Landkreis Rotenburg (db). Die Programmhefte waren gedruckt, doch die darin angekündigten Kurse konnten coronabedingt nicht stattfinden. „Also wanderten sie in den Papiermüll“, sagt Geschäftsführerin Annegrete Meinke vom Kneipp-Verein Rotenburg. Im Interview berichtet sie von den besonderen Herausforderungen im vergangenen Jahr und darüber, was der Vorstand plant.
In wieweit hat das Coronavirus Ihre Arbeit verändert?
Annegrete Meinke: Der Rotenburger Kneipp-Verein hat in der Vergangenheit wöchentlich etwa 75 Kurse angeboten, basierend auf den fünf Säulen des kneipp’schen Gesundheitskonzeptes: ausgewogene Lebensweise, Wasseranwendungen, Bewegung, gesunde Ernährung und Anwendung von Heilkräutern. Mit Kursen, Vorträgen und Veranstaltungen leistet der etwa 1.200 Mitglieder starke Verein mit seinen 35 Kursleitern und Kursleiterinnen einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsvorsorge. Das soll so bleiben, auch wenn das Coronavirus und die damit ständig veränderten Bedingungen eine große Herausforderung für die Vorstandsfrauen und Kursleiter des Kneipp Vereins bedeuten. Wie haben sich diese ausgewirkt? Meinke: Die Programmhefte für die neuen Kurse ab April 2020 lagen frisch gedruckt bei mir und sollten in den folgenden Tagen ausgeteilt werden. Dann kam der Lockdown Mitte März und brachte das Kursangebot zum Erliegen. Neue Kurse konnten in nächster Zeit nicht stattfinden. Also wanderten die Programmhefte in den Papiermüll. Als dann wieder Treffen in Gruppen möglich waren, fanden viele Kurse, die Nachholstunden aus den abgebrochenen Kursen vom März, alternativ draußen im Freien statt. Fantasie und Flexibilität der Kursleiterinnen waren gefragt. Yoga im Gras, Yoga im Wald, Gymnastik auf dem Fußballfeld oder in den Wümmewiesen wurden bestens angenommen und machten allen Spaß. Wie ging es in der zweiten Jahreshälfte weiter? Meinke: Für die Kurse nach den Sommerferien haben wir vorsichtshalber keine neuen Programmhefte drucken lassen, da die zukünftige Kursarbeit in den Sternen stand. Um Kurse wieder anbieten zu können, mussten wir größere Räume finden, damit die Hygiene- und Abstandsregeln eingehalten werden konnten. Teilweise haben wir die Gruppen aufgeteilt und dann im 14-tägigen Rhythmus unterrichtet. Das Suchen größerer Räume gestaltete sich jedoch schwierig, da natürlich viele Gruppen dasselbe Problem hatten. Viele Stunden habe ich telefoniert und Anfragen an die Stadt oder den Landkreis gestellt, ob noch irgendwo Räumlichkeiten zu unserer Verfügung stehen. Ein großer bürokratischer Aufwand und viel Arbeit waren nötig, bis die Kurse teilweise wieder in gewohnter Gruppenstärke stattfinden konnten. Welche Lösungen haben Sie gefunden? Meinke: Durch die vorübergehende Nutzung der Tennishalle in Rotenburg und der Turnhalle in Hassendorf konnten auch größere Gruppen wieder im Innenbereich üben. Die Gemeinde Bothel bot uns den größeren Saal im Bürgerhaus an, sodass auch die Yogakurse dort wieder stattfinden konnten. An dieser Stelle sage ich Danke für die Kooperationsbereitschaft. Mit dem Anstieg der Infektionszahlen kamen jedoch die nächsten Einschränkungen auf Sie zu ... Meinke: Das stimmt. Ende Oktober kam der nächste Lockdown und die Kurse konnten nicht mehr stattfinden. Nicole Indorf und Susanne Hastedt, beide Yogalehrerinnen beim Kneipp-Verein, gaben die Initialzündung für eine Lösung: Yoga online. Weitere Kursleiterinnen haben sich gegenseitig unterstützt und sich im Schneeballprinzip in das Programm „Zoom“ eingearbeitet und bieten nun seit einigen Wochen Online-Kurse an. Welche positiven Aspekte sehen Sie? Meinke: Wir freuen uns, dass wir auch in Lockdown-Zeiten den Kursteilnehmern durch unser Online-Angebot die Möglichkeit bieten, bei unterschiedlichen Bewegungs- und Entspannungskursen mitzumachen und auf diese Weise auch am sozialen Leben teilnehmen zu können. Das stärkt das Immunsystem und damit die Infektionsabwehr. Das Vorbereiten der Zoom-Angebote forderte von den Kursleiterinnen und mir viel Kooperation und Flexibilität, auch Kreativität war gefragt. Wir haben uns gegenseitig inspiriert und waren ganz neugierig, wie unsere Bemühungen, Online-Kurse anzubieten, bei den Interessierten angenommen werden würden. Die Herausforderung hat sich gelohnt, denn die Kurse sind super gut besucht. Was planen Sie für das laufende Jahr? Meinke: Der Kneipp-Verein würde gerne im Mai den 200. Geburtstag von Pfarrer Kneipp mit einer größeren Veranstaltung feiern. Ob das klappt, steht aber noch in den Sternen. Genauso unsicher ist auch, wie es mit weiteren Veranstaltungen und Kursen im Sommer aussehen wird. Wir planen eventuell, da die Online-Kurse gut angenommen werden und auch gewisse Vorteile bieten, dass die Präsenzkurse in Zukunft durch Online-Unterricht ergänzt werden könnten. Diese Überlegungen hätten wir wahrscheinlich ohne die Corona-Pandemie nicht getroffen. Weitere Infos zu geplanten Kursen und Veranstaltungen sind auf unserer Seite www.kneipp-verein-rotenburg.de zu finden. Programmhefte werden wieder gedruckt, wann, wissen wir aber noch nicht. Worauf freuen Sie sich nach der Rückkehr zur Normalität am meisten, und wieso? Meinke: Ich denke, es wird eine Rückkehr in eine „neue“ Normalität, denn die Pandemie hat unser Leben verändert. Wir werden sicher anders leben, bewusster leben, als bisher. Wir freuen uns sehr darauf, wenn es wieder möglich ist, live zu unterrichten, die Menschen wieder an den Kursen teilnehmen können und sich nach dem Kurs die Möglichkeit bietet, in einem Café zusammenzusitzen, zu plaudern und sich auszutauschen.