Rotenburg. Kinder lieben Pommes. Und fast alle wissen, dass diese aus Kartoffeln hergestellt werden. Aber wie kommt die Knolle in den Supermarkt? Wächst sie im Boden, am Busch oder gar an Bäumen? Und wie wird das Gemüse angepflanzt, von dem jeder von uns im Schnitt mehr als 50 Kilogramm im Jahr verspeist? Auf all diese Fragen haben die Schüler der Rotenburger Stadtschule bald eine Antwort. Die 260 Kinder nehmen an einem Kartoffelprojekt der Biologischen Schutzgemeinschaft Wümmenierung (BSW) in Kooperation mit den Rotenburger Werken auf dem Kalandshof in Rotenburg teil.
Pflanzen, pflegen, ernten: Das steht für die Grundschüler noch bis zum Herbst auf dem Stundenplan. In der vergangenen Woche haben die Kinder auf dem etwa einen Morgen großen Acker etwa 250 Biokartoffeln gepflanzt. „Den Schülern soll damit vermittelt werden, dass Kartoffeln eben nicht im Supermarkt wachsen, sondern der Anbau einiges an Arbeit verlangt“, erklärt Projektleiterin Anja Schulenberg von der (BSW).
Die Pflanzaktion feierte im vergangenen Jahr eine erfolgreichen Premiere. Damals ernteten die Jungen und Mädchen der Schule am Grafel etwa 900 Kilogramm – „dieses Jahr wollen wir eine Tonne schaffen“, so Schulenberg. Die Aussichten dafür sind gut, betont Thomas Lauber von der BSW: „Wir hoffen, dass uns dieses Jahr der Kartoffelkäfer verschont – außerdem war es im 2016 insgesamt zu trocken. Deshalb waren die Knollen nicht ganz so groß, aber trotzdem sehr lecker und natürlich in Bio-Qualität.“ Zwölf Klassen der Stadtschule sind an der Aktion beteiligt. Jeder Jahrgang hat eine eigene Sorte zugeteilt bekommen. Die Schule hat diese im Vorfeld mit der BSW bestimmt und darauf geachtet, dass die Sorten alt und etwas Besonderes sind. „Die Schüler sollen lernen, dass es zum Beispiel auch violette Kartoffeln gibt und nicht nur die hellen“, so Schulenberg. Über den Sommer hinweg kontrollieren die Schüler die Pflanzen und jäten Unkraut, dafür hat die Stadtschule ein Patensystem entwickelt. Familien konnten sich eine Pflanze für jeweils fünf Euro kaufen und übernehmen dafür die Pflege in den Sommerferien. Im September werden die Kartoffeln dann geerntet und an einem Stand auf dem Rotenburger Kartoffelmarkt verkauft. Anschließend soll es ein Schulfest geben: natürlich mit Pommes und Reibekuchen aus eigener Ernte. Eckard Frünt von der BSW bereitete das Feld mit einem Traktor vor und erklärte den Schülern, wie Kartoffeln richtig gepflanzt werden müssen. Dann ging es ans Werk. Zwischendurch stärkten sich die fleißigen Obstbauern mit Apfelsaft und -stücken, die der Förderverein bereitgestellt hatte. Schulleiterin Susanne Enders erklärte, es sei geplant, das fächerübergreifende Projekt in den nächsten Jahren weiterzuführen. Die Schule werde dabei durch die Bingo-Umweltstiftung, dem Förderverein und den Rotenburger Leas, der Frauengruppe der Lions, unterstützt, um den Einsatz der Maschinen, das Saatgut und den Bus bezahlen zu können. Das Geld aus dem Patensystem soll in das Projekt fließen. Jeder Pate erhalte zum Abschluss einen Sack Kartoffeln. Das nächste Projekt der Stadtschule mit der BWS sei in Planung, so Enders: „Wir wollen Apfelbäume pflanzen.“