Jäger berichten von mehreren Sichtungen nahe dem Sottrumer Gymnasium - VON NINA BAUCKE

Der Wolf im Visier

Jutta Rechten und Daniel Tramm nahe des Teiches in Sottrum, in dessen Nähe die Augenzeugen die Wölfe gesehen hatten. Die beiden Jäger appellieren, Sichtungen dem Wolfsmonitoring zu melden. ©Baucke

Sottrum – Der Teich hinter dem Gelände des Sottrumer Gymnasiums ist Ziel von Spaziergängern und Gassigehern. Zuletzt allerdings nicht nur von denen, sondern auch von einer Gruppe von drei Wölfen. Mehrmals hatten Augenzeugen unabhängig voneinander das Trio gesichtet und gemeldet. „Das Problem ist: Wir kennen diese Wölfe hier noch nicht“, sagt Daniel Tramm vom Hegering Sottrum. „Ist es ein Paar mit einem Jungtier? Drei Jungtiere? Vagabundierende Tiere? Oder sind sie hier bereits ansässig?“ Um dem auf den Grund zu gehen, soll das Wolfsmonitoring helfen, das das Land Niedersachsen seit gut 20 Jahren betreibt. Online können Zeugen dort Sichtungen melden. „Wir haben so die Möglichkeit, Wolfsterritorien zu identifizieren“, erklärt Tramm.

Sottrum zählte bislang noch nicht so dazu: „Bisher hatten wir hier nur einzelne Wölfe“, sagt Jutta Rechten, ebenfalls als Jägerin im Hegering aktiv. „Erstmals ist hier eine Gruppe von Tieren von Passanten gesehen worden.“ Woher sie kommen, ist unklar, „aber wir wissen, dass sich die Wölfe, die in einem Rudel auf Rotenburger Gebiet leben, reproduzieren und entsprechend Tiere vom Rudel abwandern.“

Die Sichtung am Teich in Sottrum zeigt aus Tramms Sicht ein Problem: „Es war tagsüber – und sehr dicht am Wohngebiet. Das zeigt, dass die Wölfe keine Scheu vor menschlichen Behausungen hatten.“ Weitere Beobachtungen würden seine Vermutung stützen: „Wir haben von Landwirten gehört, dass wenn sie mit Erntemaschinen auf den Äckern unterwegs sind, auch mal Wölfe vor ihnen spielen.“

Dass die Tiere wenig Scheu zeigen, liege darin, dass sie auch keinen Grund dazu hätten: „Der Wolf wird ja nicht bejagt.“

Dennoch sieht Tramm bislang das Konfliktpotenzial noch als überschaubar an, „aber es werden schon immer wieder mal Nutztiere gerissen – und fragt man Weidetierhalter, dann wird man hören, dass jeder Wolf einer zu viel ist“. Die Forderung nach mehr Tierwohl führe zu mehr Weidehaltung, ergo seien auch mehr Schutzmaßnahmen erforderlich. „Und die sind oft nicht umsetzbar“, erklärt Rechten. Aus Kostengründen, aber auch angesichts des Arbeitsaufwandes. So müssten die Drähte immer wieder freigeschnitten werden, damit der Strom fließen könne. „Auch Wolfszäune bringen insofern nichts, dass der Wolf hochspringen und gut klettern kann. Ein Zaun wird keinen hungrigen Wolf abhalten“, glaubt Tramm. „Und selbst wenn das Material subventioniert wird: Das Einzäunen von Flächen bedeutet zugleich, dass diese auch für alle anderen Wildtiere wie Hasen und Rehe abgeriegelt sind.“

Er sieht eine Lösung darin, dem Wolf die menschliche Nähe unangenehm zu machen. „Natürlich gibt es die Möglichkeit, ihn durch Herdenschutzhunde zu vergrämen, aber das ist nur ein kurzzeitiger Effekt“, weiß Tramm. „Zumal diese Hunde dann alle als Feinde ansehen, die sich der Weide nähern, selbst, wenn es einfach nur Spaziergänger mit ihrem Dackel sind.“ Eine andere Option, die immer wieder diskutiert werde, seien Gummigeschosse. „Aber das halte ich für Schwachsinn.“ Ebenso warnt er davor, als Privatperson Wildtierkameras im öffentlichen Gelände aufzustellen: „Das ist ein Verstoß gegen den Datenschutz.“

Er als auch Rechten sehen eine Möglichkeit darin, auf den wichtigsten Trieb des Wolfs zu setzen – den Feindvermeidungstrieb: „Man macht dem Wolf deutlich, dass man sein Territorium für sich beansprucht“, erklärt Rechten. „Das Töten sollte nur letzte Option sein“, ergänzt Tramm.

Die beiden Mitglieder des Hegerings Sottrum allerdings bauen vor allem auf die Identifizierung der Wölfe und darauf, die Menschen zu informieren, dass Sottrum Streifgebiet ist. Um die Identifizierung zu vereinfachen, gibt es mittlerweile eine große Datenbank, in der sich gefundene Wolfs-DNA abgleichen lässt. Die DNA-Proben stammen aus Rissen, aber auch aus Kotproben. „Wer also mal einen Hundehaufen findet, der nicht ganz wie ein Hundehaufen aussieht, sondern auch Haarspuren beinhaltet, kann Proben auch einschicken“, erklärt Tramm. „Aus dem DNA-Material kann dann geschlussfolgert werden, welchem Rudel der Wolf angehört.“ Vor allem ein Appell ist dem Bötersener wichtig: „Egal, ob Spaziergänger, Landwirte oder Reiter: Wer einen Wolf sieht, sollte das dem Wolfsmonitoring unter www.wolfsmonitoring.com melden.“