Scheeßel. Abschied war kürzlich für die Schüler und Lehrer der Eichenschule in Scheeßel angesagt. Sie lassen nicht nur das Schuljahr mit dem Beginn der Sommerferien hinter sich, sondern schicken Neelan Verma, Manja Gröschel, Joachim Baudisch, Werner Cords und Siegfried Flaspöhler in eine Zukunft ohne das Gymnasium in privater Trägerschaft. Mit den drei Männern verabschiedet das Kollegium „drei Urgesteine der Eichenschule“ in den Ruhestand, wie Schulleiter Christian Birnbaum formulierte.
Schüler fanden sich wegen der angebrochenen Ferien nicht ein, deshalb war es am Lehrerkollegium, auf kreative Weise und vielleicht etwas offener als bei einer Vollversammlung an das Sein und Wirken der fünf in den Hallen der Eichenschule zu erinnern. Eine Laudatio folgte auf die nächste.
Einen festen Platz im kollektiven Pädagogen-Gedächtnis erhält Flaspöhler für seine ruhige Art zu sprechen, für seine weitläufig als „Schreiten“ bezeichnete Gangart und sein „Schweben in den Untericht“. Doch auch klare Worte seien dem Deutsch-, Geschichts- und Politiklehrer nicht fremd gewesen, so Birnbaum. Gerade während der Lehrerkonferenzen habe er dort, wo es notwendig war, den Finger in die Wunde gelegt. Dass leise zu sein der Unterrichtsdisziplin nicht abträglich sei, habe Flaspöhler auch im Umgang mit „den schlimmsten Jungbullen, die vor Kraft nicht mehr laufen können, immer wieder bewiesen“, befand der Schulleiter: „Ich erinnere mich noch gut daran, wie du sie beauftragt hast, Balladen für den Deutschunterricht auswendig zu lernen – was für ein Anachronismus“, so Birnbaum lachend. Ein vielsagendes Zitat wird dem „Hipster of all seasons“, der nach 35 Jahren Dienstzeit die Eichenschule verlässt, ebenfalls zugerechnet: „Arbeiten Sie bitte still, ich möchte in Ruhe Löcher in die Luft bohren. Ich find‘s klasse, dafür bezahlt zu werden.“ Weniger Hipster, sondern mehr Brummbär mit „klarer Kante“, ist Joachim Baudisch in den Augen seiner Kollegen. Auch wenn diese versuchten, beim Erzählen der Anekdoten aus 34 Jahren Eichenschule nicht sentimental zu werden – der Geschichts-, Deutsch- und Politiklehrer mag das überhaupt nicht – konnten sie nicht jede Träne einfach weg drücken. „Mit dir kann man gut lachen, essen, trinken und lästern“, stellte Birnbaum fest, der sich auch laut daran erinnerte, wie Baudisch ihn zu seiner Anfangszeit am Gymnasium „unter die Fittiche nahm“. Stephan Anders, Geschäftsführer der Eichenschule, weiß, dass Baudisch gern „die rhethorische Peitsche knallen ließ“ und dass die Schüler es oft auch darauf anlegten, diese zu hören. Frei nach Margo Eskens stimmte die Lehrerschaft schließlich zum Klang der Gitarre an: „Der Mann, den wir geliebt, lässt uns allein...“. So sentimental wie mathematisch wurde es beim Rückblick für Informatik- und Mathelehrer Werner Cords. Birnbaum erklärte ausgeprägte Freundlichkeit und ausgleichende Persönlichkeit zu den Wesenszügen des Paukers, der satte 37 Jahre an der Eichenschule unterrichtete. „Wir verlieren einen wichtigen Anker für die Lehrerschaft. Mach‘s gut, altes Haus“, sprach der Schulleiter. Mathelehrer Karsten Frick stellte mit viel Witz sein Bild von Cords dar. Mit Blick auf den Unterricht des baldigen Ruheständler sagte Frick: „Ihm geht es um die Schönheit der Mathematik.“ Cords wiederum versicherte, er werde dieser Leidenschaft treu bleiben und die gewonnene Zeit des Ruhestands mit seiner Frau „für Abenteuer, also gepflegten Unsinn, verwenden“. Mit Manja Gröschel und Neelan Verma verlassen ebenfalls zwei Lehrerinnen das Kollegium, die „das Leben der Schule bereichert haben“, so Birnbaum. Verma bleibt ihren Kollegen als „Blume in unserem Eichenschulgarten“ in Erinnerung, während sich Gröschel vor allem mit ihrem Entdeckerdrang einen Platz im Gedächtnis der anderen Lehrer sicherte. Denn die Erdkundelehrerin zieht es nach Bekunden Thomas Stermanns nicht nur wegen ihres Berufs nach Berlin, sondern auch, weil die Stadt die weltweit größte Dichte an Geocaches hat. Lang anhaltender Applaus für die scheidenden Pädagogen, einige Tränen und viel Gelächter begleiteten den restlichen Verlauf der Feier. Der Großteil der fünf Verabschiedeten wird sich nicht wieder in die Eichenschule verirren, einzig für Baudisch ist es ein Abschied mit Wiederkehr: er bleibt dem Förderverein des Gymnasiums erhalten.