(le). Eine selten gelungene Auftaktveranstaltung war die Eröffnung der Ausstellung mit Gemälden von Kai Quedens im Rotenburger Kunstverein. Das lag zum einen an den gezeigten Werken, zum anderen am sprudelnden, trockenen Erzähltalent des Malers.
Kai Quedens, Jahrgang 1965, ist mit Leib und Seele Amrumer Inselbewohner. "Einziger dunkler Fleck auf seiner Weste ist“, so Peter Mokrus, Vorsitzender des Kunstvereins in seiner Einführung, "dass er auf Föhr zur Welt gekommen ist – auf Amrum gibt es nämlich kein Krankenhaus“. Und natürlich hat er die Insel verlassen, um an der Hamburger Hochschule für bildende Kunst bei Professor Siegfried Jonas Malerei zu studieren. In den Semesterferien jobbte er in der Amrumer "Teeküche“, wo eines Tages Bundespräsident Richard von Weizsäcker in der Küche auftauchte, weil ihm die Aquarelle des jungen Künstlers so gut gefielen. Aquarelle spielten in der Familiengeschichte schon immer eine Rolle, plauderte Quedens im Kunstturm, denn als sein Vater für eine längere Zeit in Dänemark im Krankenhaus lag, da interessierten sich "die niedlichen dänischen Krankenschwestern für dessen Aquarelle, besonders für Dünen-Durchblicke“ - und so malte er teilweise nachts unter der Bettdecke. Im Kunstturm zeigt Quedens jedoch keine Aquarelle, sondern - vermittelt durch das Ehepaar Unterhinninghofen - 35 Eitempera-Gemälde auf Leinwand. "Eitempera“, erläuterte er, "ist eine jahrhundertealte Maltechnik, ehe die Ölmalerei entwickelt wurde. Die Farbe trocknet schnell, ist aber viel natürlicher als Acrylfarben.“ Beim Malen hat er Schalen mit den verschiedenen Farbpigmenten neben der Staffelei und eine Lösung aus Ei und Leinöl. Täglich malt er drei Stunden, eigentlich immer wieder Landschaften: "Ich habe immer Landschaften im Kopf, ich muss nichts erfinden, muss mir nichts ausdenken“. Es gehe ihm nur darum, mit Farben und Formen zu komponieren – die Stimmung ergebe sich dann ganz von selbst. Stille Bilder, so nennt er die Ausstellung, und in der Tat strahlen die Bilder Ruhe aus, Ruhe und Weite, wie sie für die Insellandschaft so charakteristisch sind. Und wie der Inselbesucher die Landschaft erfährt, spiegelt sie sich in den Gemälden: Durch den tiefgelegten Horizont geht es vor allem um den Himmel, seine Farben, seine Stimmungen und Wolken. Die farbkräftigen Arbeiten verraten gelegentlich noch ihre Entstehung, wenn der Pinsel mit der Ei-Leinöl-Mischung in die Pigmente getaucht war: Dann können gelegentlich körnige Einsprengsel die Farbfläche zusätzlich beleben – ein Effekt, über den der Künstler sich freut. Inzwischen ist ihm auch der Helen Abott-Preis für sein Werk zuerkannt worden, und Bilder von ihm befinden sich unter anderem in der angesehenen Kunstsammlung des NDR. Landschaftsmalerei, verriet Quedens humorvoll unterhaltsam, habe auch ein Vorfahr schon betrieben. Der sei allerdings auch Strandräuber gewesen, habe mal in Dänemark zwei Schafe an sich gebracht, und als er eines Tages am Strand Kupferdraht entdeckte, "das Gold des Nordens“, habe er kurzerhand eine Zange geholt und den Draht gekappt. "Da hat er dann Amrum telefonisch vom Festland abgeschnitten“, verriet Quedens trocken. Und als schließlich seine Hütte abgefackelt wurde, seien auch die Landschaftsbilder mitverbrannt. "Ich habe sie nicht gesehen, aber mein Vater verriet mir, dass das kein Verlust gewesen sei“. Und dann erzählte Quedens noch, wie sich die Einstellung zu Gemälden ändern könne: Für seine Frau, auch eine Studentin von Siegfried Jonas, habe er einmal ein Gemälde gekauft. Da es ihr gar nicht gefiel, wurde es eingepackt und weggestellt. Inzwischen ist das 400-Mark-Gemälde 6.000 Dollar wert. "Jetzt gefällt es ihr – es ist aber immer noch eingepackt“. Dass die Gemälde im Kunstturm auch ohne Verpackung gefallen, davon können Besucher sich bis zum 12. November samstags von 15 bis 17 Uhr und sonntags von 11 bis 13 und 15 bis 17 Uhr überzeugen.