Scheeßel – Mehr Transparenz für das Europaparlament und die Arbeit seiner Abgeordneten hatten sich die Eichenschüler gewünscht – am Montag, 26. September, sollten sie anlässlich der Ernennung zur Europabotschafterschule einen eindrucksvollen Einblick bekommen. Der ehemalige Niedersächsische Ministerpräsident und heutiges CDU-Europaparlamentsmitglied David McAllister machte auf dem Weg zur Leitung des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten am Nachmittag in Brüssel einen Umweg über Scheeßel. Als Pate soll er, zur Freude von Schulleiter Christian Birnbaum, die Eichenschule auf ihrem Weg begleiten, den Europagedanken noch intensiver zu verfolgen.
Möglich wird dies durch die Zertifizierung als „Botschafterschule des Europäischen Parlaments“ im Rahmen des Erasmus-Plus-Programms der EU, das Schüler zu Junior-Botschaftern für die europäische Sache macht. Das hat nach rund einjähriger Bewerbungs- und Zertifizierungsphase geklappt. Die rund 18 Schüler der Europa-AG, zu der auch zahlreiche Lehrer und bald auch wieder mehr Eltern gehören, durften bereits erste Erfahrungen der Vernetzung machen.
So besuchte die jetzige Elftklässlerin Marika Münkel in den Sommerferien eine viertägige EU-Sommerakademie mit 45 Teilnehmern in Berlin; einige Schüler waren gerade bei der Botschafterkonferenz in Hamburg. Der Austausch der derzeit 18 Schulen im Bereich Nord sei sehr inspirierend gewesen, „einige machen das schon seit fünf Jahren oder mehr und haben entsprechende Erfahrung“, erklärt Jannes Rathjen. Doch auch die Eichenschüler konnten Impulse geben – etwa mit der Anregung des regelmäßig organisierten Europatags. Dass die Schüler sich außer der Kooperation mit dem Europaparlament auch gegenseitig vernetzen, um ihren Mitschülern ein stärkeres Bewusstsein für die Relevanz eines geeinten Europas zu vermitteln, während die Lehrer als „Seniorbotschafter“ eher im Hintergrund agieren, ist laut Lehrerin Esther Vollmer-Eicken ausdrücklich gewollt: „Es geht um Peer-to-Peer-Kommunikation und um Impulse aus der Schülerschaft heraus.“ So sei auch die Veranstaltung am Montag von den Schülern organisiert worden. Bei seiner rund halbstündigen Stippvisite auf dem Weg zum Flughafen brach McAllister eine Lanze für das Europaparlament. Mit 27 Mitgliedsstaaten und direkt gewählten Vertretern sei es einzigartig in der Welt, „es ist die weltweit intensivste Zusammenarbeit in der Breite und Tiefe“. Als Beispiele für die Errungenschaften nannte er den Binnenmarkt, die Zollunion, die gemeinsame Agrar- und Handelspolitik, vor allem aber die Wertegemeinschaft. Diese sei nicht nur durch die besorgniserregenden Entwicklungen in Ländern wie Ungarn oder Italien gefährdet, sondern vor allem durch den Angriffskrieg der russischen Föderation. „Wir sind schwer unter Druck, weil es immer mehr autoritäre Herrschaftsformen gibt, die offen die Konfrontation suchen und unsere Werte wie den der Demokratie und Rechtsstaatlichkeit offen bedrohen.“ Sein Wunsch, verbunden mit dem Versprechen eines nächsten Besuchs mit mehr Zeit: „Seid gute Europäer!“ Für die Zehntklässler im Saal bietet sich schon bald eine erste Chance, die neuen Möglichkeiten durch die Zertifizierung konkret auszuschöpfen. Ihr Betriebspraktikum können sie mit Unterstützung durch das Programm auch im europäischen Ausland absolvieren. Ein Vorreiter, der bereits privat organisiert „über den Tellerrand“ geschnuppert hatte, wurde von McAllister persönlich begrüßt: Jan Hensel, der im Sommer das Abitur an der Eichenschule gemacht hatte, hatte 2020 mehrere Wochen in Brüssel ein Praktikum absolviert – als Praktikant von McAllister. hey