Bandprojekt an der Fintauschule ist sehr beliebt - VON LARS WARNECKE

Musizierendes Klassenzimmer

Freuen sich darüber, dass die Mitglieder der Bandklasse am Ball bleiben (v.l.): Gabriele Angelo Mele, stellvertretender Leiter der Kreismusikschule, Rainer Bassen von der Bürgerstiftung, Fintauschulleiter Frank Lehmann und Projektkoordinatorin Meike Smidt. Fotos: Warnecke
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Lauenbrück – „Ein Hoch auf das, was vor uns liegt. Dass es das Beste für uns gibt. Ein Hoch auf das, was uns vereint...“ Aus dem Probenraum im oberen Stockwerk der Fintauschule ist der Andreas-Bourani-Hit „Auf uns“ zu vernehmen. Drinnen schaut Zsuzsa von Zeddelmann noch ein wenig kritisch in die Runde.

Die Gesangslehrerin sucht den Fehler und wird auch sogleich fündig. „Leute, beim Refrain seid ihr viel zu brav“, wendet sie sich nach dem nunmehr dritten Durchlauf an ihre Zöglinge. „Da müsst ihr richtig losschmettern.“

Auch wenn der ein oder andere Ton noch nicht ganz sitzen mag – an der Bandklasse, die es seit diesem Schuljahr an der Lauenbrücker Oberschule gibt und um die sich gleich vier Übungsleiter von der Kreismusikschule kümmern, neben von Zeddelmann sind das Ragnar Kaesche, Ulli Voth und Dietrich Wetenkamp, haben alle Teilnehmer Gefallen gefunden. Das Ziel: „Unsere Schüler sollen hier über den herkömmlichen Musikunterricht hinaus zur Teilhabe am kulturellen Leben befähigt werden und Musikpraxis am Instrument lernen“, berichtet die Musik-, Mathe- und Religionslehrerin Meike Smidt, die das Projekt maßgeblich angeschoben hat. Dazu habe jeder die Möglichkeit, in Klassenstufe fünf bis acht ein Instrument zu erlernen – was ihren Worten nach nebenbei unter anderem auch das Sozialverhalten, Disziplin und Konzentration fördere. Angeboten würden Keyboard, E-Gitarre, E-Bass und Drums. „Alle Bandklassenschüler erhalten zusätzlich zum regulären Musikunterricht auf ihrem gewählten Instrument wöchentlich eine Stunde Einzelinstrumentalunterricht“, verdeutlicht die Pädagogin. Und klar, auch im Kollektiv wird musiziert, derzeit in zwei Gruppen. Schließlich sollen die einstudierten Stücke irgendwann auch mal vor Publikum zum Besten gegeben werden – spätestens bei der nächsten Schulentlassungsfeier im Sommer. Die, erzählt Leiter Frank Lehmann, hätte in den vergangenen Jahren immer ohne eine Schülerband auskommen müssen, „weil wir keine Schüler hatten, die überhaupt ein Instrument beherrschen.“ So habe man sich maximal mit einem Chor begnügen müssen. Tatsächlich, sagt Smidt, hätten nur die wenigsten Fintauschüler bisher Bekanntschaft mit externem Instrumentalunterricht gemacht. „Hier auf dem Dorf ist es ja auch schwierig, sich zu kümmern – von den Fahrwegen nach Rotenburg oder Scheeßel ganz zu schweigen.“ So habe sie gleich nach den Sommerferien in einer Umfrage erst mal das Interesse für eine Bandklasse abgeklopft. Und siehe da: Die Resonanz war enorm. Am Ende hätten sich 29 Schüler für das in den Ganztagsbetrieb fallende Angebot, für das übrigens keine Noten vergeben werden, angemeldet. „Und alle sind noch mit Feuereifer dabei“, stellt Lehmann zufrieden fest. „Das Konzept scheint also irgendwie stimmig zu sein.“ Dass die Oberschule zwecks Projektrealisierung den Kontakt zu „seiner“ Kreismusikschule gesucht habe, freue ihn natürlich ungemein, betont Gabriele Angelo Mele, deren stellvertretender Leiter. „Denn natürlich möchten wir uns im Landkreis möglichst breit aufstellen.“ Er habe aufgrund der Tatsache, dass man den Bedarf wohl bald schon gar nicht mehr decken werden könne, jedenfalls keine Bedenken, dass die Bandklasse, die immer auf zwei Jahre ausgelegt ist, irgendwann mal wieder aus dem Schulleben verschwinden wird. Nun wollen die Dozenten für ihre Dienste natürlich auch entlohnt werden. Dafür zahlen die Eltern der teilnehmenden Kinder einen Betrag von monatlich 20 Euro (ganz sozialschwache Familien werden mit 15 Euro aus dem Programm „Bildung und Teilhabe“ bezuschusst), die andere Hälfte, erläutert Meike Smidt, werde von Sponsorengeldern bezahlt. Aus letzterem Topf seien auch Mittel zur Anschaffung weiterer Instrumente verwendet worden – so hätten etwa die E-Gitarren, die im regulären Musikunterricht Verwendung finden würden, erst noch aufgestockt werden müssen. Maßgeblich an der Finanzierung beteiligt war und ist die Bürgerstiftung „Gutes für die Region“, die für das Modul einen festen, fünfstelligen Betrag zur Verfügung gestellt hat. Deren Vertreter Rainer Bassen ist an diesem Nachmittag selbst zugegen, um sich von den auf mehrere Räume verteilten Proben ein Bild zu machen beziehungsweise Gehör zu verschaffen: „Wie die Kinder begeistert bei der Sache sind – einfach toll!“, befindet er. Einer, der an seinen musikalischen Fähigkeiten feilt, in diesem Fall am Keyboard, ist Paul Delic. „Ich finde es schön, mit anderen zusammen Musik zu machen“, sagt der junge Mann. Ähnlich enthusiastisch äußert sich seine Mitschülerin Romi Poltrock, die an den Drums die Sticks schwingt. „Ich habe ein Schlagzeug zwar auch zuhause rumstehen, so richtig gelernt habe ich das Instrument aber erst hier im Unterricht“, erzählt sie. Wie Smidt ausführt, könnten solche Schüler aus der Bandklasse, die daheim über kein eigenes Instrument verfügen würden, an den Nachmittagen auch außerhalb des Unterrichts im Schulgebäude üben. Viele, sagt sie, hätten zu Weihnachten aber bereits ein eigenes Utensil bekommen. Ihr Plan sei es noch, in Zukunft auch Leihinstrumente auszugeben. Derweil setzen die sangesfreudigen Schüler von Zsuzsa von Zeddelmann zum nächsten Durchlauf an. „Ein Hoch auf das, was vor uns liegt. Dass es das Beste für uns gibt. Ein Hoch auf das, was uns vereint...“ Die Gesanglehrerin hält sich nun zurück. Sie wirkt zufrieden und lässt die Mädchen und Jungen von Anfang bis Ende durchträllern. Das klingt nun tatsächlich schon alles sehr harmonisch und dementsprechend bühnenreif. Die nächste Schulfeier kann kommen.

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