Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ruft zur Wahl auf

Für Frieden

Mehr als 75 Jahre nach dem Ende des letzten großen Krieges mahnen Soldatenfriedhöfe an die Schrecken vergangener Zeiten. ©

Scheeßel. Der niedersächsische Landesverband des Volksbundes deutsche Kriegsgräberfürsorge war in den vergangenen Wochen und Monaten einmal nicht nur in eigener Sache unterwegs. Die jüngsten Ereignisse im europäischen Ausland und der wachsende Erfolg populistischer Bewegungen hatten die Verantwortlichen auf die Idee gebracht, eine offene Kampagne für die europäische Idee in die Wege zu leiten.

Die Verbindung zwischen ihrer Arbeit für den Volksbund und der Notwendigkeit der Europawahl zu sehen, fällt dabei nicht nur Elke Twesten, Ortsverbandsvorsitzende in Scheeßel und Stellvertretende Landesvorsitzende im Landesverband Niedersachsen, relativ leicht. „Der Weg Deutschlands über die Montanunion, die EWG bis zur EU ist auch ein Ausdruck des Bestrebens, Wiederholungen von Radikalismus, Gräueltaten und falschem Nationalismus mit all seinen schrecklichen Ausprägungen zu verhindern“, so sprach Twesten bereits während einer Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag 2018 auf dem Soldatenfriedhof in Lommel/Belgien.

Sei es nun Lommel, Halbe, Langemark, Neuville-Saint-Vaast oder Ysselsteyn – die Zahl allein von deutschen Soldatenfriedhöfen auf dem Gebiet der Europäischen Union ist lang. Die Liste der Schlachten, die in den vergangenen 150 Jahren auf europäischem Boden geschlagen worden waren, ist sogar noch länger. Ergänzt man diese Liste noch mit den Friedhöfen der anderen Nationen, deren Menschen Opfer der Kriege des vergangenen Jahrhunderts wurden, so lässt sich vermutlich nachvollziehen, warum der Volksbund allein bei seiner täglichen Arbeit beständig mit dem großen Gewinn konfrontiert ist, den dieser Kontinent durch die Vereinigung seiner Nationen erfahren hat.

„Am Sonntag ist Europawahl und dieser Tag auch für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge Aufgabe und Auftrag zugleich, im Rahmen seiner Kampagne ,Darum Europa‘ auf die Bedeutung gerade dieser Europawahl hinzuweisen. Besonders in Zeiten, in denen viele an Europa zweifeln, wollen wir daran erinnern, wie wichtig es ist, gegen Nationalismus und Populismus einzutreten. Europa ist unser gemeinsames Haus, in dem wir in Frieden leben wollen“, heißt es in einer Presseerklärung des Volksbundes zur Europawahl am morgigen Sonntag.

Seit seiner Gründung am 16. Dezember 1919 erhält und pflegt der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge im Auftrag der Bundesregierung über 800 Kriegsgräberstätten in 46 Staaten, auf denen etwa 2,7 Millionen Kriegstote bestattet sind.

„Wer an Europa zweifelt, der sollte Soldatenfriedhöfe besuchen“, so der Präsident der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker, laut einer Pressemitteilung des Volksbundes. Soldatenfriedhöfe sind die großen Prediger des Friedens – das sind die Hintergründe, das ist der Anlass und die Erklärung der Botschaft ,Darum Europa!‘. Angesichts des Unglücks, das aus übertriebenem Nationalstolz und Revanchegefühlen populistischer Politiker und Herrscher entstand, und mit dessen Folgen die Mitarbeiter des Volksbundes sich bei ihrer Arbeit konfrontiert sehen und mit Hinblick auf die genannten Entwicklungen, hat sich der Volksbund dafür entschieden auch als überparteilicher Verband politisch aktiv zu werden. Kern der Informationskampagne ist die Internetseite https://www.volksbund.de/europa, auf der sich Interessierte über die Thematik des Zusammenwachsens der europäischen Nationen informieren können. Die Kampagne reichte von Auskunftsständen in verschiedenen niedersächsichen Städten bis zu Tagungen und Vorträgen zur Thematik „ ,Darum Europa’ Europäische Union – aus politischen und humanitären Katastrophen klug?“ und wird bis zur Wahl weitergeführt, um noch möglichst viele zur Wahl zu motivieren. Auch nach der Wahl gehen die Veranstaltungen weiter, da im Jahr des 100-jährigen Bestehens der Gedanke des friedlichen Miteinaders der Völker besonders gefördert werden soll.

„Als Mitglied der europäischen Bewegung setzen wir uns für Versöhnung und Frieden ein und dürfen mit Blick auf die Europawahl vor allem nicht vergessen, dass wir Dank der europäischen Einigung in einer Zeit von Wohlstand und Frieden auf diesem Kontinent leben, in einer der längsten Friedenszeit in Europa überhaupt“, appelliert Twesten an alle Wahlbürgerinnen und Wahlbürger an der Europawahl teilzunehmen: „Es geht um die Zukunft des größten Friedensprojekts nach 1945.“