Jeersdorf – Risse und Löcher im Asphalt, nicht mehr funktionstüchtige Entwässerungsrinnen und kaputt gefahrene Borde – die stark frequentierte Straße An der Wassermühle (K 216) in Scheeßel, vielen noch unter ihrem alten Namen Appelchaussee bekannt, war zuletzt in einem wirklich miserablen Zustand. Diesen Eindruck gewinnt man an diesem Montagmorgen nicht – im Gegenteil. Der Fahrkomfort zwischen der B 75 und Jeersdorf, auf Höhe der Einfahrt zum Tannenweg, ist wieder hergestellt – dafür haben Bauarbeiter in den vergangenen zwei Wochen ganze Arbeit geleistet.
Von denen ist heute weit und breit niemand zu sehen. Man möchte meinen, die vom Landkreis beauftragte Sanierung, die sich der Straßenbauträger rund 230 000 Euro hat kosten lassen, ist abgeschlossen. Wäre der Abschnitt, rund anderthalb Kilometer lang, nicht immer noch für den Durchgangsverkehr gesperrt. „Das Wetter hat uns in die Karten gespielt, sodass die Firmen die Rest- und Anschlussarbeiten zeitlich schon vorziehen konnten“, erläutert Bau- und Projektleiter Kay Benthien vom Straßenbauamt des Landkreises. Im Umkehrschluss bedeutet das für die Baustelle: Einen Tag lang darf der Betrieb ruhen. Benthien: „Morgen geht‘s mit den Schächten weiter – die werden freigelegt und auf Höhe gebracht.“ In dem Zuge habe die Gemeinde Scheeßel auch nochmal drei Schächte erneuert, sodass spätere Sperrungen auf diese Weise obsolet seien. „Weiterhin müssen im Seitenbereich noch die Bankette gemacht werden und abschließend die Fahrbahnmarkierungen.“ So werde man in dieser Woche mit allem fertig – der gesteckte Zeitrahmen, insgesamt drei Wochen war die Straße fest in der Hand von Bautrupps, werde so definitiv eingehalten. „Entweder am Freitag oder am Donnerstag wollen wir den Bereich wieder für den Verkehr öffnen.“
Vorbei dann die Zeiten, in denen Autofahrer um die Baustelle einen großen Umleitungsbogen machen mussten – über Hetzwege nach Westerholz und umgekehrt. Ob eine Vollsperrung tatsächlich vonnöten gewesen sei? Der Landkreismitarbeiter nickt: „So konnten wir die Arbeiten relativ schnell durchführen.“ Für die Anwohner seien solche Einschränkungen natürlich nicht immer ganz einfach, weiß der 54-Jährige. „Es gibt ja ein Zeitfenster, während dem überhaupt nicht drübergefahren werden darf – dann nämlich, wenn gefräst und der Asphalt gemacht wird. Sobald es aber möglich ist, versuchen wir, es auch wieder freizugeben.“ Alles in allem hätten sich die Anrainer jedoch gut mit der Maßnahme arrangieren können – eine, die vergleichsweise nicht gerade klein gewesen sei, zumal die Arbeiten innerörtlich stattgefunden hätten. „Das macht sich natürlich bemerkbar – allein durch die Straßenanschlüsse“, berichtet er. Bei denen sei man in den Einmündungsbereichen sogar weiter gegangen, als eigentlich erforderlich gewesen wäre, handele es sich hier doch nicht mehr um Kreis- sondern um Gemeindeterrain. Aber: „Wenn wir hier schonmal arbeiten, wollen wir es auch sauber machen“, betont der Ottersberger, der kreisverwaltungsseitig für sämtliche Straßenbau- und Brückenprojekte im Südkreis als Leiter verantwortlich zeichnet. In dieser Funktion beobachtet natürlich auch Ben-thien im Baugewerbe enorme Preissteigerungen bei den Materialien, die dem Krieg in der Ukraine geschuldet sind. „Alles, was mit Öl zu tun hat, ist kräftig teurer geworden“, sagt er. Betreffen würde das unter anderem Bitumen, einen Baustoff zur Abdichtung. „Was das für Auswirkungen für uns hat, müssen wir noch sehen.“ Immerhin sei die Ausschreibung für die Sanierung der Kreisstraße in Scheeßel/Jeersdorf noch vor Kriegsbeginn erfolgt. „Von daher ist das hier noch einigermaßen ruhig gelaufen, aber alles, was jetzt an Maßnahmen in der Pipeline steckt, macht sich schon extrem bemerkbar – und das in jeder Hinsicht.“ Vier Zentimeter ist die neue Deckschicht der Straße An der Wassermühle dick. Um die aufzubringen, musste der alte Belag unter Einsatz einer Fräsmaschine natürlich erstmal runter. „Danach ist der Untergrund komplett sauber gemacht und mit einer Bitumenemulsion als Binder behandelt worden.“ Was mit dem abgetragenen Fräsgut anschließend passiert? „Das wird den beteiligten Firmen zur Verfügung gestellt“, klärt Benthien auf. „Die können dann damit machen, was sie wollen.“ Freiheiten nehmen sich an diesem Tag auch einige Autofahrer heraus, die meinen, die Absperrbaken einfach zu umfahren, um so ans Ziel zu kommen. Kay Benthien ist nicht verlegen, die „Übeltäter“ freundlich, aber bestimmt zur Rede zu stellen. „Wir sind es eigentlich schon gewohnt, dass die Leute durchfahren, obwohl offiziell noch gesperrt ist“, sagt er. Bei den Anwohnern sei das etwas anderes, die hätten natürlich einen Freifahrtschein. Für dieses Jahr würden im Südkreis noch einige weitere Projekte auf der Agenda stehen – darunter die Sanierung der K 212 im zweiten Abschnitt zwischen Lauenbrück und Vahlde sowie die Radwegerneuerung zwischen Unterstedt und Ahausen. „Wir sind sehr aktiv, Neubaumaßnahmen haben wir in diesem Jahr allerdings gar nicht abzuarbeiten.“