Wandernd über die Berge
Scheeßel – Jeden Nordpfad und viele andere Wege in der Region kennt Ines Stein wie ihre sprichwörtliche Westentasche. Kürzlich hatte sich die Wanderführerin aus Scheeßel eine Tour der etwas anderen Art vorgenommen: eine Alpenüberquerung. Von Kleinwalsertal im Allgäu ging es sechs Tage lang bis nach Meran. „Es war einfach großartig“, schwärmt Stein nach ihrer Rückkehr in die norddeutsche Tiefebene.
3 020 Meter hoch war der höchste Punkt dieser Mehrtagestour. 5 000 Höhenmeter bergauf und 6 000 Höhenmeter bergab galt es mit einem ortskundigen Wanderführer zu überwinden. „Von einem Einheimischen geführt zu werden, bietet den großen Vorteil, dass er Wege jenseits der beliebten Routen kennt“, sagt Stein. Übernachtet hat die Gruppe immer in Hütten und das Gepäck wurde selbst getragen. „Das muss bei einer echten Alpenüberquerung auch so sein“, sagt die Scheeßelerin, die im vergangenen Sommer bereits eine ähnliche Tour – allerdings weitaus weniger strapaziös als jetzt – unternommen hatte. Wobei das Wort „Strapaze“ hat in ihrer Reisebeschreibung allerdings keinen Platz. Dafür begeistert sich die Wanderführerin an grandiosen Ausblicken, der Sichtung eines Steinbock-Kindergartens und sogar dem Anblick eines imposanten Seeadlers. Wer auf solchen Routen unterwegs ist, der ist immer mitten in der Natur. Für gänzlich untrainierte Flachländer sei eine solche Alpenüberquerung nichts. „Es geht auch einfacher, und es kommt vor allem auf die Vorbereitung an“, sagt Ines Stein. Obwohl die passionierte Wanderin topfit ist, hat sie für den Trip ins Hochgebirge trainiert. Etwa mit Touren im Harz. „Knie und Beine werden beim Auf- und Abstieg anders belastet als bei Touren im Flachland.“ Gut fürs Training sei auch ein Ausflug ins Hamburger Treppenviertel. Außerdem ist die Scheeßelerin drei Tage vor dem Start der Alpenüberquerung in den Bergen angekommen. „Zeit, sich zu akklimatisieren, ist wichtig.“ Wenn die Tour auf über 3 000 Meter gehe, dann mache sich das schon bemerkbar. Neben Fitness sollten potenzielle Alpenüberquerer Trittsicherheit und Schwindelfreiheit mitbringen. An einigen Stellen der Tour ging es steil an einem Seil festhaltend bergauf. Außerdem mussten viele Schneefelder durchquert werden. Auch wenn im Tal die Sonne brennt, auf den Gipfeln liegt vielerorts noch Schnee. „Zum sicheren Passieren haben wir Spikes untergeschnallt.“ Neben einem orts- und sachkundigen Bergführer sei die richtige Ausrüstung extrem wichtig, so Stein. „Eine warme Fleecejacke gehört genauso in den Rucksack wie Handschuhe und eine Mütze.“ Dass die richtige Kleidung auch im Flachland bei einer Tour wichtig ist, erklärt sie auf ihren geführten Wanderungen immer wieder. Wenn es plötzlich regne oder kalt werde, dann mache die schönste Nordpfad-Tour frierend oder durchnässt keinen Spaß mehr. Es war ihre zweite Tour über Alpenpässe und es wird nicht die letzte sein, die Ines Stein unternommen hat. Fürs kommende Jahr kann sie sich eine Tour durch die Dolomiten vorstellen. „Das wäre noch eine Spur anspruchsvoller“, sagt die Wanderin aus Leidenschaft. Und im Kleinen und noch keineswegs konkret, formt sich still und leise der Wunsch, vielleicht mal eine längere Tour in den Alpen zu unternehmen. Ans Meer, das ist für Ines Stein zurzeit gesetzt, zieht es sie nicht. Für alle hiesigen Wanderfans, die nicht gleich die Alpen überqueren wollen, hat Ines Stein für eine schöne Wanderung hier in der Region noch einen Tipp parat: Der Nordpfad Federlohmühlen, der in Riekenbostel startet und endet. „Der Weg oft an Bächen und Mühlenteichen entlang. Genau richtig für eine schöne Tour im Hochsommer.“