Igelpflege durchsucht verwilderten Garten nach Igeln - VON NINA BAUCKE

Auf stacheliger Mission

Anja Thiede (v.l.), Sabine Rode, Nicola Schulz und Merwel Otto-Link vom Verein Igelpflege Rotenburg durchsuchen einen Garten auf Igel im Winterschlaf. Fotos: Baucke
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Rotenburg. Es raschelt, Zweige knacken – und es pikst. Allerdings nur von nahezu blattlosen Pflanzenranken, und nicht durch die, denen die Suche gilt: Mehrere Frauen durchforsten systematisch einen kleinen Garten an der Zeppelinstraße nach Igeln, eine von ihnen ist Merwel Otto-Link, Kopf und Herz vom Verein Igelpflege Rotenburg.

Jede Menge Büsche und Gestrüpp, „es ist also ein Gelände, das für Igel sehr attraktiv ist“, weiß Otto-Link. Die Zeit drängt: In zwei Tagen plant der Grundstückseigentümer, den Garten einmal plan zu machen und dann neu anzulegen. „Doch zur Zeit könnten hier Igel im Winterschlaf sein“, sagt Nicola Schulz. Sie unterstützt Otto-Link bei der Igelpflege und ist mit dem Besitzer des Gartens bekannt.

Dieser gibt schnell grünes Licht, als sie ihn bittet, vorher das Gelände nach den Tieren abzusuchen. „Und das Schöne ist: Wenn wir welche finden, können wir sie nach der Neuanlage des Gartens hier wieder auswildern“, freut sich Schulz. Ganz im Sinne der Igelfreunde, „denn Igel sind reviertreu“, weiß Otto-Link. „Vielleicht wird er sich im ersten Moment wundern, wo er ist, aber ein Igel findet sich schnell wieder zurecht.“

Akribisch arbeiten sie, Schulz und ihre Helferinnen sich durch den Garten. „Auf großen Grundstücken sind wir in einer Reihe unterwegs, hier durchsuchen wir Ecke für Ecke“, beschreibt Otto-Link. Mit Astscheren kappen sie Äste, aber eines der wichtigsten Werkzeuge ist ein Bambusstab.

„Wenn wir Verdacht haben, dass sich in einem Dickicht oder Laubhaufen ein Igel zum Winterschlaf zurückgezogen hat, stecken wir den Bambusstock vorsichtig hinein, sobald wir dann leicht Widerstand spüren, sehen wir uns das dann genauer an“, erklärt Otto-Link. „Auf diese Weise ist die Verletzungsgefahr am geringsten.“

Vor einer zugewachsenen Ecke im Garten zieht sie ihr Handy aus der Tasche, an dessen USB-Anschluss ein kleines Gerät angeschlossen ist: Eine Wärmebildkamera, die das Bild auf dem Smartphonedisplay anzeigt. Sie hält es nahe an die Zweige heran, aber die Farben auf dem Display sind Dunkelrosa und Lila. Die Wärme eines Körpers würde in Farben von Orange bis Weiß angezeigt werden. „Was es allerdings jetzt für uns schwierig macht, ist, dass die Igel im Winterschlaf ihre Körpertemperatur der Umgebung anpassen“, sagt Otto-Link. Hoffnung hat sie allerdings, dass aufgrund der etwas milderen Temperaturen der Winterschlaf nur ein Dämmerschlaf ist. „Dann können wir die Tiere eher auch über die Wärmebildkamera orten.“

Für Laien sind Hinweise auf Igel nur schwer zu entdecken, selbst Otto-Link und ihre Mitstreiterinnen müssen genau hinsehen, denn oft ist ein leicht unnatürlich wirkender Laubhaufen ein Indiz dafür, dass sich dort eines der stacheligen Tiere für die Winterruhe zurückgezogen hat. „Da leider vor Kurzem hier auf dem Grundstück schon mal gearbeitet wurde, könnten Trampelpfade der Igel zerstört sein“, fürchtet sie. Und dennoch: Einen Fund machen die Tierschützer, nahe der Grundstücksgrenze. Mitsamt seines Nestes bugsieren sie das Tier so vorsichtig wie möglich in eine Transportbox.

„Wir würden so etwas wie heute gerne öfter machen, um Igel zu retten“, betont Otto-Link. „Das ist besonders im Winter für die Winterschläfer, aber auch im Spätsommer und im Frühherbst wichtig, wenn Igelmütter ihre Nester gebaut haben.“ Wer also tief greifende Arbeiten in seinem Garten plant, kann sich vorher an die Igelpflege wenden. Der noch namenlose Findling wird derweil den Rest seines Winterschlafs in der Igelstation verbringen.

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