ein kleines Fell. Sie lieben und pflegen diese Gewohnheit und sind glücklich in ihrer überschaubaren Welt. Eines Tages kommt ein listiger Kobold zu ihnen. Er bringt Unruhe in ihr Leben, indem er ihnen zuflüstert, dass diese kleinen Fellchen bald ausgehen würden, wenn man weiterhin zu großzügig mit ihnen umgehen würde. Zuerst glauben ihm die Leute von Swabedoo nicht, aber dann schleicht sich Misstrauen ein. Sie beginnen die Fellchen zu horten, es entwickelt sich eine Währung daraus, etwas, was sie nie vorher kannten. Wer die meisten Fellchen besitzt, ist reicher als die anderen. Die Gesellschaft verändert sich zum Nachteil. Geiz und Gier macht sich breit, die Liebe und Freundschaft schwindet und niemand weiß, wie er diesem Teufelskreis entkommen kann. Mit diesem Theaterstück hält Wildwux der Gesellschaft einen Spiegel vor und regt zum Nachdenken an. In diesem Jahr wurde die in ganz Deutschland agierende Theatertruppe „Rotzfreche Asphaltkultur“ mit ins Boot geholt. Sie stellen die Band und übernehmen auch spielerische Parts. Nach der Premiere im Gemeinschaftsgarten zog das Straßentheater weiter nach Wilstedt, von dort nach Otterndorf, Dornum und Bremerhaven. Wildwux setzt sich zusammen aus Studenten, jungen Leuten in ganz normalen Berufen, Schulabgängern und Theaterenthusiasten, die sich zu jeder Spielzeit neu finden und erfinden. Vor den Probewochenenden auf dem Ottersberger Campus, den die Truppe wegen der Semesterferien derzeit ganz für sich hatte, wurden die Trecker, die die Zirkuswagen ziehen, überholt und flottgemacht. „Das ist auch handwerkliches Geschick gefragt. Wir machen alles gemeinsam: Planen die Tournee, suchen das Stück und die Aufführungsorte aus. Es ist eine ganz besondere Erfahrung und je mehr Publikum wir haben, desto besser. Inzwischen eilt uns auch ein Ruf voraus, dass es bei den Aufführungen richtig spannend wird“, sagt Lionel Tomm, der schon seit mehreren Jahren bei Wildwux aktiv ist, zum harten Kern gehört, und das wochenlange Nomadenleben in der Wagenburg schätzt. Schon bevor das Stück begann, waren Bar und Büfett geöffnet. Die Besucher spazierten derweil durch den Gemeinschaftsgarten, schnupperten an Blumen und Kräutern, suchten sich ihre Plätze, nicht ahnend, dass Minuten später der große Regen herniedergehen sollte.