Hassendorf (r/as). Der SPD-Bundestagsabgeordnete Lars Klingbeil war im Rahmen seiner „Tour der Ideen“ in Hassendorf, um sich vor Ort mit Vertretern der Bürgerinitiative „Hassendorf unter Strom“, Bürgermeister Klaus Dreyer (SPD) und Vertretern des Gemeinderates über die verschiedenen Standpunkte zur Stromtrasse Stade-Landesbergen auszutauschen und das weitere Vorgehen zu vereinbaren.
Bei der Stromtrasse von Stade bis Landesbergen, die auch durch die Samtgemeinde Sottrum führen soll, ist eine oberirdische Umsetzung geplant. Dagegen regt sich Protest bei der Bürgerinitiative (BI), die sich für eine Erdverkabelung einsetzt. „Mir ist wichtig, dass bei der Umsetzung des Projekts die Belange von vor Ort berücksichtigt werden“, unterstrich Klingbeil. Dies mache der 42-Jährige auch immer wieder gegenüber dem Netzbetreiber Tennet deutlich. Der SPD-Politiker wollte sich daher in Hassendorf über die Situation vor Ort informieren.
Hans-Uwe Franke und seine Mitstreiter von der BI setzen sich dafür ein, dass vom Umspannwerk in Sottrum bis zur Wümme ein Erdkabel statt einer Freileitung mit mehr als 100 Meter hohen Strommasten gebaut wird. Generell sei der Status als Gesundregion nicht mit dem Bau und Betrieb von Freileitungen zu vereinbaren, so die Bürgerinitiative. Ihren Angaben zufolge hätten sich bereits rund 70 Prozent der Bürger gegen den Bau der Freileitungen ausgesprochen. Während einer Begehung verdeutlichten die Vertreter der BI dem Bundestagsabgeordneten und den kommunalpolitischen Vertretern an mehreren Stationen ihre Argumentation. So seien gleich mehrere gefährdete Vogelarten durch das Errichten der Freileitungen bedroht, erläuterte Roland Meyer vom Naturschutzbund Nabu Rotenburg, der auf das Bundesnaturschutzgesetz verwies. Zudem könne man mögliche Strahlenschäden für Menschen nicht ausschließen. Dies gelte im Besonderen für Kindergartenkinder sowie Kinder und Jugendliche des TV Hassendorf, die regelmäßig in der dem Sportplatz angeschlossenen Turnhalle Sport treiben. Die Betreiber des Campingplatzes in Hassendorf wiesen darüber hinaus auf eine mögliche Existenzgefährdung hin. Sollte es zu einer laut Netzentwicklungsplan notwendigen zweiten Freileitung kommen, würde laut Bürgerinitiative in absehbarer Zeit eine rund 150 Meter breite Schneise durch das Naherholungsgebiet Wümmewald geschlagen werden. Mit einem Trassenband und mit Hilfe einer Drohne demonstrierte die BI die Dimension der Schneisen und die damit verbundenen Auswirkungen auf Natur und Landschaft. Der Vorschlag der Bürgerinitiative ist es, die alternative Erdleitung vom Umspannwerk in Sottrum bis zur Wümme beim Bau mit Leerrohren für die zweite Leitung auszustatten. Der Bundestagsabgeordnete bat seine Gesprächspartner um eine detaillierte Auflistung ihrer Argumente, mit denen er auf den Netzbetreiber Tennet zugehen könne. Der SPD-Politiker will sich gegenüber dem Netzbetreiber auch weiterhin für die Berücksichtigung der Anliegen von vor Ort stark machen. Dies sei entscheidend für die Zustimmung zum Projekt. „Ohne die Akzeptanz vor Ort können wir solch große Infrastrukturprojekte nicht umsetzen“, hob Klingbeil hervor. Der 42-Jährige will sich weiter für Transparenz im Verfahren einsetzen und sich mit der Bürgerinitiative und den Hassendorfern eng auszutauschen.