TOM KREIB

„Du wirst noch gebraucht“

Generationswechsel vollzogen (v.l.): Hans-Jürgen Conrad hat die Geschäftsführung an seine Tochter Simone Peschke und Tobias Ehlen übergeben.
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Geglückter Generationswechsel bei Conrad Heizung und Sanitär

Wohlsdorf – „Eigentlich bin ich schon in Rente“, sagt Hans-Jürgen Conrad. Was so nicht stimmt, denn das Know-how des Gründers des Wohlsdorfer Fachbetriebs für Heizung und Sanitär ist weiterhin gefragt. Conrad, seine Tochter Simone Peschke und Tobias Ehlen, seit 1997 im Betrieb und seit 2007 Meister, haben hinbekommen, was in anderen Betrieben schwierig ist, mitunter auch scheitert: den Generationswechsel. Peschke und Ehlen sind die neuen Geschäftsführer. „Das mit der Rente ist der zweite Schritt und kommt noch“, sagt Conrad. „Du wirst noch gebraucht“, ergänzt seine Tochter.

Das neue Führungsduo leitet ein Team von 25 Mitarbeitern. „So groß war eigentlich nicht mein Ziel“, blickt Conrad zurück. Gegründet hat er seine Firma 1989 in der Garage. „Jetzt, mit 67, ist es in Ordnung, wenn Jüngere die Verantwortung übernehmen“, ist die Überzeugung von Hans-Jürgen Conrad. Seine Tochter, gelernte Groß- und Einzelhandelskauffrau, war gefühlt „irgendwie schon immer dabei“, sagt sie. Wenn das Team gemeinsam gegessen habe, habe sie als sechsjährige Schülerin mit am Tisch gesessen. Die neue Geschäftsführerin betont zudem: „Es gab nie Druck, dass ich diesen Posten übernehmen soll.“ Dass ihr Vater sich über den geglückten Generationswechsel freut, ist keine Überraschung: „Das ist wie ein Sechser im Lotto.“

Mit Tobias Ehlen ist ein Mitarbeiter an die Unternehmensspitze gerückt, der dem Betrieb seit der Lehre 1997 treu geblieben ist. „Ich hatte Lust auf mehr Verantwortung und bin da langsam reingewachsen“, sagt er über seinen Weg auf die Geschäftsführerposition. Peschke wie Ehlen betonen: „Wir haben ein tolles Team.“ Das neue Führungsduo, auch das sei ein Vorteil, könne sich hervorragend ergänzen. Technisches Wissen auf der einen Seite und Erfahrungen in Sachen in Steuern und Buchhaltung – „das läuft bei uns geschmeidig“, sagt Simone Peschke. Wenn es Probleme gebe, dann kommen die auf den Tisch und werden besprochen, sei ein gemeinsamer Grundsatz.

„Wir sind gut aufgestellt“, resümiert Hans-Jürgen Conrad, wenn er in die Zukunft blickt. Gemeinsam identifizieren sie den Fachkräftemangel, vor allem bei den Auszubildenden, als eine zentrale Herausforderung. Das Berufsbild habe sich grundlegend gewandelt, so Conrad. Die Energiewende führe dazu, dass der Beratungsbedarf – etwa bei Wärmepumpen – stark zugenommen habe. Es sei also ein anspruchsvoller Job, den Schulabgänger in dieser Branche übernehmen. Und wem das noch nicht reicht: „Unsere Philosophie ist es, dass jeder Mitarbeiter gut gelaunt kommt und gut gelaunt in den Feierabend geht“, so Conrad.

Was das Trio ebenfalls als Problem identifiziert: die Bürokratie. „Vieles ist so megakompliziert geworden“, meint Simone Peschke. Immer mehr und immer neue Vorschriften seien eine „Belastung für den Betrieb“, ergänzt ihr Vater. So sei zum Beispiel die vorgeschriebene Zeiterfassung „den Betrieben übergestülpt und nicht zu Ende gedacht worden“, lautet sein Kritikpunkt.

Mehr Zeit werde er künftig wohl haben, überlegt Hans-Jürgen Conrad – auch wenn er weiterhin Teil des Teams im Unternehmen ist. So wie er aber jetzt ein Stück seines Berufslebens losgelassen hat und damit neue Freiheit gewinnt, so wird es weitergehen. Auch in der Politik wird er sein Mandat in der CDU-Fraktion zur nächsten Kommunalwahl in zwei Jahren zur Verfügung stellen. Seit 25 Jahren ist der Wohlsdorfer in der Scheeßeler Politik aktiv und sagt: „Dann ist es auch dort Zeit, dass Jüngere übernehmen.“ Weil ehrenamtliches Engagement seit Jahrzehnten zu Conrads Selbstverständnis gehört, wird er auch nach dem Rücktritt von der Geschäftsführung und dem Ausscheiden aus dem Rat aktiv bleiben. „Da werde ich noch etwas machen“, kündigt er an. Und für Simone Peschke und Tobias Ehlen gilt als neues Führungsduo der Grundsatz: „Man wächst immer an seinen Aufgaben.“

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