Sittensen. „Wat för´n Theoter“ feierte bei der Niederdeutschen Bühne Sittensen am vergangenen Wochenende Premiere. Erstmalig bekam das Publikum diese unterhaltsame Kriminalkomödie mit gleich zwei Theaterstücken in einem präsentiert. Ganz so, als könnten die Zuschauer den Proben der plattdeutschen Schauspieltruppe beiwohnen, platzte der erste Akt sozusagen direkt in die Hauptprobe mit dem leicht cholerischen Regisseur Falk Wagner (Jürgen Meyer).
Der Theatermacher ist vom Pech verfolgt: Nachdem einer der wichtigsten Schauspieler sich das Bein gebrochen hat, hängt der gerade engagierte Schauspielstar aus Oldenburg eben dort fest, weil sein Zug ausfiel. „Der spielte die Rolle schon 300 Mal, dat geid ok so“, sagte Wagner zuversichtlich und nahm die Rolle des Stephen Smith ein.
Schon bei der Probe zeigten die Plattschnackers viele lustige Szenen, da der Regisseur natürlich längst nicht mit der schauspielerischen Leistung zufrieden war. „Ich fühle den Inspektor einfach nicht“, rief der verzweifelte Julius C. Brenner, dessen Doppelrolle von Carsten Köhn gespielt wurde. Ganz wie in einem englischen Kriminalstück á la Miss Marple musste auch ein Inspektor von Scotland Yard mit den stilechten Knickerbocker-Hosen auf der Bühne das Verbrechen jagen. Selbstverständlich war da der echte Lord mit seiner Lady Thitherthorough nicht weit. Diese Lady von Welt spielte Anja Oppermann in der Doppelrolle der Schauspielerin Karin von Alster, die anscheinend nur die Affäre mit Reggiseur Wagner vertiefen möchte. Dieser hat aber andere Pläne und natürlich große Sorgen, wenn er an die Premiere denkt. Zudem er ständig bei den Proben selbst die kleinsten Regieanweisungen den Schauspielkollegen einbläuen muss. Dies gelingt den Protagonisten sehr gut zu verkörpern, sodass sie jeden Lacher des Publikums sicher auf der Habenseite verbuchen konnten. „De Pip speelt eene zentrole Roll und dat is gonz un gor nich peep egol“, fauchte Wagner das ewige Schauspieltalent Julius an. Statt einen drögen Inspektor zu mimen, träumt Julius nämlich davon, einmal die Rolle des Imperators Julius Gaius Caesar auf der Bühne zu verinnerlichen. Köhn als Laienschaupieler hat diese Lorbeeren aber gar nicht nötig, da er sehr textsicher fantastisch in der Doppelrolle den gescheiterten Schauspieler der Provinzbühnen und gleichzeitig den vermeintlich gerissenen, aber dennoch falschen Inspector Carter, rüber-bringt. Oppermann glänzt besonders in der Rolle der Karin, die dem Regisseur ganz und gar ergeben ist, obgleich diese Hingabe schön als einseitige Angelegenheit gespielt wird. Als Regisseur macht Meyer eine gute Figur, weil er die Wutausbrüche eines Bühnenchefs sehr real spielt und die Schauspieler fast wie die Legende Klaus Kinski zur Schnecke macht. Am Tag der Premiere lässt sich der gebuchte Schauspielstar Stefan Schmidt (Werner Detjen) auch endlich mal auf der niederdeutschen Bühne blicken. Wie sollte es anders sein, ist der Star natürlich ein kompletter Totalausfall, der das Stück überhaupt nicht kennt. Statt dem fünf-Uhr-Tee sollte er den Whiskey verlangen und auch die vergifteten Kekse ablehnen. Schon passt die ganze Handlung nicht mehr zusammen und der Regisseur muss eine technische Panne vortäuschen, um den großen Flop des Abends hinter die Bühne zu verfrachten. „Wegen eenes Krislöptosammenbruch kann user geschätzer Kollege leeder nich mehr ufftreten“, kündigte der Regisseur an. Als Detjen dann als schick ausstaffierte Bedienstete wiederum die Bühne in seiner dritten Rolle betritt, nimmt das Unheil seinen Lauf. Schließlich ist mittlerweile der bestellte Cognac eingetroffen und der übermäßige Alkoholgenuss führt zu etlichen Verwicklungen. Gefangen in der doppelten Handlung fehlt dem Stück etwas an Dynamik, weil sich einige Szenen wiederholen. Die schöne Situationskomik der Krimikomödie garantiert dennoch einen sehr unterhaltsamen Abend und gutes Training für die Lachmuskeln. • Zu weiteren Vorstellungen lädt der Speelbaas Gerhard Brunckhorst mit seinem Team am heutigen Mittwoch, 22. August, sowie am 24., 25. und am 26. August um 19.30 Uhr ein.