Reformationsaktionstag an der Eichenschule - Von Ann-Christin Beims

Ablassbriefe für Sünder

John Köhler alias Tetzel nutzt den Schulhof als mittelalterlichen Dorfplatz und schwingt eine Rede. Fotos: Ann-Christin Beims
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Scheeßel. „Seht zu, dass ihr zu Ablassbriefen kommt!“, knurrt Tetzel mit tiefer Stimme, während er in seinem langen schwarzen Mantel durch die Flure schreitet und den grinsenden Schülern düstere Blicke zuwirft. Später wird er auf dem Schulhof noch eine flammende Rede halten, um die „reuigen Sünder“ mit Ablassbriefen zu versorgen – der Reformationsaktionstag an der Eichenschule ist in vollem Gang.

Anlässlich des Reformationsjubiläums gibt es dieser Tage in Deutschland viele Aktionen rund um Martin Luther und sein Wirken. Auch die Fachschaften der Eichenschule haben sich gemeinsam mit den Schülern ein Projekt quer durch alle Bereiche einfallen lassen. „Luther hat die deutsche Sprache mitgeformt und die Kunst, daher ist es schön, dass sich auch andere Fachschaften beteiligt haben“, erzählt Anke Janßen, Fach-obfrau Religion.

Zunächst gibt es in der Pausenhalle einen kleinen Snack. Auf die Hungrigen wartet dort die Aktion „Futtern wie bei Luther“. Dazu haben sich die Schüler möglichst originalgetreue Rezepte besorgt. Neben Brötchen, Kuchen in Form einer Lutherrose und Co. lassen einige ihre Kreativität walten und malen ihren eigenen Luther.

Auf einem Erkundungsgang lässt sich noch weit mehr entdecken. Ein Zwölfer-Kurs hat eine Ausstellung über Luthers Leben gemacht und in einem Raum läuft in Dauerschleife der Film mit Joseph Fiennes. Es gibt auch eine Ecke über die Entwicklung der Sprache. Dabei kommen kritische Anmerkungen nicht zu kurz. „Die Schüler haben sich damit auseinandergesetzt, ob man das so feiern darf, denn es gibt viele judenfeindliche Aussagen Luthers“, so Janßen. Auf weiteren Plakaten finden sich Aussagen über Gnade und Vergebung und wer mag, kann an einem Zeitreise-Quiz teilnehmen. „Die Schüler haben sich auf ganz unterschiedliche Weise dem Thema genähert“, erklärt Janßen.

Musikalisch wird es in der Pause: Der Chor, in dem Schulleiter Christian Birnbaum mitsingt, präsentiert einen gregorianischen Choral. „Wir singen das Lied ,Verleih uns Frieden‘, das Luther auf Deutsch übersetzt hat“, sagt Chorleiter Martin Crome. Erst im Original auf Latein, anschließend auf Deutsch in der berühmten Vertonung von Mendelsohn Bartholdy. Die Idee kommt an: „Nicht schlecht“, kommentiert eine Schülerin im Anschluss beeindruckt.

Kreativ ausgetobt haben sich die Schüler auch im Vorfeld beim Gestalten einer Lutherrose aus Ton. Während des Aktionstages hatten sie zudem die Möglichkeit, den Buchdruck kennenzulernen und selber auszuprobieren – eine Erfindung, die bei der Reformation eine wichtige Rolle spielte. Durch sie konnte Luther seine Schriften weit verbreiten.

Für viel Vergnügen sorgte John Köhler, der eine überzeugende Darstellung des berüchtigten Ablasspredigers Johann Tetzel lieferte und während des Vormittags in der Schule unterwegs war. Während einige dem Lutherchoral lauschten, hatte Köhler auf dem Schulhof seinen großen Auftritt. „Ich habe schon einmal den Tetzel gegeben, aber diesmal habe ich noch intensiver recherchiert“, erzählt Köhler im Anschluss. Tetzel habe eine bedrohliche Komponente gehabt, aber auch etwas Positives, da er den Leuten Erlösung versprach – natürlich gegen Bares. Diese Mischung habe Köhler vermitteln wollen.

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