Bürger stellen mit einer Arbeitsgemeinschaft Dorfprojekt auf die Beine

Ein Laden für Bötersen

Abstimmungen erfolgten überwiegend einstimmig. ©

Bötersen (kr). Der Berg kreißte, aber er gebar nicht die vielbelächelte Maus, sondern eher ein Pferd – eines, das der Gemeinde Bötersen gute Dienste leisten wird, wenn es denn gut behandelt wird. Am vergangenen Dienstag war es endlich soweit: Nach umfangreichen Vorbereitungen traf sich die Arbeitsgemeinschaft „Dorfladen“ in der Hoopschen Scheune in Bötersen mit zahlreichen Einwohnern der Drei-Dörfer-Gemeinde Bötersen-Jeerhof-Höperhöfen. Auf der Agenda stand die Gründung einer Genossenschaft, die plant, in Bötersen einen Dorfladen zu betreiben.

Die Scheune war voll, die Besucher interessiert. Sie alle verfolgen das Ziel der Initiative „Unser Dorf hat Zukunft“, in der sich aktive Bürger für lebendige Dörfer engagieren. Cord Trefke, Arne Brunkhorst und Maxi Letzel vom Organisationsteam der mehr als 30 Personen starken AG freuten sich über die große Resonanz zum Projekt Dorfladen. Ihr Ziel ist es, alle Bürger für das Projekt zu interessieren, sie mitzunehmen und möglichst als Gesellschafter zu gewinnen.

Das Orga-Team hatte den Unternehmensberater Wolfgang Gröll mit ins Boot geholt. Er erläuterte dem Publikum nicht nur die Notwendigkeiten einer Genossenschaftsgründung in allen Einzelheiten, sondern klärte auch über alle Begleitumstände auf.

Zuvor jedoch hatte noch einmal Trefke das Wort, der ausführlich auf die Beweggründe zur Einrichtung eines Dorfladens als sozialen Mittelpunkt einging: Einkaufen, ohne wegfahren zu müssen, vor Ort eine Grundversorgung zu finden – nicht nur für alte, weniger mobile Menschen, sondern für alle sei das wichtig.

Er dankte an dieser Stelle Cordula Bienzle für die jahrelangen Bemühungen um die Versorgung der Ortschaften. Letztlich sei es jedoch eine Existenzfrage gewesen, den Laden aufzugeben. Nun gelte es, diese Lücke zu füllen.

Trefke berichtete von einem Besuch der AG in Otersen, wo der Dorfladen das örtliche Geschehen sehr belebt hätte. Solche Läden seien kleine Vollsortimenter, die alles bieten würden, von Nähnadeln über Backwaren, Wurst und Käse. Auch die Volksbank habe signalisiert, die Bargeldauszahlung während der Ladenöffnungszeiten wiederbeleben wollen. Eine mögliche Lokalität sei mit dem alten Einkaufsladen bereits ausgeguckt und auch in der Personalfrage wurde angedacht, dass die Mitarbeiter keineswegs für lau arbeiten sollten, sondern gut bezahlt werden müssten, um auch Spaß an der Arbeit zu haben. „Mit Ehrenamtlichkeit ist das nicht zu machen“, so Trefke.

Das Konzept müsse auf die Säule von Eigenkapital gestellt werden. Eine Wirtschaftsanalyse habe ergeben, dass pro Jahr ein Umsatz von etwa 430.000 Euro erwirtschaftet werden müsse, um zu funktionieren. Anlaufverluste seien einkalkuliert und ein Antrag beim Land Niedersachsen, der allerdings quasi im Laufschritt bis zum 15. September gestellt werden müsse, könnte eine Förderung von 45 Prozent bringen. Der Zeitplan sei eng gesteckt, aber machbar, erläuterte Trefke.

Gröll, der seit 20 Jahren Gründungen von Bürgergesellschaften begleitet, berichtete von dem Erfolgsmodell aus Bayern, dass zwischen zwölf und 15 Neugründungen solcher Genossenschaften zu verzeichnen seien und den ländlichen Raum wieder sehr beleben würden. Er empfahl den Anwesenden, einem genossenschaftlichen Netzwerk beizutreten, das viele Vorteile bieten würde. Mit Blick auf die Vorteile für die Bürger sei nicht die Gewinnmaximierung das Ziel, sondern die nachhaltige Bewirtschaftung, der soziale Vorteil für die Dörfler und die Möglichkeit, sich persönlich einzubringen.

Danach wurde die Benennung des Ladens diskutiert. Für die Abkürzung der drei Dorfnamen „HöJeBö“ konnte die Versammlung sich jedoch nicht entschließen. Es blieb nach mehrheitlicher Abstimmung bei der Bezeichnung „Dorfladen Bötersen“. Schließlich zeichneten 104 neue Gesellschafter ihre Anteile mit einer Gesamtsumme von 32.800 Euro. Ein beeindruckender Erfolg, wie Trefke freudig vermerkte. Ein Polster, mit dem der Dorfladen bequem starten kann, wenn das Land seinen Anteil beisteuert. In den Vorstand wurden Trefke, Maxi Letzel, Jörg Müller, Stephanie Schramm, Arne Brunkhorst und Matthias Grüning berufen. Da die Gemeinde das Projekt mitträgt, wurden ihr zwei Sitze zugestanden, über die in der nächsten Gemeinderatssitzung noch befunden werden soll.