Ausstellung zeigt alles anders - VON JUDITH TAUSENDFREUND

Verkehrte Welt im Rathaus

Die Ausstellung lädt zum Schmunzeln ein. Gerade zur Eröffnung wünschen sich die Initiatoren auch Gespräche und ein wenig Selbstreflexion.
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Mithilfe einer Ausstellung, die auf amüsante Weise aufzeigt, wie Geschlechterklischees begegnet wird, zeigt die Samtgemeinde Fintel auf ein Thema, welches wohl immer aktuell bleiben wird. Es geht um Gleichberechtigung.

Lauenbrück – Die Wanderausstellung „#seiten.verkehrt“ war schon in Zeven zu sehen und wird in 2025 auch in Rotenburg zu sehen sein. Entwickelt und konzipiert wurde die Ausstellung von der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Leipzig, Konstanze Morgenroth. Kern der Ausstellung sind sprachliche Ausformulierungen, die sich auf die Rollenverteilung der Geschlechter beziehen.

„Es geht um typische Klischees und Vorurteile von Geschlechterrollen. Dabei wird das Rollenverhältnis umgedreht und wir werden zum Nachdenken animiert und auch zum Schmunzeln“, erklärt Catrin Voigts, Gleichstellungsbeauftragte der Samtgemeinde Fintel. Sie bekleidet das Amt ehrenamtlich. Erst ab einer Größe von 20 000 Einwohnern müssen Kommunen ein solches Amt zwingend mit einem hauptamtlichen Stelleninhaber besetzen. Hier in der Samtgemeinde Fintel läuft das Engagement aber eher ehrenamtlich, „auch daher unterstütze ich die Arbeit und auch jetzt die Ausstellung gerne“, betont Samtgemeindebürgermeister Sven Maier. Er stellt die Räumlichkeiten des Rathauses zur Verfügung.

Voigts, die das Amt seit 2020 innehat, ist für das Thema Ansprechpartnerin innerhalb der Verwaltung, aber auch für alle Einwohner der Samtgemeinde. Diese dürfen sich auch dann an sie wenden, wenn sie persönliche Probleme, etwa durch Gewalterfahrungen, haben. „Der Rahmen meiner Arbeit ist durch den Artikel drei des Grundgesetzes und durch das niedersächsische Gleichberechtigungsgesetz vorgegeben“, geht sie auf den formalen Hintergrund ein. Zu tun hat sie ausreichend, auch wenn – nach ihrer Einschätzung – nicht all zu viele Anfragen direkt aus der Bevölkerung kommen. Das liege sicherlich auch daran, dass sie am Ende des Tages im Grunde an weitere Experten verweise. „Die meisten Menschen kennen die entsprechenden Adressen und wenden sich dann auch oft direkt an diese.“ Innerhalb der Samtgemeindeverwaltung gibt es durchaus auch Handlungsbedarf. So wurde erst vor zwei Jahren der erste Gleichstellungsplan aufgestellt. Mithilfe eines solchen Plans wird überprüft, wie sich die Entgeltgruppen, nach denen die Gehälter bezahlt werden, im Verhältnis zu den Geschlechtern verhalten. Auch kann die Verwaltung nach und nach dafür Sorge tragen, dass ein Gleichgewicht herrscht.

Doch nicht immer ist das mal eben so getan. „Für mich ist im Grunde zweitrangig, wer vor mir sitzt, ich brauche jemanden, der die entsprechenden Aufgaben erfüllen kann“, betont Maier. Innerhalb des Hauses würden Männer keineswegs bevorzugt werden. Gerade in Führungspositionen sei es aber auch in der Samtgemeindeverwaltung so, dass mehr Männer diese höheren Positionen einnehmen.

Mit Blick auf die Ausstellung hofft er, dass der ein oder andere Besucher auch schmunzeln kann. Es gehe darum, auf das Thema aufmerksam zu machen. Als Mann merke man durch das Konzept, wie sich die Welt für Frauen noch immer hier und da anfühle. „Auch deshalb finde ich es super, dass Catrin die Ausstellung organisiert hat.“ Anfangs habe er Bedenken gehabt, ob die Botschaft – der kritische Blick auf die Klischees – wirklich ankommt. Doch mittlerweile hat sich Maier von der Idee überzeugen lassen. In der Samtgemeinde Fintel gibt es immerhin schon seit 1996 eine Gleichstellungsbeauftragte, Edeltraud Lieder trat die Position damals als Erste an.

Die Eröffnungsfeier zur Ausstellung findet heute, 3. August um 10 Uhr, im Ratsaal des Rathauses in Lauenbrück, Berliner Straße 3, statt. Für das leibliche Wohl ist gesorgt, der Eintritt ist frei. Die Ausstellung wird bis zum 30. September zu sehen sein. Voigts hat im Vorfeld den Grundriss des Rathauses erfasst, der so entstandene Rundweg wird mit großen Plakaten geschmückt. Zudem wurden die Botschaften auf Postkarten gedruckt, diese dürfen sich die Besucher mitnehmen, auch um die eigentliche Botschaft weiter zu transportieren. „Wir haben die Ausstellung extra so konzipiert, dass sie bis nach der Ferienzeit läuft, damit auch wirklich alle die Ausstellung sehen können“, ergänzt sie noch ein Detail. Finanziert wurde das Projekt von der Samtgemeinde, der Awo Kreisverband Rotenburg hatte sich an den Kosten beteiligt.

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