Silke Wingen übernimmt Vereinsvorsitz von Regina Buchhop

„Alles für den Tierschutz“

Regina Buchhop gibt nach fast 40 Jahren ihr Vorstandsamt im Tierschutzverein für den Landkreis Rotenburg auf u2013 für sie übernimmt Silke Wingen. Foto: Dennis Bartz
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Rotenburg. Paukenschlag bei der Jahreshauptversammlung des Tierschutzvereins für den Landkreis Rotenburg: Was in den Tagen vor der Sitzung gemunkelt wurde, ist nun Gewissheit. Nach fast 40 Jahren Vorstandsarbeit gibt Regina Buchhop den Vorsitz ab und macht den Platz frei für Nachfolgerin Silke Wingen. Die 52-Jährige war erst Ende vergangenen Jahres dem Vorstand beigetreten und soll den Verein nun in schwierigen Zeiten neu aufstellen. Den weiteren Vorstand bilden Stellvertreterin Stephanie Klawitter sowie ohne feste Funktion Heike Ziener, Maike Körting und Ramona Hachtmeister.

„Ich hatte vor drei Jahren schon angekündigt, dass ich mich nur noch für eine weitere Amtszeit wählen lassen möchte“, sagt Buchhop. Nur so recht geglaubt hatte es ihr damals niemand. „Regina ist schließlich das Gesicht des Tierschutzvereins. Das war immer so“, bringt es Wingen auf den Punkt.

Buchhop hatte damals darauf gehofft, rechtzeitig eine würdige Nachfolgerin zu finden. „Das ist aber sehr schwer. Ich bin froh, diesen Lichtstreif am Horizont gesehen zu haben. Ich kann mich nun ganz entspannt zurücklehnen.“

Die 70-Jährige gibt den Vorsitz auf, kehrt dem Verein aber nicht den Rücken: Sie bleibt Tierschutzbeauftragte und Ehrenmitglied, führt weiterhin die Wildtierstation und will dem Vorstand unter die Arme greifen, wenn ihre Hilfe gebraucht wird.

Bis September bleibt sie außerdem offizielle Tierheimleiterin. Denn Wingen fehlt bis dahin noch der dafür notwendige Sachkundenachweis nach Paragraf 11 des Tierschutzgesetzes. „Bis dahin wohne ich auch in Rotenburg und bin ganz nach dran“, so Wingen, die sich bei Buchhop für ihren langjährigen Einsatz bedankt: „Was sie bis hierher geleistet hat, reicht weit über das normale Maß hinaus – es gibt für sie keine falsche Uhrzeit und keinen zu hohen Aufwand, wenn es um den Schutz von Tieren geht. Dafür hat hat sie zurecht die Ehrennadel des Deutschen Tierschutzbundes und das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen bekommen.“ In die Fußstapfen Buchhops zu treten sei schwer, aber der neue Vorstand werde alles für ihr „Baby“, dem Tierschutzverein für den Landkreis Rotenburg, tun.

Dass Buchhop tatsächlich kürzer tritt, können viele ihrer Wegbegleiter, Freunde wie Gegner, noch nicht glauben. Doch Buchhop macht deutlich: „Ich mache das mit einem guten Gefühl. Es fällt mir nicht schwer, loszulassen, weil ich mit der Nachfolgeregelung sehr zufrieden bin.“

Sie freue sich nun darauf, wieder mehr Freundschaften pflegen zu können, und gesteht, dass besonders die vergangenen zwei Jahre viel Kraft gekostet hätten: „Es gab immer Höhen und Tiefen, aber die letzte Zeit war am anstrengendsten.“ Buchhop weiß, dass sie sich mit ihrer Art nicht nur Freunde gemacht hat: „Es gab Menschen, die mich heftig verletzt haben. Aber es gab sicher genauso viele, die ich enttäuscht habe. Trotzdem habe ich nie daran gedacht, aufzuhören. Ich habe alles für den Schutz der Tiere gemacht.“ Und nun vertraut sich darauf, dass Wingen die Arbeit in ihrem Sinne, aber nicht genauso fortsetzt: „Sie ist nicht Regina Buchhop, und das ist gut so.“

In einem Punkt seien sie sich aber doch sehr ähnlich: „Wir haben keine Probleme damit, auch unbequeme Themen anzusprechen und verbrennen uns dabei auch manchmal den Mund“, so Wingen, die sich auf die neue Aufgabe freut: „Ich habe den Posten auch Regina zuliebe übernommen.“

Wingen ist gebürtige Wuppertalerin und lebt seit vergangenen Sommer in Minstedt, wo sie die Tieroase führt. Davor war sie Leiterin eines großen Altenpflegeheims und sieht dies als gute Vorbereitung für ihre neue Aufgabe. „Ich kann mit Zahlen umgehen und bin erprobt im Umgang mit Ämtern.“ Wingen kommt mit Ehemann Marco nach Rotenburg, der künftig als Tierpfleger und Hausmeister im Tierheim arbeiten soll. „Wir haben damit eine weitere Vollzeitkraft. Die hat uns sehr gefehlt. Die Mitarbeiter waren kaum dazu in der Lage, mal Urlaub zu machen“, so Buchhop.

