Nabu verlangt Bohrplatz-Begehungen, Messungen und Info-Abend

Was kommt aus der Gasfackel?

Besonders unter Verdacht: die Anlage zum Abfackeln von Gas bei Wartungsarbeiten ©Rotenburger Rundschau

(r/hm). Nach einem Gespräch mit Vertretern des Landesbergamtes sowie der Wasserbehörden der Kreise Rotenburg und Heidekreis hält der Nabu Rotenburg an seiner Forderung nach eingehenden Untersuchungen in Sachen Gasförderung fest. „Damit die Menschen in der Region wieder Vertrauen in die Behörden fassen können, schlagen wir ein zunächst dreistufiges Verfahren vor“, sagt der Vorsitzende Roland Meyer. Das werde auch von den in das Gespräch einbezogenen Bürgerinitiativen unterstützt.

Der Nabu hatte vor zwei Wochen in der direkten Umgebung von zwei Bohrplätzen bei Söhlingen 40- bis 70-fach überhöhte Quecksilberwerte nachgewiesen. Diese Einträge sind nach Einschätzung der Umweltschützer durch Wasser erfolgt, das von den Bohrplätzen abgelaufen ist. „Jetzt sollte an allen Bohrplätzen – davon gibt es allein im Kreis Rotenburg mehr als 100 - geguckt werden, ob es weitere Stellen gibt, an denen verseuchtes Wasser abläuft oder abgelaufen ist, wie stark die möglichen Bodenbelastungen dort und wie groß die betroffenen Bereiche sind“, fordert Meyer. Um Vertrauen zu schaffen, sollten dabei unbedingt die Ortskenntnisse der örtlichen Initiativen genutzt werden. Wie der Nabu und nach deren Angaben auch die beiden Kreisverwaltungen erst jetzt erfahren haben, liegen dem Bergamt bereits seit vier beziehungsweise zwei Jahren Gutachten vor, die Verunreinigungen der Umgebung auch über die Luft bestätigen. Meyer: „Ein Unding. Diese Erkenntnisse hätten längst offen diskutiert werden müssen. Auch wir haben in unseren Proben leicht erhöhte Quecksilberwerte an Stellen festgestellt, die den Schluss nahe legen, dass Kontaminationen auch auf dem Luftwege stattgefunden haben.“ Dass es Austritte in die Luft gegeben haben muss, ist also inzwischen mehrfach belegt. Für den Nabu und die Bürgerinitiativen ist es daher erforderlich, endlich die Defizite der Anlagen genauer zu untersuchen. „Besonders unter Verdacht stehen das sogenannte Abblasen und das Abfackeln von Gas im Zusammenhang mit Bohr- und Wartungsarbeiten“, sagt Meyer. „Wir fordern daher, dass endlich gemessen wird, ob und welche Schadstoffe in welchen Mengen dabei freigesetzt werden. Dass das bisher noch nie überprüft wurde, versteht kein Bürger. Jede Gastherme in jedem Einfamilienhaus wird regelmäßig überwacht.“ Drittens setzt sich der Nabu dafür ein, dass alle Erkenntnisse in einer öffentlichen Info-Veranstaltung vorgestellt werden. „Dabei müssten auch ein unabhängiger Sachverständiger, dem auch die Bürgerinitiativen vertrauen, und ein neutraler Jurist beteiligt werden“, erklärt Meyer. Neben allen Sorgen um die Umwelt und möglicherweise die Gesundheit frage sich sicherlich auch mancher Landwirt, ob er Verschmutzungen seines Bodens gegebenenfalls entschädigungslos hinnehmen müsse.