Rotenburg (r/db). Bei der Projektwoche der Fachschulen der Rotenburger Werke sollten die Schüler über den Tellerrand schauen und Themen aufgreifen, die im Unterrichtsalltag oft nur gestreift werden.
Wenn angehende Heilerziehungspfleger und Pflegeassistenten plötzlich gärtnern und den Innenhof ihrer Schule gestalten, scheint dies erst mal weit weg vom Pflegealltag zu sein. „Wir begleiten Menschen mit Behinderung in ihrem Alltag“, sagt dazu Katrin Naber, die als Lehrerin dieses besondere Projekt begleitet, „die gemeinsame Gestaltung von Lebensräumen, ob drin oder draußen, gehört einfach dazu.“
Die Schüler gestalteten den Hof nach kommunikativen und ökologischen Aspekten. Die Einrichtung einer Sitzecke sei genauso wichtig wie das Anlegen von Kräuterbeeten. „Auch Menschen mit Behinderung können einen Sinn entwickeln für gesunde Ernährung aus dem eigenen Garten“, sagt Dominik Wilke, der im zweiten Ausbildungsjahr Heilerziehungspflege in den Rotenburger Werken lernt.
Viele Projekte der Schule fanden auch außer Haus statt. Dazu gehört ein Besuch der Ausstellung „Touchdown“ in Bremen, in der es um die Geschichte von Menschen mit Downsyndrom geht, dazu gehört ein Besuch einer Praxis für Heilpädagogisches Begleiten mit dem Pferd zum Thema „tiergestützte Therapie“ und auch der Besuch von verschiedenen Einrichtungen der Behindertenhilfe.
Eine Gruppe von zehn Schülerinnen war in Rotenburg unterwegs zum Thema „Orte der Erinnerung“ und „historische Aufarbeitung von Biografien“.
In der Schule in der Ahe selbst fanden weitere Projekte statt: Eines beschäftigt sich mit den neuen Kommunikations-Technologien und den Möglichkeiten einer Übersetzung von Texten in leichte Sprache. Ein anderes Projekt, das stark nachgefragt wurde, kam in Zusammenarbeit mit der Präventionsstelle der Polizei Rotenburg zustande: Thema Deeskalation.
Was tun, wenn Situationen zwischen Menschen brenzlig werden? Dazu Schulleiterin Regina Koithan: „In unserer Ausbildung ist es wichtig zu wissen, wie man sich in Krisensituationen verhält. Die Vermeidung von Gewalt steht an erster Stelle, aber eine aktive Körperbeherrschung gehört auch dazu, damit man im Ernstfall sich selbst und andere schützen kann.“
Dabei ging es im Projekt auch konkret zur Sache. Die Schüler lernten Techniken des Aikido kennen – und damit eine betont defensive Grundhaltung. „Das bringt mir beruflich, aber auch persönlich viel“, sagte die 22-jährige Rabea Kunkel, die im dritten Jahr Heilerziehungspflege lernt. „Zu unserer theoretischen und praktischen Ausbildung sind die Projekttage eine super Ergänzung“, war sie überzeugt. Ab September hat sie eine Stelle in einer Wohngemeinschaft der Rotenburger Werke.