VON TOM GATH

Neue Mosterei auf dem Hartmannshof

In nur zehn Minuten presst der Nabu 100 Kilo Obst zu frischem Saft.
 ©Freudling

Nabu Rotenburg presst Saft auf einem Anhänger 

Der Nabu Rotenburg hat eine mobile Mosterei gekauft und bringt noch mehr Leben auf den Hartmannshof. Nachdem dort kürzlich das neue Gemeinschaftshaus der Rotenburger Werke und der Nabu-Würfel direkt neben dem Mitmach- und Erlebnisgarten eröffnet worden waren, gibt es einen weiteren Grund, den Hof anzufahren.

„Mich freut, dass damit ein weiteres Stück Landwirtschaft auf den Hof zurückkehrt“, sagt der Vorsitzende des Nabu Rotenburg, Roland Meyer. Und der Anhänger mit der Saftpresse stehe nun „da, wo wir sowieso sind“. Eigentlich wollte der Nabu dieses Jahr eine feste Mosterei in Sehlingen übernehmen, doch dafür waren die Förderbedingungen nicht kompatibel. Die neue mobile Lösung sei laut Meyer „mindestens genauso leistungsfähig“ und stärker automatisiert. Obstmengen ab 50 Kilogramm – etwas mehr als eine volle Schubkarre – können ab dem 30. August zum Hof gebracht werden. Gegen eine kleine Gebühr häckseln die Nabu-Ehrenamtlichen das Obst und verteilen es dann auf sieben Stapel in der Packpresse. Anschließend wird der Saft schonend im Gegenstromverfahren erhitzt oder für Hobbywinzer, die den Saft zu Apfelwein fermentieren wollen, in eigene Kanister oder Fässer abgefüllt. Zwar kann die Maschine auch Glasflaschen befüllen, doch die müssten die Kunden dann selbst mitbringen, weil es vor Ort keine Lagermöglichkeiten für so viele leere Flaschen gibt. „Neue Deckel für Twist-Off-Flaschen gibt es aber bei Bedarf von uns“, sagt Sabine Jeske vom Nabu-Vorstand. Falls man keine eigenen Falschen besitzt, füllt der Nabu den Saft in sogenannte Bags in Boxes ab. Zum Verfeinern des heimischen Safts empfiehlt Jeske die Zugabe von Birnen, Quitten, Rote Bete, Möhren oder Trauben. „Birnen dürfen aber noch nicht weich sein.“ Den perfekten Reifegrad von Äpfeln erkenne man an den dunklen Kernen. Faule Stellen am Obst seien tabu, kleine Druckstellen aber kein Problem. „Am besten, man erntet das Obst nur ein oder zwei Tage vor seinem Most-Termin“, ergänzt Meyer. Weil immer mehr kleine Mostereien aus der Region verschwinden, fürchtet der Nabu einen Verfall der artenreichen Streuobstwiesen. „Die Motivation, die Bäume und Wiesen zu pflegen, sinkt, wenn man mit dem Obst nichts anfangen kann“, sagt Meyer. Insbesondere alte Bäume seien mit ihren Rissen und Löchern für den Naturschutz sehr wertvoll. Der kommerzielle Obstbau nutzt nur etwa 20 der insgesamt mehr als 1 400 Apfelsorten in Deutschland und hält die Bäume zudem möglichst klein. Der Saft dieser modernen Tafeläpfel sei meist sehr süß. Etwas saurerer Saft von alten Sorten schmecke vielen deutlich besser. Meyers Lieblingssorte aus seinem eigenen Garten: der Gelbe Richard, den es keinen Laden zu kaufen gebe. Die Naturschützer wollen mit ihrem Einsatz die mehr als 4 000 Jahre alte deutsche Obstbautradition erhalten. Sie wollen aber auch mit den Leuten ins Gespräch kommen und für ihre Anliegen werben. „Leute, die ihren eigenen Saft machen, haben meist auch ein Interesse am Naturschutz“, sagt Meyer. Die Bewohner der Rotenburger Werke auf dem Hartmannshof will der Nabu ebenfalls an den Most-Tagen einbinden. Dieses Jahr möchten die etwa ein Dutzend Freiwilligen die Maschine kennenlernen und auf dem Hof bleiben. Zukünftig könnten sie sich aber vorstellen, mit dem Anhänger durch den Landkreis zu fahren, um weitere Menschen zu erreichen. Termine und Infos Das Most-Telefon (04261/9209303) zur Terminvereinbarung ist ab sofort montags bis samstags von 16 bis 20 Uhr erreichbar. Weitere Infos auf der neuen Webseite: www.nabu-mosterei.de.

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