Kaufhaus Karo feiert zehnjähriges Bestehen

Drei Säulen als Stütze

Björn Harms (von links), Annette Klein und Joachim Poeck laden zur Festwoche ein.
 ©Foto: Sünje Lou00ebs

Rotenburg. Das Kaufhaus Karo am Neuen Markt in Rotenburg bietet seit zehn Jahren Gebrauchtes und Restauriertes an. Ein Grund zu feiern am Freitag, 13. September, ab 14 Uhr.

Das Sozialkaufhaus war häufig in seiner Existenz bedroht. Das liegt an den Strukturen in der sozialen Hilfe, wie Geschäftsführer Björn Harms erklärt. „Wir haben hier drei Finanzierungssäulen, einmal natürlich die Einnahmen aus den Verkäufen. Das geht alles zu 100 Prozent in die Finanzierung.“ Miete, Versicherungen, die Fahrzeuge zur Anlieferung und Abholung größerer Möbelspenden, all das kostet eine Menge Geld.

Einen weiteren Anteil an der Finanzierung haben Zahlungen des Jobcenters, die im Rahmen von Einzelmaßnahmen bis zu 15 Personen im Kaufhaus Karo unterbringen können. Die Gelder würden allerdings immer nur von Jahr zu Jahr genehmigt und seien oft bis zum Erhalt der Zusage eine Zitterpartie.

Zumeist handele es sich bei den Mitarbeitern um Menschen, die schon lange arbeitslos sind und vielfältige Herausforderungen zu bewältigen haben, die sie für den ersten Arbeitsmarkt auf den ersten Blick unattraktiv machen.

Im Kaufhaus Karo ist der Blick auf die Teilnehmer der Maßnahme ein anderer. Dort gehe es in erster Linie um die Stärken, die vorhanden sind, und immer wieder würden echte Talente entdeckt. Den Teilnehmern selbst seien die Stärken oft nicht bewusst – immer wieder seien diese aber später ein Türöffner für den ersten Arbeitsmarkt.

„Die pädagogischen Fachkräfte und Anleiter betrachten jeden Teilnehmer individuell und holen ihn oder sie da ab, wo es nötig scheint“, beschreibt Harms die Arbeit im Karo. Dabei böte der Rahmen des Kaufhauses zahlreiche Möglichkeiten, um Bereiche des Arbeitslebens kennenzulernen.

Von der Disposition über die Lieferung und das fachgerechte Verpacken bis hin zu Präsentation und Verkauf sei alles dabei. Neben dem festen Team aus Fachkräften und Anleitern, die auch bei der Aufbereitung von Möbeln helfen, ermögliche das große Engagement zahlreicher Ehrenamtlicher den Betrieb im Karo in seiner heutigen Form.

Dritte finanzielle Säule ist demnach die Förderung durch Stadt und Landkreis. Darunter fallen auch Leistungen wie Unterstützung für die Miete und Ähnliches. Im vergangenen Jahr zahlte die Stadt Rotenburg 40.000 Euro, der Kreis schoss noch einmal 3.000 Euro dazu, um das Defizit auszugleichen.

Harms betrachtet die Leistungen aber nicht als selbstlose Gabe, er betont, was das Karo für die Stadt leistet. Das Kaufhaus sei ein Anlaufpunkt für alle, egal ob wohlhabend oder nicht, ein Ort des Austausches. Vielen Menschen, gerade älteren, falle es leichter, ihre Sachen für eine gute Sache zu spenden als sie wegzuschmeißen, was zudem nachhaltig sei und den Müllberg der Zivilisation verringere.

Zudem hätten zahlreiche Geflüchtete einen Einstieg in die Gesellschaft gefunden, und nicht nur die Sprache in speziellen Kursen und im konkreten Gebrauch erlernt, sondern auch soziale Umgangsformen der Gesellschaft, in der sie gelandet sind.

Halt biete das Karo auch den Menschen, die es dank vielfältigen Herausforderungen in ihrem Leben wohl nicht mehr auf den ersten Arbeitsmarkt schaffen werden. „Im Karo können sie etwas Sinnvolles beitragen und so ihre Selbstwertgefühl stärken. Ein Gefühl der Sinnhaftigkeit, das auch die Angestellten im Karo in ihrer oft anspruchsvollen Arbeit sehr trägt“, betont die pädagogische Fachkraft Annette Klein. Sie berichtet mit leuchtenden Augen davon, wie Menschen, die vorher auf der Straße lebten, wieder einen Anfang fanden, um ihre Leben zu stabilieren.

Mit Begeisterung für die Aufgabe möchte das Team nun auch das anstehende Jubiläum feiern. In der kommenden Woche, von Dienstag, 10., bis Freitag, 13. September, soll mit Bastelaktionen, dem Repair-Café und Musik gefeiert werden.

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