Aber nicht nur der Vorstand ist neu – auch im Tierheim soll einiges passieren: Weil der geplante Tierheimneubau auf unbestimmte Zeit verschoben ist, soll im nächsten Schritt das Gebäude in Mulmshorn aufgehübscht werden. „Wir haben hier nichts mehr investiert, seit es die Pläne für ein neues Tierheim im Stadtgebiet von Rotenburg gab“, betont Buchhop.

Die To-do-Liste ist lang: Ein alter Holzschuppen soll abgerisssen, Betonplatten geglättet und Wände verputzt und gestrichen werden.

Auch das Thema „Fundtierunterbringung“ soll irgendwann wieder auf den Tisch kommen. Nachdem die ehemalige Vorstitzende des Tierschutzvereins für den Landkreis Rotenburg, Regina Buchhop, im vergangenen Sommer aus Kostengründen ein Aufnahmestopp verkündet hatte, hatten die Gemeinden im Südkreis beschlossen, Fundtiere künftig im Tierheim Arche Noah in Brinkum unterzubringen.

Als Grund dafür hatten die Kommunen angegeben, dass die Abrechnungen des Tierheims nicht transparent genug seien. „Das ist ein Argument, das ich bis heute nicht verstehe“, so Buchhop.

Auch Nachfolgerin Silke Wingen möchte sich mit dieser Entscheidung nicht dauerhaft abfinden. „Die Fundtiere sollen irgendwann wieder hier unterkommen und das dann zu fairen Konditionen, von denen wir auch überleben können.“

Geht der Plan auf („Ich suche im nächsten Jahr darüber das Gespräch mit den Kommunen“), sei auch der Tierheimneubau in der Soltauer Straße in der Rotenburger langfristig wieder eine Option. Denn die Kapazität des Tierheims in Mulmshorn reiche auf Dauer nicht aus. Dort ist nur Platz für fünf Hunde, 70 Katzen und ein paar Kleintiere.

Ein Neubau, besonders zehtrumsnah, habe langfristig viele Vorteile. So könnte zusätzlich eine Tierpension installiert und ein Tierfriedhof angeschlossen werden. Außerdem stehe das Tierheim dort mehr im Fokus der Öffentlichkeit. „Es wäre für uns viel einfacher, ehrenamtliche Mitarbeiter zu finden. Das scheitert oft an dem weiten Weg bis nach Mulmshorn“, so Wingen. Doch diese Plänen sei Zukunftsmusik: „Wir haben die finanziellen Mittel dafür nicht. Aber die Pläne bleiben in der Schubladen. Womöglich meldet sich irgendwann ein Sponsor, oder wir erben eine größere Summe.“

Um den Verein finanziell zu entlasten, haben die Mitglieder in der vergangenen Sitzung beschlossen, die Tieroase in Minstedt zu schließen. „Wir nehmen dort bereits keine Tier mehr an. Die Katzen sind bereits ins Tierheim nach Rotenburg umgezogen und die beiden verbliebenen Hunde werden hoffentlich bald vermittelt.“ Für den alten Resthof sucht der Tierschutzverein einen Käufer. Mit dem Geld soll die ehemalige Mieterin ausbezahlt werden, die Nießbrauch auf die Wohnung besitzt.

Der Tierschutzverein möchte für für positive Schlagzeilen sorgen und damit auch neue Sponsoren von seiner Arbeit überzeugen. „Es gibt leider immer noch viele Menschen, die glauben, dass es das Tierheim gar nicht mehr gibt, weil wir keine Fundtiere mehr aufnehmen dürfen“, so Wingen.

Dabei sei die Aufgabe des Tierschutzverein deutlich vielfältiger: „Wir sind der erste Ansprechpartner bei allen Fragen rund um den Tierschutz. Wir beraten Tierhalter und nehmen Tiere auf, wenn Menschen in Not geraten oder verstorben sind. Wir vermitteln auch Kontakte zu anderen Experten und geben Tipps.“

In den ersten beiden Juniwochen startet das Tierheim eine große Entrümpelungsaktion und sucht dafür Helfer, besonders für die beiden Wochenenden, 2. und 3. Juni sowie 9. und 10. Juni. „Vielleicht melden sich Handwerksbetriebe oder Hobby-Handwerker, die uns unter die Arme greifen würden. Jede helfende Hand wird gebraucht“, betont die neue Vorsitzende Silke Wingen. Wer helfen möchte, meldet sich bei ihr unter Telefon 04767/8214165.

Wenn das Tierheim in Mulmshorn wieder vorzeigbar ist, soll es bald wieder für interessierte Besucher die Tore öffnen, zum Beispiel für das Sommerfest am 12. August, für den Herbstbasar mit Zwiebelkuchen am 14. Oktober und für den Gabentisch für Tiere am 9. Dezember.

• Weitere Informationen über die Arbeit des Tierschutzvereins für den Landkreis Rotenburg gibt es auf der Internetseite des Tierschutzvereins Rotenburg unter www.tierschutzvereinrotenburg.de.

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