Nachruf zum Tode von Rolf Ludwig mit 81 Jahren - VON MATTHIAS FREESE

Der Kapitän des Sports

Bei der Sportlerehrung gerne auch mit Fliege: Rolf Ludwig (vorne, mit Andreas Weber) liebte diese Auftritte. Am Mittwoch ist Rotenburgs Ehrenbürger gestorben.
 ©Menker

Rotenburg – Rolf Ludwig war ein höchst emotionaler Mensch, einer der mit dem Herzen dachte. Starke Gefühle zeigte er immer wieder, animierte, jubelte, schimpfte, wenn er es für nötig erachtete. Und er war gerne unter Menschen, gerne mittendrin. Noch vor rund einem Monat hatte er enge Vertraute, Freunde und Weggefährten zu seinem 81. Geburtstag im Rotenburger Eiscafé Venezia, einem seiner Lieblingsorte, um sich versammelt, bereits spürbar gezeichnet von seiner schweren Krankheit. Am Mittwoch ist der größte private Förderer des Rotenburger Sports, der langjährige Funktionär und Ehrenbürger der Kreisstadt gestorben.

„Das ist ein Riesenverlust. Wir wissen, was Rolf für Rotenburg und insbesondere auch für den Sport geleistet hat“, sagt Andreas Weber, ehemaliger Bürgermeister und Ludwigs Nachfolger als Vorsitzender des TuS Rotenburg. Er erinnert auch an die zahlreichen Projekte, die der gebürtige Dresdner initiiert, vorangetrieben und unterstützt hat. Er sei seinerzeit maßgeblich daran beteiligt gewesen, dass Rotenburg seinen Flugplatz behalten konnte, war Mitgründer des Rotenburger SV und engagierte sich für den Erhalt sowie die Weiterentwicklung des historischen Heimathauses. Zuletzt hatte er mit einer Spende in Höhe von 250 000 Euro den Bau des Winterrasenplatzes ermöglicht und dem Verein Simbav bei der Verwirklichung eines „Zentrums für Familien“ entscheidend geholfen. Er kaufte hierfür den Bürgersaal und übernahm die notwendigen Investitionen – alles in allem Kosten in Höhe von rund 500 000 Euro.

Rolf Ludwig hatte in der Tat viele Interessen. „Ich habe zwei Gesichter“, sagte er anlässlich seines 75. Geburtstages. Vielleicht waren es sogar mehr. Da war der tüchtige wie erfolgreiche Geschäftsmann, der in der Finanz-, Immobilien- und Versicherungsbranche sein Geld verdiente. „Mir geht es finanziell gut. Sehr gut“, räumte er offen ein. „Und deswegen habe ich auch – weil ich viel Glück in meinem Leben gehabt habe – eine Stiftung gegründet, um wieder etwas zurückzugeben.“ Allein über die Stiftung, die seinen Namen trägt, „werden jährlich circa 50 000 Euro ausgeschüttet – das ist mehr, als die Stadt Rotenburg gibt“, verdeutlichte der frühere Leichtathlet, der 62 Mal (!) das Sportabzeichen ablegte, vor einem Jahr.

Der bekennende Fan des FC St. Pauli förderte mit seinem Geld diejenigen, die es brauchten und die es aus seiner Sicht verdient hatten. Das war vor allem der Sport in Rotenburg, dem er dadurch manchen Erfolg möglich machte, dem er aber auch sonst als Ehrenamtlicher unendlich viel Zeit und Energie schenkte. Der Arbeitsgemeinschaft Rotenburger Sportvereine stand er gar 43 Jahre als Geschäftsführer vor. Ludwig entwickelte die traditionelle Sportlerehrung und Sportlerwahl mit zu dem, was sie heute ist. Er kam auf insgesamt mehr als 60 Jahre als Sportfunktionär und verabschiedete sich von seinen Ämtern 2020 mit einer nie da gewesenen Gala in einer vollen Pestalozzihalle.

Rolf Ludwig liebte es eben, Leute um sich zu haben, er suchte den Kontakt, auf den Sportplätzen der Region (in den letzten Jahren besonders gerne bei der SG Unterstedt) und in den Sporthallen, vorzugsweise beim Handball und beim Basketball.

Da blieb es nicht aus, dass er in all den Jahren mit seiner Meinung hier und da aneckte, auch bei der CDU, deren Parteimitglied er war. Trotzdem war er immer um Harmonie bemüht. Er war ein Teamplayer, aber stets der Kapitän, der selbst dann auf dem Deck stand, wenn es stürmte. Sein Engagement für die Stadt, ihre Menschen und den Sport brachten ihm bereits 2004 das Bundesverdienstkreuz ein, 2021 wurde er zum zehnten Ehrenbürger Rotenburgs ernannt. „Er ist ein toller Berater gewesen, der immer Rotenburg im Blick gehabt hat“, betont sein Freund Andreas Weber. Rolf Ludwig hinterlässt Ehefrau und zwei erwachsene Kinder.

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