Rotenburg – Es geht los. Auf dem ehemaligen Rathsmann-Grundstück am Rotenburger Glummweg rollen seit Dienstag die ersten von 90 Wohncontainern an, mit denen die Kreisstadt eine zusätzliche Unterkunft für Flüchtlinge schafft. Bis Ende kommender Woche sollen die Wohneinheiten stehen – und aller Voraussicht nach werden zeitnah die ersten Flüchtlinge aus der Ukraine einziehen.
Auf der Baustelle am Glummweg herrscht seit Dienstag reges Treiben. Große Lastwagen bringen die Container aus Hamburg heran. Parallel dazu laufen noch weitere Tiefbauarbeiten. Ein zusätzlicher Rettungsweg für die Feuerwehr muss her. Die Leitungen für Strom und Wasser sind derweil bereits gelegt, nur für den Schmutzwasserkanal sind noch weitere Arbeiten erforderlich.
„Rotenburg muss sich nicht verstecken, wenn es um die Betreuung und die Integration von Geflüchteten geht“, sagt Matthias Richter, Vorstand des Diakonissen-Mutterhauses. Das übernimmt für die Stadt den Betrieb der Unterkunft, die als Außenstelle des Campus’ Unterstedt geführt werde. „Flüchtlinge, die nach Rotenburg kommen, können sich freuen“, betont Richter. Hier in der Kreisstadt zögen alle Beteiligten an einem Strang. „Probleme, mit denen andere Kommunen zu kämpfen haben, haben wir hier nicht.“ Und dabei muss alles schnell gehen in diesen Tagen und Wochen, seitdem klar ist, dass auf Rotenburg weitere, recht große Flüchtlingskontingente zukommen – allein bis Ende dieses Jahres noch etwa 80 Menschen. „Der Druck ist groß“, unterstreicht Torsten Schiemann als Leiter des Ordnungsamtes. Und er fügt hinzu: „Wir haben keine Alternative.“ Nicht zuletzt deshalb sei er sehr froh darüber, dass in der Kürze der Zeit ein derartiges Projekt aus dem Boden gestampft wird. „Das geht nur, weil wir Partner haben, mit denen wir gut zusammenarbeiten.“ Das Mutterhaus natürlich, aber auch die Betriebe, die kurzfristig den Aufbau ermöglichen. Die Firmen Koldehofe und Gerken, aber auch die Firma Geils aus Rotenburg. Schiemann spricht von einem ersten Schritt, mit dem schon ganz viel möglich gemacht werde. Sehr glücklich zeigen sich auch Nadine Schumacher vom Bauamt, ihr Chef Roman Lauchart sowie der Kollege Lars Strehl. Sie hatten in den vergangenen drei Wochen mit der Planung zu tun, die einen entsprechenden Mietvertrag für das Grundstück voraussetzte. Sie sind an diesem Morgen vor Ort, um letzte Absprachen zu treffen und offene Fragen zu klären. Details sind in den kommenden Tagen dennoch zu besprechen. Zwar sei vorgesehen, direkt an den Containern Gehwegplatten zu verlegen, aber die Gestaltung des zehn Meter breiten Streifens zwischen den beiden Reihen mit den Wohnanlagen sei noch nicht entschieden. Eine erste Idee war, unter anderem genau dort Spielmöglichkeiten für die Kinder zu schaffen. Aber: „Es kann auch sein, dass wir sie woanders platzieren“, so Nadine Schumacher. Zur Verfügung stünde der Bereich zwischen den Containern und dem angrenzenden Waldstück. Der ist 30 Meter breit. Die Anlage bietet viel Platz – auch für den Fall, dass noch mehr Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen werden müssen. „Dann stocken wir auf“, so Schumacher. Zunächst aber gilt es, erst einmal das jetzige Containerkontingent möglichst zügig zu platzieren und anzuschließen. Die Installation folge parallel zum Aufbau. Heizen können die Menschen mit E-Heizkörpern, aber auch Infrarotwandstrahler kämen zum Einsatz, heißt es. Fakt ist: Der Wohnbereich wird mit einem Zaun versehen, an dem zusätzlich auch die Beleuchtung installiert werden kann. Alles läuft, wie geplant, versichert Roman Lauchart. „Die Firmen sind sehr engagiert dabei.“ Sein Dank gilt nicht zuletzt der Firma „Toi, Toi und Dixi“, die die Container liefert, sowie allen anderen Firmen, die so kurzfristig eingesprungen seien. Kurzfristig ist es auch dem Mutterhaus gelungen, die Betreuung der Flüchtlinge sicherzustellen. Nach einer Stellenausschreibung in der Kreiszeitung erst vor wenigen Tagen sind die Posten bereits besetzt, freut sich Matthias Richter. Zweieinhalb Stellen für die Betreuung sowie eine halbe Hausmeisterstelle sollen alles Notwendige sicherstellen. Darüber hinaus erinnert der Chef des Mutterhauses daran, dass man weiterhin an der Stelle von Martin Hoffstedt festhalte. Diese sei gerade erst noch einmal verlängert worden. Die Ehrenamtskoordinatorin stellt die Betreuung jener Menschen sicher, die sich freiwillig engagieren, um den Flüchtlingen eine gute Integration zu ermöglichen. Richter: „Die Ehrenamtlichen leisten sehr wichtige Arbeit, wir können sie damit nicht alleine lassen.“ Dass es dem Mutterhaus ebenfalls gelungen ist, so schnell auch dieses wichtige Drumherum für die Unterkunft sicherzustellen, nötigt Thorsten Schiemann größten Respekt ab: „Davor ziehe ich wirklich den Hut.“ Richter indes gesteht gegenüber unserer Redaktion: „Ich habe schon einen Moment gezuckt, als ich erfahren, habe, wie schnell das alles gehen muss.“ Allein schon wegen der personellen Besetzung, schließlich sei es in diesen Zeiten extrem schwer, geeignete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. Denn damit bestehe nun Planungssicherheit, die es brauche, um so etwas auf die Beine zu stellen. Erst in der vergangenen Woche hatte Schiemann zusammen mit Roman Lauchart und Bürgermeister Torsten Oestmann die Anlieger in einer Versammlung über das Projekt informiert.