VON HEIDRUN MEYER

Personeller und finanzieller Engpass

Freibadleiterin Maren Will und Samtgemeindebürgermeister Jörn Keller freuen sich über einen guten der Saisonverlauf, sorgen sich aber auch über den Personalengpass und die finanzielle Lage im Hinblick auf eine dringend erforderliche Badsanierung.
 ©Meyer

 Freibad: Positive Saison – Verwaltung schlägt abschnittsweise Sanierung vor

Fachkräftemangel, marode Becken, personelle Engpässe: Die Herausforderungen rund um den Betrieb des Sittenser Freibades sind groß. Ungeachtet dessen ziehen Leiterin Maren Will und Samtgemeindebürgermeister Jörn Keller in der Nachbetrachtung dieser Saison eine durchaus zufriedenstellende Bilanz.

„Entgegen aller Unwägbarkeiten zeigen die Besucherzahlen, dass unser Freibad nach wie vor ein sehr attraktiver Anziehungspunkt für die gesamte Region ist“, freuen sich beide. 2023 lag die Zahl der Badegäste in der Saison von Anfang Mai bis zum 20. September bei rund 50 000, in diesem Jahr trotz reduzierter Öffnungszeiten und späterem Saisonbeginn wegen eines erhöhten Grundwasserspiegels, der das Ablassen des Wassers aus dem Becken verzögert hat, in der Zeit vom 1. Juni bis zum 10. September bei knapp 37 000.

Aber: Der Sanierungsbedarf des 1952 erbauten Freibades lässt Sorgenfalten auf die Stirn treiben. Ein Gutachten aus dem letzten Jahr hat ein Gesamtsanierungsvolumen von rund acht Millionen Euro ermittelt. Die Samtgemeinde Sittensen als Betreiberin der Einrichtung kann die Kosten definitiv allein nicht stemmen. Eine Aufnahme in das Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“, aus dem unter anderem Schwimmbäder gefördert werden können, ist nicht gelungen. Zudem wurde das Volumen für die Förderperiode 2023/2024 erheblich gekürzt. Ob das Programm 2025 fortgeführt wird, ist ungewiss. „Es ist kein substanzielles Förderprogramm in Sicht. Und ohne eine 50-Prozent-Förderung ist eine Umsetzung des Sanierungsplanes nicht leistbar“, bedauert Keller.

Sein Vorschlag: eine Sanierung in einzelnen Schritten. Die Verwaltung hat seinen Worten zufolge im ersten Schritt einen Entwurf zur Sanierung der Technik erarbeitet, den er im Rahmen der kommenden Haushaltsberatungen vorstellen wird. Die Kostenschätzung beläuft sich auf bis zu 3,5 Millionen Euro. Dass die technischen Anlagen veraltet sind und nicht mehr in den beengten Kellerräumen untergebracht sein können, weiß auch Maren Will. „Die Technik auf den neuesten Stand zu bringen, ist das drängendste Problem“, bedeutet sie.

Die politischen Gremien werden sich mit der Thematik beschäftigen müssen. „Wir haben ein fertiges Gutachten in der Schublade. Was gemacht werden muss, ist unstrittig. Das gesamte Becken bedarf ebenso einer Sanierung. „Seit Jahren haben wir mehr oder weniger Flickschusterei betrieben, wobei aber stets Fachpersonal die Arbeiten durchgeführt hat“, gibt Keller zu verstehen.

Knackpunkt ist wie immer die Finanzierung. Die Haushaltsberatungen werden zeigen, was sich umsetzen lässt. Auch das Einwerben von Spenden ist zur Sprache gekommen. An den Samtgemeindebürgermeister sind bereits Zuwendungsinteressierte herangetreten. „Wir als Kommune dürfen aber keine Spendenbescheinigungen ausstellen“, erklärt er. Das wiederum könnte der Förderverein Waldbad Sittensen. Gut wäre demzufolge ein Gesamtkonstrukt aus Unterstützenden, die das Bestreben eint, sich gemeinsam für die Zukunft des Sittenser Freibades einzusetzen.

Die Personalsituation ist ein weiteres Problem. Eine Mitarbeiterin in Vollzeitbeschäftigung hat in diesem Jahr gekündigt, ein Ersatz konnte bis heute nicht gefunden werden. Stellenanzeigen auf unterschiedlichen Kanälen sind erfolglos geblieben. Und: Auch Maren Will hat sich für eine neue berufliche Herausforderung entschieden. Bis zum 31. Dezember läuft noch ihr Vertrag. „23 Jahre habe ich hier gearbeitet, auch meine Ausbildung hier absolviert. Jetzt möchte ich ein neues Kapitel aufschlagen und mich weiterentwickeln“, verrät die 40-Jährige.

Gleichwohl macht der Abschied ihr aufgrund der ungewissen Zukunft des Bades zu schaffen: „Das Freibad wird mir immer am Herzen liegen, ich bin hier quasi groß geworden.“ Ihr Chef signalisiert Verständnis für die Entscheidung seiner Badleiterin, wenngleich ihn diese aus Arbeitgebersicht in eine schwierige Lage bringt. Das verhehlt er nicht: „Es ist völlig legitim, sich beruflich verändern zu wollen, allerdings macht es der Fachkräftemangel fast unmöglich, kurzfristig neue Mitarbeitende zu bekommen.“ Er schickt ein ausdrückliches Lob hinterher: „Maren Will hat sich mit viel Herzblut und großem Idealismus eingebracht und dem Bad ihre persönliche Note gegeben. Es wird schwer, sie zu ersetzen“, räumt Keller unumwunden ein.

„Wer unser Team verstärken möchte, darf sich gerne bewerben.“ Bis dahin kann Unterstützung durch das Personaldienstleistungsunternehmen „Bädercoach GmbH“ generiert werden. Der Kontakt ist bereits hergestellt. „Auch wenn diese Möglichkeit teurer wird als eine Festanstellung. Für mich hat das Freibad ebenso eine emotionale Bedeutung, denn ich gehe seit 45 Jahren jedes Jahr hier schwimmen. Es ist unser Herzensanliegen, dass wir auch in der neuen Saison zumindest die reduzierten Öffnungszeiten dieses Jahres sicherstellen können,“ bekräftigt Keller und merkt noch an, dass der Neubau eines Freibades finanziell nicht zu wuppen sei.

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