WVV Rotenburg-Land möchte Fördermenge steigern

Der Wasserpreis bleibt stabil

Durchaus zufrieden ist Geschäftsführer Ralf Heuer, wenn er auf das kommende Jahr blickt: Durch einen rechtzeitig geschlossenen Vertrag muss der WVV die Gebühren für Trinkwasser nicht erhöhen. Foto: Beims ©

VON ANN-CHRISTIN BEIMS

Rotenburg/Unterstedt – Überall steigen die Preise kräftig, vor allem im Bereich der Energieversorgung und allem, was damit zusammenhängt. Da kommen gute Nachrichten doch gelegen. Und die kann Ralf Heuer, Geschäftsführer des Wasserversorgungsverbands (WVV) Rotenburg-Land, zu Beginn der Woche verkünden: Denn der Trinkwasserpreis bleibt im kommenden Jahr stabil bei 89 Cent pro Kubikmeter.

„Das ist in diesen Zeiten nicht mehr selbstverständlich“, weiß Heuer. Grund dafür ist die Ausschreibung eines Stromfestpreises. Der Vertrag mit dem entsprechenden Versorger wurde bereits 2020 geschlossen und gilt für die Jahre 2022 bis 2024. Der Preis liegt auf dem „sehr günstigen Niveau“ aus der Zeit vor dem Ukraine-Krieg. Entsprechend „sind wir durch den Krieg im Strombezug nicht betroffen“, merkt Heuer an. Hinzu kommt der Wegfall der EEG-Umlage, sodass sogar deutliche Einsparungen bei den Stromkosten entstünden. Wäre der Vertrag nicht, hätte aber auch der Wasserversorgungsverband seinen Trinkwasserpreis kräftig anheben müssen. Denn: „Wir sind sehr stromintensiv“, weiß Heuer.

Dennoch musste der Verband leichte Veränderungen in seiner Entgeltregelung vornehmen. Das hatte Heuer bereits Ende vergangener Woche während der Verbandsversammlung angekündigt. So gibt es unter anderem kleine Anpassungen bei allen, die für einen Neubau einen Hausanschluss beantragen. Die Kosten sind von den Preisentwicklungen im Tiefbau abhängig und werden an die Bauherren weitergegeben, so Heuer.

Außerdem habe es vorher ab einer bestimmten Abnahmemenge einen günstigeren Staffelpreis gegeben. Das sei aber so nicht mehr zulässig. Ab sofort zahlen also auch Großabnehmer den Festpreis, unabhängig von der Abnahmemenge. Eine „Altlast“, die korrigiert wurde.

Das ist auch vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit wichtig: Immer wieder appelliert der Verband an einen sorgsamen Umgang mit dem Trinkwasser. Zwar ist das Reservoir in der Rotenburger Rinne ausreichend groß, Heuer spricht von einem „gewaltigen Grundwasservorkommen“, verschwendet werden sollte es jedoch nicht. Das sagt der Geschäftsführer auch im Hinblick auf eine wachsende Region.

Der Trend geht dahin, dass immer mehr Trinkwasser benötigt wird. Das liegt zum einen an der Ausweisung neuer Baugebiete, zum anderen aber auch an den sich verändernden Klimaverhältnissen vor allem im Sommer. Dürrejahre verursachen einen höheren Wasserbedarf. Zwar sei 2021 der Wasserverbrauch noch moderater gewesen, weil es einen nassen Sommer gegeben hatte. 2022 seien die Mengen jedoch aufgrund einer längeren Trockenphase schon wieder deutlich angestiegen – trotz des Krieges in der Ukraine. „Daher müssen wir uns damit befassen.“

Es gibt ein Wasserversorgungskonzept, an dem sich der WVV orientiert. Das zeige, wo der Weg hinführen soll, um langfristig die Trinkwasserversorgung sicherzustellen. Dazu gehört auch, dass nach Wasserrecht nicht mehr Wasser aus der Rotenburger Rinne entnommen wird, als nachfließen kann, betont Heuer. Das wird regelmäßig an den Messstellen überwacht. Gefördert wird aus großer Tiefe, um die ohnehin trockenen Böden nicht weiter zu belasten.

Der WVV habe da bereits seine Grenzen erreicht. Er darf laut wasserrechtlicher Bewilligung jährlich eine Menge von 3,2 Millionen Kubikmetern fördern. Das Wasserrecht wird immer für 30 Jahre ausgesprochen und gilt noch etwa zwölf Jahre. Normalerweise ist darin immer ein Puffer enthalten, den der Wasserversorgungsverband aber längst aufgebraucht hat, so Heuer. „Auch wenn wir nicht wissen, wie viel in Zukunft gebraucht wird, geht der Trend ganz klar nach oben.“

Aus diesem Grund bereitet sich der WVV vor und will sein Wasserrecht um eine Million Kubikmeter erhöhen. Das dauere erfahrungsgemäß seine Zeit, erfordert Gutachten und im Verfahren können Einwände geäußert werden, zum Beispiel der Naturschutz. „Wir müssen eine umfassende Beweissicherung machen, sammeln Erkenntnisse“, kündigt Heuer an. Herausfinden, was passiert, wenn mehr Wasser gefördert wird. „Hat es überhaupt Auswirkungen zu der Menge, die wir jetzt fördern?“

Dazu hatte Heuer unter anderem Daten beim Trinkwasserverband Verden sowie beim dortigen Landkreis angefragt, die in die Berechnungen einfließen. Denn das Wasserschutzgebiet Süd reicht bis in den benachbarten Kreis hinein. „Wenn wir hier mehr entnehmen, sollte es bis dahin keine Auswirkungen haben“, ist man dort der Meinung. Denn die noch nicht offiziell verkündeten Pläne hatten im benachbarten Kreis bereits für Fragezeichen in der Politik gesorgt: Rotenburg könne mit einer Steigerung seiner Fördermenge dort für Probleme sorgen. Das sollte nicht der Fall sein und bevor das Wasserrecht erhöht wird, folgen zunächst umfassende Untersuchungen, beruhigt Heuer. Ob die Erlaubnis zu einer höheren Fördermenge dann erteilt wird, steht noch nicht fest.