Cohn-Scheune eröffnet vor fünf Jahren / 1.200 Besucher in 2014 - Von Dennis Bartz

Kritiker sind verstummt

Vorsitzender Michael Schwekendiek hofft darauf, dass aufgrund des neuen medialen Konzeptes künftig noch mehr Besucher sich für das jüdische Museum in der Cohn-Scheune interessieren.  ©Dennis Bartz

Rotenburg. Der Vorstand des Fördervereins Cohn-Scheune hatte einen langen und steinigen Weg beschritten, bevor er vor fünf Jahren die Kulturwerkstatt und das Jüdische Museum eröffnete. Als besonderer Ehrengast war damals Hildegard Jacobsohn, jüngste Tochter des Schneiders Hermann Cohn, angereist.

Eine Herausforderung hatte darin bestanden, die baufällige Ruine 2005 Stück für Stück abzutragen, in Waffensen einzulagern und vier Jahre später mit Hilfe von Sponsorengeldern für 350.000Euro am neuen Standort „Am Kirchhof 1“ aufzubauen.

Mindestens genauso schwer waren jedoch die Widerstände aus der Bevölkerung, mit denen der Vorstand während der Planungsphase gekämpft hatte: „Wir brauchen den alten Schuppen nicht“, kritisierten viele Bürger. Sogar vereinzelte antisemitische Zwischenrufe hatte Fördervereins-Vorsitzender und Pastor Michael Schwekendiek gehört.

Inzwischen ist die Kritik verstummt und die Cohn-Scheune lockt Jahr für Jahr mehr Besucher an. 1.200 waren es im vergangenen Jahr. Künftig sollen es noch mehr werden: Der Förderverein setzt dafür ab 1. November auf ein neues Konzept. Der Vorstand hat beobachtet, dass das Interesse an der Dauerausstellung besonders bei Gruppen und Schulklassen groß ist. Sie gingen deshalb erneut auf Sponsorensuche, um 25 Tablets und Kopfhörer anzuschaffen sowie eine eigene App von einer Berliner Software-Firma entwickeln zu lassen.

Um diese mit Inhalten zu füllen, sind die Mitglieder in den vergangenen Monaten selbst in die Rolle von Redakteuren, Textern und Sprechern geschlüpft. Sie entwickelten 13 Filme, die in die App eingebunden sind.

„Von der Idee bis zur Umsetzung brauchten wir etwa ein Jahr“, erinnert sich Schwekendiek. Jeder Film sei zwischen ein bis drei Minuten lang. Außerdem Teil der App: kleine Spiele und Rätsel. Schwekendiek: „Wer sich in Ruhe damit beschäftigt und alle Inhalte nutzt, ist bis zu vier Stunden unterhalten.“

Aber es ginge natürlich auch schneller. Die wichtigsten Informationen seien in 45 Minuten erfasst. Insgesamt rund 40.000 Euro hat der Förderverein in das neue Konzept investiert. Ab 1.November können die Besucher die Tablets kostenfrei nutzen. Die feierliche Eröffnung mit Sponsoren und interessierten Besuchern ist um 17 Uhr.

In der Cohn-Scheune gibt es regelmäßig Lesungen und wechselnde Ausstellungen wie die von Künstlerin Larissa Scheermann, die am heutigen Mittwoch um 19 Uhr mit einer Finissage endet. Am Donnerstag, 29.Oktober, 19Uhr, lädt das Team zu einer Lesung von Peter Pröhl ein.

Pröhl liest dann die „13Monatsgedichte“ von Erich Kästner. Es habe sich vorgenommen, einen ganz anderen Kästner zu Wort kommen zu lassen – einen sehr nachdenklichen, sensiblen und melancholischen Kästner. Musiker Jonas Hammermeister wird den Vorleser mit „charakterisierendem Gitarrenspiel“ begleiten, so der Veranstalter.

Der Förderverein der Cohn-Scheune hat derzeit etwa 100Mitglieder, darunter 30 ehrenamtliche Helfer, die sich unter anderem um die Führungen kümmern.

• Die Cohn-Scheune ist mittwochs und sonntags von 14 bis 18 Uhr sowie nach Absprache für Gruppen außerhalb der Öffnungszeiten für Führungen geöffnet. Weitere Informationen gibt es im Internet unter sowie telefonisch unter 04261/1528.