Tina Wolff präsentiert Debütroman: Pferdefrauen ticken anders - Von Ann-Christin Beims

Einfaches Grundrezept

Tina Wolff ist stolz auf ihren Debütroman, den sie bei einer Lesung vorstellte. Foto: Tanja Wolff ©

Scheeßel. Eigentlich hatte die Scheeßeler Physiotherapeutin Tina Wolff das Projekt Debütroman ad acta gelegt. Bis sie vor viereinhalb Jahren einen Laptop von ihrem Vater geschenkt bekam und sich im sozialen Netzwerk Facebook anmeldete. Dort fand sie verschiedene Autorengruppen und tauschte sich mit anderen aus. „Es ist enorm, heutzutage schreiben irgendwie alle“, erzählt sie. Doch genau das brachte den Schreibwunsch zurück: Innerhalb von drei Monaten stellt sie „Pferdefrauen ticken anders“ fertig.

Dabei ist die Geschichte wesentlich länger in ihrem Kopf. Bereits vor 14 Jahren hat sie mit dem Schreiben angefangen – zunächst handschriftlich. „Als mir klar wurde, dass es ein Buch werden könnte, habe ich meinen Vater gefragt, ob er einen Laptop hat.“ Doch ohne Internet habe sie anfangs alles falsch gemacht. „Ich hatte keine Ahnung, wie so etwas geht und habe blauäugig Leseproben an Verlage geschickt“, wirft sie einen Blick zurück. Als sie nie eine Antwort erhält, nimmt sie frustriert die drei Aktenordner, in denen sie alle Ideen und Seiten ihres Buchs gesammelt hat, und verbrennt kurzerhand den Inhalt. „Ich hatte das im Kopf abgehakt“, ergänzt sie.

Bis sie ihren eigenen Laptop bekommt: Drei Monate lang arbeitet sie dann an ihrem Roman, die Geschichte von damals ist ihr noch gut im Kopf. Woher die Idee stammt, kann Wolff nicht sagen. Inspiriert hat sie aber ihr im vergangenen Jahr verstorbenes belgisch-französisches Kaltblutpferd Lukas. „Dieser dicke braune Heinrich, um den es geht, war mein Pferd. Mit dem habe ich drollige Situationen erlebt“, erinnert sie sich. „Der war so kinderverrückt und bei jeder Katze ist er stehen geblieben. Eine Strecke von einem Kilometer konnte schon mal zwei Stunden dauern“, sagt sie und lacht. Lukas war Therapiepferd im Reitstall der Rotenburger Werke. Als der Stall aufgegeben werden musste, sollte Lukas verkauft werden – und landete bei Wolff. „Eigentlich wollte ich Reitstunden nehmen, plötzlich war ich Pferdebesitzerin.“ Die Vorbesitzerin warnte sie, dass Lukas viel Unfug macht. „Der wusste halt mit seiner Masse nicht wohin. Wenn ein Zaun nicht hält, wenn er sich dagegen lehnt oder eine Tränke abbricht, dann waren die halt nicht gut genug“, erzählt sie lachend. Zunächst wollte Wolff nur die schönsten Anekdoten festhalten, daraus hat sich eine Liebesgeschichte entwickelt. „Es gibt viele Pferderomane für Kinder und Jugendliche, aber nirgends darf ein Pferd einfach Pferd sein, es muss was leisten. Der Rest sind Fachbücher. Das wollte ich alles nicht. Ich wollte eine einfache Geschichte, die so hätte passieren können.“ Es sollte ein Liebesroman werden, „den man so weg schmökern kann“. Hauptfigur Lisa sei Wolff sehr ähnlich: eine große Krankengymnastin mit einem tollpatschigen Kaltblut. „Mein Grundsatz ist: Schreib über das, was du kennst.“ Für sie die einfachste Art zu schreiben. „Im Kopf war alles fertig, es musste nur noch aufs Papier und das dauert schon ewig. Es hätte mich genervt, wenn ich noch hätte recherchieren müssen.“ Ihr Grundrezept für eine schöne Geschichte ist ebenso einfach: Wenn das Ganze witzig sein soll, müsse man es manchmal klischeehaft übertreiben. So gibt es im Dörfchen Eichenloh, zwischen Heide und Moor, neben der bodenständigen Lisa deren esoterische Freundin und Tantra-Enthusiastin Anke, die befürchtet, dass Lisa als einsame Pferdetante enden könnte. Sie bittet das Universum um Beistand – das prompt Schotte Joe in die Dorfdisko schickt. Doch der ist Lisa nur allzu bekannt. „Wenn man selber Liebesromane liest, fällt einem auf: Es ist immer das Gleiche, das Ende ist vorhersehbar, aber es funktioniert“, ergänzt Wolff. Als der Roman fertig ist, erhält sie den entscheidenden Tipp: die Homepage „Dein Text, Dein Buch“. Dort kann jeder seine Manuskripte einstellen und diese Verlage oder Literaturagenturen anbieten, die ihrerseits dort nach neuen Talenten stöbern. „Ein Verlag und eine Agentur haben mich daraufhin angeschrieben“, erzählt die Physiotherapeutin stolz. Ihre Entscheidung sei für die Agentur gefallen. „Das war ein Digitalverlag, ich wollte, dass mein Buch nicht nur als E-Book verfügbar ist.“ Die Agentur habe sich dann um alles weitere gekümmert: das erste Lektorat sowie den Kontakt zu potenziellen Verlegern. Als sie ein Jahr später bei Piper den Vertrag unterschrieb, ging es im Verlagslektorat nochmal ans Eingemachte: „Dass ich schreibe, wie mir der Schnabel gewachsen ist, führte zu einigen Debatten“, resümiert sie und grinst breit. Aber sie setzte sich durch. „Mit jemand so renitentem wie mir haben die sicher nicht gerechnet“, sagt sie amüsiert. Auch die Cover-Gestaltung nahm Wolff nach dem ersten Entwurf des Verlags lieber selber in die Hand. Insgesamt soll es eine Reihe mit vier Bänden werden. Das zweite Buch ist bereits fertig und muss jetzt überarbeitet werden. Jedes ist eine in sich abgeschlossene Geschichte, Nebencharaktere werden zu Hauptcharakteren. „Es spielt weiter alles rund um Eichenloh und der dicke Heinrich bleibt in allen vier Büchern präsent“, verspricht Wolff. • „Pferdefrauen ticken anders“ ist als E-Book für 5,99 Euro sowie als Taschenbuch für 12,99 Euro erhältlich.